Kapitel eins
Haley
Der salzige Wind schlug mir entgegen und wehte mir die Haare ins Gesicht. Ich seufzte und blickte nach vorn, um zu sehen, ob meine Eltern es bemerkt hatten – hatten sie nicht. Stattdessen führten sie ihre erhitzte Unterhaltung über die Aussprache irgendeines französischen Wortes weiter, das sie gerade im Autoradio gehört hatten.
Mir peitschte der Wind um die Ohren, und sie bemerkten es nicht einmal.
»Ma.« Vorwurfsvoll meldete ich mich schließlich zu Wort und beugte mich vor, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich tippte ihr auf die Schulter, was mir ein flüchtiges Nicken in meine Richtung einbrachte. »Ihr bringt mich hier hinten mit dem geöffneten Fenster um.« Ich hielt mein Haar im Nacken zusammen, bemüht, es daran zu hindern, wild umherzuflattern.
Ich würde Bradley heute sehen, und auf keinen Fall wollte ich aussehen wie eine Figur von den Muppets, die gewaschen und zum Trocknen draußen liegen gelassen worden war. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und dem Wind ... war das wohl mein unausweichliches Schicksal.
»Oh, reg dich nicht künstlich auf«, sagte Priscilla, meine ältere Schwester, und blätterte eine Seite in ihrem Buch um.
Obwohl wir dieselben Eltern hatten, hätten wir nicht unterschiedlicher sein können. Während ich blauäugig und blond war, kam sie mit ihren dunklen Augen, ihrem dunklen Teint und der düsteren Persönlichkeit nach Dad. Rechne noch ihre aktuelle Frisur hinzu – einen Halbpony mit einem rasierten Kopf –, und ich war überzeugt, eine von uns war adoptiert.
Oder zumindest vom Postboten gezeugt.
»Entschuldige, Süße«, meinte Mom und drehte sich endlich zu mir um.
Ich warf Priscilla einen Blick zu, bevor ich mich wieder dem Verursacher meiner sich verknotenden Haare zuwandte. »Das Fenster«, erinnerte ich meine Mutter und zeigte auf die Beifahrertür.
Mom seufzte, kurbelte das Fenster aber hoch.
»Wir stellen schon die Klimaanlage nicht an, nur damit du eine perfekte Frisur hast«, meldete sich Dad vom Fahrersitz.
Schon klar. Obwohl er Herzchirurg war, war er ein Geizhals. Er weigerte sich, für irgendetwas Geld auszugeben. Er füllte sogar unterwegs Wasserflaschen und kippte sie zu Hause in den Toilettentank, damit wir weniger Wasser verbrauchten.
Ich hatte seine Schrulligkeiten nie verstanden, aber Mom nannte sie »liebenswert« und beließ es dabei. Egal, wie sehr ich mich beklagte, er weigerte sich, meine Cheerleader-Uniform zu bezahlen oder das neueste Smartphone – ich konnte ihn nicht dazu bringen nachzugeben.
Deshalb jobbte ich im örtlichen Diner. Dieser Job w