KAPITEL EINS
Am Samstagnachmittag saß ich an meinem Schreibtisch und versuchte, meine Physikaufgaben zu machen – doch, doch, das versuchte ich wirklich –, aber stattdessen starrte ich wie gebannt auf das kleine zusammengefaltete Stück Papier, das ich an die Pinnwand über meinem Schreibtisch gehängt hatte.
Es war das Stück Papier, auf dem Lachlans Nummer stand.
Lachlan Daniels.Der Lachlan. Der Junge, in den ich seit drei Jahren verknallt war. Über eins achtzig unglaublich straffe Perfektion mit olivfarbener Haut. Und er hatte mir seine Nummer gegeben. Allein der Gedanke jagte mir Schauer über den Rücken.
Zugegeben, er hatte sie mir nur gegeben, weil wir im Fach Wirtschaft mit mehreren Leuten zusammen für ein Projekt eingeteilt worden waren – aber ich erlaubte mir, diese nebensächliche Tatsache zu ignorieren. Was mich anging, hatte er mir seine Nummer gegeben, weil er es wollte.
Und jetzt machte dieses kleine Stück Papier es mir so gut wie unmöglich, die Geschwindigkeit eines Autos zu berechnen.
Ein Klopfen an meinem Fenster lenkte meine Aufmerksamkeit ab. Ich lächelte, als ich Ethans Gesicht durch das Glas erkannte. Er war der Quarterback des Football-Teams, mein Freund seit Kindertagen und Vertrauter. Die struppigen blonden Haare fielen ihm über die Augen, als er grinsend auf den Fenstergriff zeigte.
Wir wohnten Tür an Tür, seit wir fünf Jahre alt waren. Wir hatten alles zusammen unternommen – jedenfalls, bis er beliebt geworden war und ich nicht. Aber er hatte mich nie spüren lassen, dass ich weniger angesehen war als er. Ich war die Einzige, die sich Gedanken über unsere unterschiedlichen sozialen Stellungen machte. Ethan sagte mir immer, dass uns nichts auseinanderbringen würde. Ich bezweifelte das, doch ich musste ihm nur ins Gesicht sehen, um zu erkennen, dass ich dumm war, wenn ich fürchtete, unsere Beziehung würde sich je ändern.
Ich winkte ihm zu, ging hin und ließ ihn ein.
»Hey, Livi«, grüßte er und strich sich das Haar aus der Stirn.
Ich kniff die Augen zusammen. »Bist du nicht zu alt, um dich durchs Fenster einzuschleichen?«
Etha