Das Museum deiner Erinnerungen
Im Laufe unseres Lebens haben wir es mit vielen und sehr unterschiedlichen Auseinandersetzungen, Unstimmigkeiten, Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten und manchmal auch Kämpfen zu tun. Wenn es zum Beispiel um die Kindererziehung geht, können Mutter und Vater unterschiedlicher Meinung sein, was sie dem Kind erlauben sollten und was besser nicht. Lernen für die Schule, Schlafens- und Ausgehzeiten, Onlinespiele, Freizeitbeschäftigungen und oft auch die Freunde führen immer wieder zu Diskussionen zwischen den Eltern. Die Großeltern haben nochmals andere Ansichten dazu.
Unstimmigkeiten im Büro und bei der Arbeit zu den Themen Zeiterfassung, Urlaubszeiten, Vertretungen, Übernahme von Arbeiten, die Qualität der Arbeit und Delegation von Aufgaben führen leicht zu Unstimmigkeiten und zu Meinungsverschiedenheiten. Wenn es um die eigene Karriere geht, wenn der eine oder die andere bevorzugt wird oder Gehaltsunterschiede zutage treten, dann sind Streitigkeiten und verbale Kämpfe immer wieder zu beobachten. Doch sind diese Beispiele schon Konflikten zuzuordnen, oder sind sie bloß unterschiedliche Auffassungen von ein- und derselben Sache? Ich glaube nicht. Konflikte haben eine besondere Eigenschaft: Zumindest eine der beteiligten Parteien fühlt sich bedroht. Diese Definition werde ich in den folgenden Absätzen ausführlich erläutern, da es zur Bewältigung von Konflikten wichtig ist, die andere Partei zu verstehen, ohne mit ihr einverstanden sein zu müssen.
Das menschliche Gehirn besteht aus ungefähr 100 Milliarden Nervenzellen. Diese Nervenzellen sind durch Kontaktpunkte, sogenannte Synapsen, miteinander verbunden. Die Anzahl diese Synapsen ist um ein Vielfaches höher als die Anzahl der Nervenzellen selbst.
Wir alle tragen einen Supercomputer zwischen unseren Ohren,
der zu 98 Prozent unbewusst funktioniert.
Unbewusst heißt, du bist dir darüber nicht bewusst, es läuft alles automatisch ab. Dafür dürfen wir sehr dankbar sein. Denn nur so ist es möglich, dass dein Körper mit allen seinen Funktionen seine Arbeit macht. Niemand von uns muss über die Atmung, den Herzschlag, die Verdauung, den Stoffwechsel und darüber nachdenken, wie Gehen, Laufen, Stehen, Zähneputzen oder Autofahren funktioniert.
Du erinnerst dich sicherlich an die Zeit, wo du zum Beispiel gelernt hast, Rad zu fahren, Walzer zu tanzen oder für eine bestimmte Sportart trainiert hast: Da war es notwendig, die Bewegungsabläufe einzustudieren, und zwar so lange, bis sie automatisiert waren und unbewusst abliefen. Training dient zum Feintuning und zur verbesserten Automatisierung dieser Abläufe, vollkommen unbewusst. Lernen, Reden und Streiten sind ebenfalls vollkommen unbewusste Vorgänge. Unser Unbewusstes beschreibe ich immer wieder als einen unendlich großen Tiefenspeicher. In diesem Speicher sind unsere erlernten Abläufe hinterlegt und blitzschnell abrufbar. Gleichzeitig sind auch alle unsere Erinnerungen aus unserem Leben darin abgespeichert. Vielleicht erinnerst du dich an bestimmte Ereignisse aus deiner Schulzeit, an die eine oder andere gute Note, an einen Freund oder eine Freundin von damals, vielleicht an einen Streit oder eine ernsthafte Auseinandersetzung. Wenn du weiter in die Gegenwart gehst, siehst du vielleicht Erinnerungen aus deiner weiteren Ausbildung, du denkst an deinen ersten Kuss, an einen verträumten Urlaub mit einem besonders wichtigen Menschen von damals. Es kann sein, dass du dich wieder erinnerst, wie du eine Liebe deines Lebens möglicherweise verloren hast, und wie du in dieser Zeit mit diesem Verlust umgegangen bist. Dein erster Arbeitstag, deine Beförderung, der Tag, an dem jemand mit deinen Leistungen nicht zufrieden war und dich kritisiert hat, ein Streit mit deinen Nachbarn und eine Versöhnung mit einem verloren geglaubten Menschen fallen dir vielleicht ebenfalls ein. Du stellst fest, wenn du diese Erinnerungen aufrufst, macht sich ein Gefühl in deinem Körper breit. Ist die Erinnerung positiv bewertet, fühlst du eine positive Emotion, wie zum Beispiel Freude, Glück, Liebe und Anerkennung. Ist die Erinnerung allerdings negativ besetzt, dann sind es Ärger, Furcht, Traurigkeit, Schuldgefühle, Wut und Zorn, um ein paar Beispiele zu nennen. Es ist schon sehr interessant, dass der bloße Gedanke an eine Erinnerung praktisch zeitgleich das dazugehörige Gefühl in uns auslöst.
Zu jeder Erinnerung gehört auch, wie du mit dieser Situation umgegangen bist, ob und wie du sie gelöst hast. Wie waren deine Strategien, dich in schwierigen Situationen zu verhalten? Wie hat sich dein Verhalten verbal und nonverbal ausgedrückt, welche Körpersprache hast du gezeigt? Hast du eher versucht, die beteiligten Personen zu verstehen und deren Ansicht