: Matthias Matussek
: Armageddon Roman
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958905962
: 1
: CHF 15.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Video, ein Scharfschützengewehr, eine Morddrohung der Antifa und ein nach links blinder Staatsschutz. Matusseks Roman beginnt wie ein Thriller und endet in der finalen Schlacht zwischen den Mächten des Himmels und denen des Satans, frei nach der Apokalypse des Johannes. Rico Hausmann, Katholik, ehemaliger Starjournalist und nun als rechts verfemt, hat sich in ein Dorf an der Ostsee zurückgezogen und sendet von dort im Internetradio »Kontrafunk« seine Polemiken gegen eine korrupte grünlinke Regierung, die ein »Klimaziel« zur erbärmlichen Ersatzreligion gemacht hat. Nun wird er gejagt vom Putzer, dem Antifa-Helden der G20-Krawalle. Da ruft ihn ein beklemmender Einsatz nach Paris. Rico soll einer Freundin beim Selbstmord helfen und ihn feiern. Rico sieht die Kultur des Todes wuchern. Als er wieder zurück ist, greift der Tod nach ihm. Ein wütender und doch melancholischer Roman um gewöhnliche Denunzianten und außergewöhnliche Autoren.

Matthias Matussek, geb. 1954, studierte Germanistik, Amerikanistik und Komparatistik, ist Autor von 24 Büchern, davon drei Bestsellern, sowie drei Romanen, Kurzgeschichten, Drehbüchern. Er ist Träger des Egon-Erwin-Kisch-Preises, arbeitete drei Jahre für den Stern, 26 Jahre lang für den Spiegel, u. a. als Büroleiter in New York, Rio de Janeiro und London, sowie als Kulturchef des Magazins; anschließend knapp zwei Jahre als Autor bei der Tageszeitung Die Welt. Matussek schrieb zahllose Titelgeschichten, etwa über Lady Di oder die Kulturrevolution der 68er, dazu Reportage-Essays über literarische Schwergewichte wie Heinrich Heine, James Joyce, Georg Büchner und Mark Twain. Für seinen Videoblog Matusseks Kulturtipp wurde er mit dem Goldenen Prometheus ausgezeichnet.

Windräder und Aberglaube


Natürlich nahm Rico seinen Zusammenstoß mit dem Antifa-Kämpfer ernst, klar, schließlich ging es hier um sein Leben. Die Tante hieß Lady Death im Video. Und in ihrem Geigenkasten trug sie ein Gewehr mit Zielfernrohr. Irgendeiner seiner Leser hatte ihn darüber informiert, dass das Ding beileibe nicht irgendein nachgebautes Filmutensil sei, sondern ein echtes Scharfschützengewehr aus britischer Produktion der Firma Accuracy International.

Rico musste seine Nerven beruhigen. Er setzte sich auf ein Kissen vor die Verandatür zum Garten, richtete sein Kreuz auf und atmete langsam und tief in seine Bauchhöhle. Nichts denken, nur wahrnehmen. Alles vergeht. Gedanken sind wie Wolken am Himmel, die weiterziehen. Interesselos betrachten.

Einige Raben stolzierten über das Feld gegenüber. Dahinter das metallene Band der Ostsee. Atmen, ein und aus. Die Raben. Schwarze Unglückvögel. Der Typ an seinem Toyota. Er hatte Ricos Namen ins Handy gebrüllt. Mit wem telefonierte er?

Rico gab auf. Er musste reden. Peer und Silke kamen ihm in den Sinn, die im Nachbardorf wohnten. Er verließ die Wohnung, ging zu seinem BMW, der neben den anderen Autos unter dem Wellblechdach abgestellt war, und zog die große Runde im vorgeschriebenen Schritttempo durch die Siedlung, bis er am Ortsausgang wieder auf die Nordstraße einfädelte.

Graues Straßenband, kaum Verkehr, er hielt Ausschau. Hinter Tysby, die Ortschaften hier hatten dänische Namen, lag linker Hand die Wiese des Barons, in einer dunkelgrünen Senke, sie war nicht viel wert, weil sie unter Grundwasser stand, durch den Nebel zogen schwarze Schlieren, aus dem Sumpf schienen dunkle Gestalten zu steigen, die sich herrisch aufrichteten, Eichenstämme links und rechts, grau dieser Tag, ohne Konturen, überall im Grau diese schwarzen Schlieren, alles sah nach Unheil aus, der Himmel lastete schwer über den abgeernteten Feldern, eine verlassene Welt, in der nichts blieb als die eigenen Gedanken, die jetzt eher in ein finsteres Brüten übergingen.

Seit einiger Zeit befiel ihn eine eigenartige Stimmung, eine Abschiedsstimmung, er konnte es nicht anders nennen. Abschied von einer Welt, die einst in Ordnung war und nun ins Chaos rutschte. Verfehlungen in der Politik waren es nicht allein. Es war etwas Grundsätzlicheres ins Rutschen gekommen, die Seelen hatten Schaden genommen, eine dunkle Macht legte ihren Mantel über die Welt. Die Aussichtslosigkeit nahm zu. Seine Niedergeschlagenheit hatte nichts mit eigenen Todesahnungen zu tun, als gläubiger Katholik hoffte er ja darüber h