: Dumas - Le Prince
: Die Totenhand. Band 2 Die Fortsetzung von 'Der Graf von Monte Christo'
: apebook Verlag
: 9783961305766
: 1
: CHF 2.70
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
Die Geschichte um den jungen Edmond Dantès, der durch ein Komplott von missgünstigen Neidern aus dem höchsten Glück in den tiefsten Abrgund geschleudert wird und schließlich, nach vierzehn Jahren unverschuldeter Kerkerhaft zurückkehrt, um als mysteriöser Graf von Monte Christo Rache zu üben an seinen Peinigern, ist den meisten bekannt. Doch kaum jemand weiß, dass es eine Fortsetzung dieser Geschichte mit gleichsam umgekehrten Vorzeichen gibt. Hier nun wird der ehemalige Rächer zum Ziel der Vergeltung, denn seine erbarmungslosen Handlungen haben ihrerseits die Schicksale Unschuldiger beeinflusst. Und so setzt sich die Geschichte der Rache fort... Dieses ist der zweite von drei Bänden.

I. Das Kolosseum.


Das berühmte Amphitheater, in welchem einst zur Belustigung der Römer die Martern der Christen stattfanden, scheint den Namen, unter welchem man es seit einigen Jahrhunderten bezeichnet, von einer riesigen Statue Neros angenommen zu haben, die am Fuße dieses Gebäudes errichtet war.

Benedetto erstieg die Stufen, welche zu den Trümmern der kaiserlichen Tribüne führen und ließ von dort seine Blicke über das weite Amphitheater schweifen, als ob sein Auge die Dunkelheit zu durchdringen vermöchte, welche die Nacht hervorrief und die sich über die Trümmer des römischen Prunkes gelagert hatte.

An den Orten, welche der Mond minder hell beschien, glänzten einige Fackeln in dem Mittelpunkte kleiner Gruppen von Kunstliebhabern, denen ein Cicerone den Bau des prachtvollen, im Verfall begriffenen Gebäudes erklärte. Der Sohn Villeforts stieg die Estrade hinab, welche zu der kaiserlichen Tribüne geführt hatte und vermied dabei das Zusammentreffen mit jenen Gruppen Neugieriger, indem er sich mitten durch die Ruinen hindurch jenem Teile zuwendete, welcher Zirkus der Tiere genannt wird und jetzt ganz verödet zu sein schien. Der Schall von Schritten machte indes, daß er stehen blieb und sich im Schatten einer riesigen Säule verbarg.

Bald darauf zeigte sich ein Mensch, in einen braunen Mantel gehüllt, den Augen Benedettos, beleuchtet durch einen der matten Strahlen des Mondes. Dieser Mensch hatte die Augen auf die rötliche und flackernde Flamme eines der Cicerone gerichtet, die in einer geringen Entfernung brannte.

»Sie ist es,« murmelte der Unbekannte, der mit wirrem Blicke den Bewegungen der Flamme folgte; »sie ist es – das Weib, das ich nicht vergessen kann, selbst nicht einen einzigen Augenblick! Weh mir! Wohin soll ich, durch dieses Fieber verführt, geraten! Ha, Eugenie d'Armilly – Du mußt mein sein!«

»Das ist Vampa!« sagte Benedetto bei sich selbst in dem Augenblick, in welchem der Bandit, ängstlich umherblickend, sein Gesicht den Strahlen des Mondes preisgab, indem er es der Richtung zuwendete, in welcher Benedetto sich verborgen hatte.

Das Licht der Fackel, welches in diesem Teile der Ruinen funkelte, begann sich dem Zirkus der Tiere zu nähern, und Vampa erbebte unwillkürlich, indem er auf die Säule zuschritt, hinter welcher Benedetto stand.

In diesem Augenblicke erschienen an dem Eingange des Zirkus zwei Frauengestalten, denen der unermüdliche Cicerone voranschritt, welcher den Arm mit der Fackel ausstreckte, deren flackerndes Licht seine unsicheren Strahlen in die Tiefe des Zirkus sendete, in welche diese Frauen ihre neugierigen Blicke senkten.

»Sehen Sie hier,« sagte der Cicerone, »dort war der Käfig der Tiere, in welchem sie ihr wildes Geheul der Wut und des Hungers ausstießen, bevor sie in die Arena geführt wurden, aus der sie s