Prolog: Der Große Kurfürst
Ein schlimmer Monat, der Oktober. Schlimmer noch als all die vergangenen, in denen es die Sonne mit einem Todkranken besser meinte, den der reißende Schmerz in den Gelenken schier umbringen wollte. Seit Jahren ging das so. Zuletzt hatte er im Februar hilflos und in Erwartung des Todes daniedergelegen. Kaum ein halbes Jahr später konnte er in der Neumark wieder dem geliebten Jagdvergnügen nachgehen und fühlte sich leidlich wohl dabei. Heute jedoch schlug das Herz dumpf in der mächtigen Brust, die längst nicht mehr genug von der Herbstluft aufnehmen wollte. Von der Spree wehte es feucht herauf.
Schwer rang der alte Mann nach Atem und versuchte sich aufzurichten. Nein, das war kein Leben mehr für einen einst so kräftigen Mann wie ihn. Hilflos und elend lag er, Friedrich Wilhelm, den die Welt in Ehrfurcht und Anerkennung den Großen Kurfürsten nannte, in seiner Residenz und wartete darauf, dass ihn der HERR aus diesem irdischen Jammertal abrief. All die Kuren in Pyrmont und an der neu entdeckten Quelle im märkischen Freienwalde hatten ihm auf Dauer keinerlei Erleichterung verschafft. Und ebenso wenig der Königsteiner Sauerbrunnen, den er sich gleichsam eimerweise einverleibt hatte.
Ächzend drehte er den schweren Leib im Lehnstuhl zur Seite und griff nach der Teetasse. Wie gern wäre er für einen Augenblick aufgestanden und ans Fenster getreten, doch die von der Wassersucht stark angeschwollenen Beine wollten ihm nicht gehorchen und nach der Dienerschaft mochte er nicht läuten. An solchen Tagen sah er am liebsten niemanden um sich, nicht einmal seine Frau, die treue Dorothea, die ihm jeden Wunsch von den Augen ablas und ihm doch so viel Kummer bereitete.
Bereut hatte er es nie, sie nach dem allzu frühen Tod seiner ersten Frau geheiratet zu haben, ohne jeden Prunk und großes Beilager ü