»Es gibt keinen Unsinn, den man der Masse nicht durch geschickte Propaganda mundgerecht machen könnte«,7 formulierte der britische Philosoph Bertrand Russell und beschrieb damit treffend schon im Jahr 1951 das aktuell vorherrschende Bild von Propaganda als etwas Negatives. Heute wird der Begriff vor allem dafür gebraucht, einem politischen Gegner unlautere Mittel vorzuwerfen. Niemand aber, der ernst genommen werden will, würde noch von sich behaupten, Propaganda zu betreiben. Hätten allerdings die Deutschen zwischen 1933 und 1945 den Begriff abwertend aufgefasst, hätte Goebbels sich wohl nicht als Leiter des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) bezeichnen lassen können. Propaganda musste zuvor also zumindest in Deutschland schon mit etwas Positivem oder wenigstens Neutralem umschrieben worden sein.
Doch auch ohne dass ein Name dafür existierte, hat es Propaganda wohl immer gegeben. Ihre Techniken lassen sich im Rahmen der Untersuchung von Herrschaftsgeschichte bereits im Altertum nachweisen. Im antiken Griechenland entstand im 5. Jahrhundert vor Christus die Rhetorik als Redekunst der politischen Überzeugungsarbeit, während die Weissagungen des Orakels von Delphi schon ernsthafte Täuschungsabsichten verfolgten. Auch römische Kaiser, die zur Machtsicherung ihr Volk durch »Brot und Spiele« bei Laune hielten, betrieben Propaganda. Fasst man die Definition für den Begriff Medium nicht zu eng, können theoretisch bereits antike Münzen als frühe Propagandamedien eingeordnet werden. Münzbeamte der späten Römischen Republik nutzten die schnelle Verbreitung des Zahlungsmittels nämlich systematisch für politische Zwecke aus, indem sie darauf mit dem prunkvollen Konterfei ihrer Herrscher warben. Sobald ein neuer Kaiser den Thron bestieg, wurden passende Münzen geprägt, die Stationen seines Lebens glorifizierten und ihn so im wahrsten Wortsinne dem Volk »einprägten«. Mit Sicherheit das erste massentaugliche Medium ist das gedruckte Buch, dessen Erfindung durch Johannes Gutenberg seit Ende des 15. Jahrhunderts entscheidend zum Vers