: Julia Hock
: Nightmare Die Morgendämmerung
: Books on Demand
: 9783750489394
: 1
: CHF 7.10
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 412
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ist Zorn gefährlicher als Macht? Nur mit Hilfe konnte Melrose vom Herrschaftsgelände und damit aus den Fängen ihrer machtgierigen Tante fliehen, doch zu welchem Preis? Luke, ihre große Liebe, hat seinen Vater und Teile seines Gedächtnisses verloren und kann oft nur noch auf Bruchstücke seiner Erinnerungen zugreifen. Melrose und ihre Freunde sind sich einig: Mayra muss vom Thron gestürzt und ihrer Schreckensherrschaft ein Ende bereitet werden. Doch dafür brauchen sie mehr als nur Mut und Melroses Kräfte.

Julia Hock ist Erschaffer, das blöde Arschloch, die hochnäßige Prinzessin, ein Herzensbrecher oder schlicht und ergreifend einfach nur Autorin. Geboren wurde sie 2002 in Aschaffenburg und hat schon als kleines Kind für ihr Leben gern gelesen. Von Fantasyliteratur war sie immer ein großer Fan und nun ist nach einem weiteren Jahr des Schreibens der zweite Band ihrer Trilogie Nightmare erschienen.

KAPITEL 1


»Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?«, ich hatte meine Füße auf die Ablage von Lukes Audi gelegt und beobachtete ihn, während er fuhr.

»Ach Rose, wir haben uns lange genug versteckt. Heute werden wir zu meinem Lieblingsplatz fahren. Außerdem kennt den doch keiner außer uns beiden«, er sah mich durch den Spiegel an und lächelte.

Ihn grinsen zu sehen war ansteckend: »Na gut, aber dann müssen wir weit weg von hier, falls sie auf die Idee kommen, dass wir uns hier aufhalten könnten.«

Ich hatte den Kontakt zu Jake aufrecht erhalten. Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was ich ohne ihn machen würde. Nur dank ihm wussten wir, dass Mayra geheime Suchtruppen losgeschickt hatte, um uns zu finden. Die Stimmung im Schloss schien sich in den letzten Wochen beruhigt zu haben. Aber dennoch meinte Jake, er spüre eine gewisse Anspannung in Mayras Nähe, obwohl sie immer wieder beteuerte, sie könne nicht verstehen, warum ich mit einem Menschen durchgebrannt sei. Äußerlich tat sie so, als würde sie sich Sorgen um mich machen, doch insgeheim plante sie wahrscheinlich schon meine Hinrichtung.

Ich hatte Luke über alles aufgeklärt, von meinem leiblichen Vater, bis zur ausradierten Familie Mond, einfach alles. Unser Verhältnis war nach der Flucht viel besser geworden und alles wäre perfekt, wären da nicht seine Ausfälle. So hatten wir das genannt, wenn er Dinge vergaß, Ausfälle.

Manchmal erinnerte er sich nicht einmal an mich.

Man könnte meinen, dass man sich mit der Zeit daran gewöhnen würde, aber das konnte ich nicht.

Es tat jedes Mal wieder weh, wenn er mich mit diesem trüben Blick ansah, und jedes Mal begann ich, Mayra dafür ein Stück mehr zu hassen.

Der Wagen rollte auf einen verschneiten Schotterweg und ich sah den Parkplatz, auf dem ich mit Luke schon einmal gewesen war, als ich ihm gestanden hatte, was ich war:

Ein Ängste kontrollierender Nightmare. Nur dass ich viel mehr war als das. Hinter mir steckte so viel mehr als nur mein königlicher Nachname Morgen.

»Weißt du noch, wie wir uns hier das erste Mal umarmt haben?«, Luke wackelte vielversprechend mit den Augenbrauen.

Ich lachte auf: »Schön, dass du dich daran noch erinnerst!«

Er stieg aus und ging zur Beifahrertür, um sie für mich zu öffnen. Ich zupfte meine Kleider zurecht und stieg aus dem Wagen. Egal wie nahe wir uns waren, es war für mich immer noch so ein seltsames und gleichzeitig unglaublich schönes Gefühl zu wissen, dass wir zueinander gehörten. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viel Kontakt zu einer einzelnen Person gehabt.

Der Schnee knirschte unter meinen Füßen und er reichte mir seine Hand, die ich mit einem Lächeln ergriff.

Eigentlich hätte ich frieren müssen, doch Luke löste immer so eine wohlige Wärme in mir aus, dass die Kälte mir nichts anhaben konnte.

»Du hast Schnee in den Haaren, Rose«, er zog mich zu sich und holte mir eine Flocke aus den Haaren, doch noch bevor er sie mir zeigen konnte, war sie schon in seinen Händen geschmolzen.

»Das wird nicht ausbleiben«, murmelte ich und sah dabei seine braunen Haare an, in denen sich ebenfalls kleine Eiskristalle verfangen hatten.

»Weißt du, wo noch eine ist?«, fragte er und lehnte sich nach vorne.

Vielleicht konnte mir die Kälte doch etwas anhaben, zumindest war ich wie eingefroren, bewegte mich keinen Millimeter: »Nein, weiß ich nicht.«

Ein Lächeln huschte über seine Lippen und dann lag sein Mund auf meinem. Ich schloss die Augen und ließ die Schneeflocken sich weiterhin in meinen Haaren verfangen. Unser Kuss war wie immer zart und innig. Seine Hand wanderte an meinen Nacken und er zog mich noch näher an sich.

Als ich mich von ihm löste, wusste ich, dass ich bescheuert grinste.

»Ich glaube, da ist noch eine«, murmelte er und beugte sich schon wieder nach vorne.

»Luke!«, schrie ich lachend und drückte ihn beiseite.

Er zog einen Schmollmund: »Schade!«

Wie ein kleines Kind hüpfte ich durch den Schnee. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so losgelöst gefühlt, denn da war immer dieser Druck, diese Paranoia, egal wo Leute auftauchten. Wir wussten nicht, wie unsere Feinde aussahen, geschweige denn wie viele sie waren oder welche Fähigkeiten sie hatten. Nach einem Stück drosselte ich mein Tempo und zuckte wegen eines knackenden Astes zusammen. Wie gesagt, es ähnelte schon einer Paranoia.

Luke holte mich ein: »Denk nicht so viel nach.«

»Was?«, ich schreckte hoch.

»Du hast doch schon wieder an die Suchtrupps gedacht, oder? Dein Gesicht verzieht sich dann immer so komisch.«

Jetzt kannte der Lügendetektor also auch schon meine Gedanken.

»Tut mir leid, ich wollte die Stimmung nicht kaputt machen«, ich wandte meine Aufmerksamkeit auf meine Schuhspitzen, die schon durchnässt waren.

»Du hast gar nichts kaputt gemacht«, Luke hob mein Kinn an, »das hier kann uns keiner kaputt machen.« Ich lächelte und er schob mich weiter vorwärts. Eine ganze Weile liefen wir einfach schweigend nebeneinander her, die Finger ineinander verschränkt, als wären wir schon Jahre lang zusammen, als wäre es für uns normal, Händchen zu halten.

Ich musste mich nicht mehr groß konzentrieren, wenn es darum ging, andere zu berühren. Aber trotzdem dachte ich jedes Mal darüber nach, dass ich aufpassen musste.

Schon von Weitem und trotz des Schneefalls konnte ich die Bank ausmachen, auf der wir vor einiger Zeit gesessen hatten, es kam mir vor als wären seitdem Jahre vergangen.

»Völlig zugeschneit«, meinte Luke und wischte mit seinem Ärmel über den Sitzplatz, allerdings nur so viel, dass er sich setzten konnte.

»Na danke!«, ich verdrehte spielerisch die Augen und machte mich schon daran, auch den Schnee beiseite zu schieben, doch da zog er mich auf seinen Schoß.

»Du musst dich nicht ins Nasse setzen.«

»Ich bin doch nicht aus Zucker!«, lachte ich, blieb aber wo ich war.

Er legte seine Arme um mich und sein Kinn an meine Schulter: »Ich weiß, warum ich dir diesen Ort damals gezeigt habe.«

»Wieso?«, ich beobachtete wie ein paar Flocken vom Wind umhergewirbelt wurden.

»Ich wusste, dass wir eines Tages wieder hierherkommen würden.«

»Das konntest du doch gar nicht wissen.«

»Oh doch, ich wusste es schon seit dem Moment, als ich dich gesehen hatte, in dem Club.«

»Das ist lächerlich, Luke«, ich schüttelte lachend den Kopf.

»Hey, das ist es gar nicht«, er boxte mir leicht in die Seite.

»Na schön, du Wahrsager.«

»Soll ich dir noch etwas vorhersagen?«

»Was denn?«

»Du bist gleich klitschnass.« Ich reagierte viel zu langsam, wollte aufspringen, doch zu spät. Eine fette Ladung frischer Pulverschnee landete in meinem Gesicht.

»Du Idiot!«, schrie ich und rannte weg, bevor mich noch mehr traf.

Er lachte laut auf: »Jetzt hast du Angst, nicht wahr?«

»Träum weiter!«, rief ich und schmiss den Schneeball, den ich gerade gemacht hatte, mitten auf seine Brust.

»Na warte!«, er formte ebenfalls eine Kugel und warf sie, allerdings konnte ich mich noch rechtzeitig darunter hinweg bücken.

»Netter Versuch!«, erneut griff ich mit meinen bloßen Händen in den Schnee und formte so schnell wie möglich einen Ball, da meine Finger schon vor Kälte schmerzten.

So ging das auch noch eine ganze Weile hin und her, bis ich am ganzen Leib zitterte, jedoch wollte ich nicht aufgeben.

Gerade wollte ich einem Schneeball ausweichen, doch ich war nicht schnell genug. Er traf mich direkt am Hals: »Ih, Luke!« Meine Zähne klapperten und er kam hinter seiner Deckung, der Bank, hervor.

»Du zitterst ja! Warum hast du nichts gesagt?«

»Weil es Spaß macht, dich abzuschmeißen!«, meinte ich und klatschte ihm noch eine Hand Schnee ins Gesicht, bevor er sich wegdrehen konnte.

Er schüttelte den Kopf, sodass alles von ihm abfiel: »Okay, Frieden?«

»Ha, du gibst auf!«, ich klatschte triumphierend in die Hände.

»Hätte ich jemals eine Chance gegen dich?«, er legte den Kopf grinsend schief.

Ich musste an meine Kräfte denken und automatisch lachen: »Nicht die geringste.«

»Also schließen wir Frieden?«, er reichte mir die Hand und ich schüttelte sie, doch anstatt loszulassen, hob er mich hoch und trug mich den Weg entlang.

»Idiot!«, murmelte ich, bibberte aber weiterhin.

»Wie wäre es jetzt mit einer schönen, warmen Tasse Kakao?«

Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter: »Klingt himmlisch.«

Mit zitternden Fingern drehte ich die Heizung im Auto höher, doch die...