: Isabel Renner
: Schatten über Cornwall Der vergessene Jahrmarkt
: dp Verlag
: 9783987781896
: 1
: CHF 4.90
:
: Erzählende Literatur
: German

Ein Geheimnis, das seine Schatten auf die Gegenwart wirft
Der mitreißende Familiengeheimnis-Roman vor der Kulisse Cornwalls

Cornwall, 1960: In einem letzten Versuch, die Familie vor dem Ruin zu bewahren, erbaut Calandras Vater in den Wäldern des Familienanwesens einen Jahrmarkt. Doch bevor dieser die Toreöffnet, passiert ein schweres Unglück. Calandra wird gezwungen,über die Vorkommnisse zu schweigen. Der Jahrmarkt wird abgeschottet und gerät in Vergessenheit, doch Calandra trägt diese schwere Bürde ihr Leben lang mit sich.

Sechzig Jahre später bittet Calandra ihre Enkelin Cadis auf dem Sterbebett, das Geheimnis um den alten Jahrmarkt aufzudecken. Cadis begibt sich auf eine Suche nach den Puzzlestücken der Vergangenheit. Sie bekommt dabei unerwartete Hilfe von Fin, dessen Familiengeschichte eng mit ihrer eigenen verknüpft ist. Doch um die Wahrheit zu enthüllen, muss Cadis sich gegen ihre eigene Familie stellen und ihreÄngsteüberwinde . Wird sie es schaffen, das Geheimnis des Jahrmarkts zu lüften und die Vergangenheit ihrer Großmutter zu enträtseln?

Ers e Leser:innenstimmen
„Ein fesselnder Familiengeheimnis-Roman, der die Leser auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit mitnimmt.“
„Spannend bis zum Schluss! Die Geheimnisse des Jahrmarkts entfalten sich nach und nach und ich habe die ganze Zeitüber mitgefiebert.“
„Ein faszinierender Familienromanüber die Macht der Vergangenheit und die Bedeutung von Familienbanden.“
„Ein absolutes Muss für alle, die sich für dunkle Geheimnisse und mysteriöse Ereignisse begeistern können.“


Das Wandeln in Traumwelten sowie das Niederschreiben dieser Geschichten sind schon immer ein großer Teil von Isabel Renner und begleiten sie seit ihrer frühen Kindheit durch ihr Leben. Wenig überrschend kann ihr die triste Tätigkeit als Steuerfachangestellte nicht dauerhaft gerecht werden. Darum hängt sie ihre berufliche Karriere an den Nagel, um ihr Abitur nachzuholen und schließlich in Konstanz Sprachwissenschaft zu studieren, wo sich auch ihre Liebe zum Schreiben weiterentwickelt. Ihr Debütroman Es bleibt in der Nachbarschaft, erschienen beim Verlag Edel Elements, ist seit dem 01.02.2022 überall als E-Book erhältlich. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt sie mittlerweile an der Nordsee und schreibt am liebsten Romance, New Adult und Romantasy.

Kapitel 1 – Cadis


Cornwall, England, vor ca. 20 Jahren

„Da! Sie ist da hinten beim Wald!“

„Aber wie ist sie rausgekommen?“

„Ist doch egal! Los, hinterher!“

Mehr hörte Cadis nicht. Ihr Keuchen und das Pfeifen des Windes in ihren Ohren waren zu laut. Sie rannte über die nicht enden wollende Wiese, so schnell sie ihre jungen Beine trugen. Die kleine Figur in der Hand hielt sie fest umklammert. Darléne und Nigel würden sie bald eingeholt haben. Sie waren älter, schneller und zu zweit. Wenn sie ihnen entkommen wollte, würde ihr das nur im Wald gelingen.

Schweiß rann ihr den Rücken hinab, ihre Lungen brannten. Doch sie hastete weiter, ohne sich umzudrehen. Endlich erreichte sie den schützenden Wald. Das Grün des Blätterdachs schluckte viel des Tageslichts. Der Untergrund wurde weicher, das Laufen mühsamer.

Entsetzt stellte Cadis fest, dass der Wald nicht so dicht war, dass sie sich vor ihren Verfolgern verstecken konnte. Ihr blieb nur eine Wahl: Sie musste die Laufwege verlassen.

Es machte ihr Angst, doch sie stellte sich vor, dass es wie in einer ihrer Geschichten war, in denen sie mutig den Dschungel durchquerte.

Im Unterholz knackte und raschelte es bei jedem Schritt geradezu ohrenbetäubend.

„Schhht“, flehte Cadis verzweifelt, aber es half nichts. Als sie Stimmen hörte, erstarrte sie. Möglichst ruhig duckte sie sich hinter einen Baum und betete. Die Hitze strahlte von ihrem Körper ab, ihre Atmung hatte sich kaum beruhigt, ihr Herzchen pochte wie wild und das Blut rauschte in ihren Ohren.

„Wo ist sie?“, rief Nigel und Cadis zuckte zusammen. Sie waren schon zu nah.

„Sie muss in der Nähe sein. Wie kann man beim Laufen nur so viel Krach machen?“

Plötzlich ertönte ein aufgeschrecktes Rascheln, gefolgt vom Geräusch zerbrechender Äste und einem rhythmischen Klopfen, das rasch näherkam.

Rehe.

Cadis gefror das Blut in den Adern. Es kam selten vor, aber sie wusste aus eigener Erfahrung, dass die sonst so scheuen Tiere unter bestimmten Umständen äußerst aggressiv sein konnten und auch angriffen.

Im selben Moment sprangen ihr die Rehe bereits entgegen. Ein spitzer Schrei entschlüpfte ihrer Kehle, ehe sie herumfuhr und um ihr Leben rannte.

In Panik kletterte sie eine Böschung hinauf, geriet ins Stolpern und fiel auf der anderen Seite hinunter. Die Blätter federten ihren Sturz ab. Doch die morschen Äste auf dem Boden verdroschen sie wie mit einem Knüppel. Schmerzen bohrten sich stechend in Arme, Rippen, Hüfte und Beine. Die kleine Figur aus ihrer Hand hatte sie verloren, aber das war gerade nicht mehr wichtig. Cadis biss die Zähne zusammen, rappelte sich auf und rannte weiter, quer durch den Wald, durch Dornenbüsche und über umgestürzte Bäume.

Immer wieder vertrat sie sich und fiel hin, doch kein Schmerz und keine Wunde hinderte sie am Weiterlaufen. Sie floh, bis sie nach einem erneuten Sturz nicht mehr aufstehen konnte und um Luft ringend liegenblieb. Es hatte keinen Sinn mehr. Wenn sie nun überrannt werden würde, wäre das ihr Schicksal. Sie lauschte angestrengt, aber das Getrappel der Rehhufe war verklungen. Erleichtert betrachtete sie die Kronen der mächtigen Bäume, die sie umgaben. Kleine Punkte flirrten über ihr Sichtfeld.

Je weiter sich ihr Atem verlangsamte, desto deutlicher spürte sie die Schmerzen in ihrem Körper, das Brennen von Schürfwunden und Rissen. Sie wollte nicht wissen, wie ihre Kleidung aussah. Sollte sie je wieder nach Hause finden, würde ihre Mutter sie gehörig schelten.

Nach Hause. Schwerfällig setzte sie sich auf und sah sich um. Wie kam sie nach Hause? Langsam stellte sie sich auf ihre zitternden Beine. Gerade, als sie den ersten Schritt wagte, trat sie gegen etwas ungewöhnlich Hartes. Es war definitiv nichts, was sich normalerweise auf dem Waldboden befand. Cadis bückte sich, um genauer zu erkennen, was sich unter den vermodernden Blättern verbarg.

Schienen.

„Was hat das zu bedeuten?“ Ihr Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Sie nahm einen langen Stock, mit dem sie die Schienen ertasten konnte, und folgte ihnen. Sowohl ihre Erholung als auch die Suche nach dem Heimweg mussten vor ihrer Abenteuerlust kapitulieren.

Schon sehr bald verlor der Wald an Dichte. Immer breiter öffnete sich das Blätterdach und gab den Blick auf den grauen Himmel preis. Die Blätter, die die Schienen bedeckten, wurden ebenfalls weniger, bis das rostig-rote Metall schließlich frei lag.

Ein gleichmäßiges Rauschen, das zwischen den Baumstämmen hindurch glitt, ließ sie wissen, dass sie sich in unmittelbarer Nähe der Küste befand. In diesem Teil des Waldes war sie noch nie gewesen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass der Wald bis ans Meer reichte. Ehrfürchtig schritt sie weiter voran, bis sie in der Ferne etwas entdeckte. Es sah aus wie eine Wand oder eine Mauer. War es vielleicht ein Gebäude? Ih