1. KAPITEL
Melinda Jacobson öffnete die Tür zu Theresas Büro.
„Besuch für Sie, Mrs. Manetti!“, verkündete sie und kicherte wie ein Teenager, – so hatte Melinda vor allem zu Beginn ihrer Karriere bei Theresas Catering-Service geklungen, was bereits acht Jahre her war, erinnerte sich Theresa.
Theresa musste selbst lächeln, notierte aber noch schnell ihre Idee für ein Menü in ihrem Notebook zu Ende und schaute erst dann hoch.
„Herein mit ihr, Melinda.“
Erneut hörte sie Melindas mädchenhaftes Kichern und ihre Neugierde war geweckt. Die junge Frau ließ sich sonst nicht mehr so schnell beeindrucken.
„Es ist ein Herr!“
Jeff Sabatino ging an Melinda vorbei in das kleine vollgestopfte Büro, von dem aus Theresa so erfolgreich ihr Geschäft aufgezogen hatte.
Diskret, wenn auch leicht widerstrebend, zog sich Melinda zurück, bevor Theresa sie darum bitten konnte.
Der große breitschultrige Mann mit dem vollen, leicht verwuschelten Haar grinste seine frühere Chefin an. „Hallo, Mrs. Manetti! Ich hoffe, es ist okay, wenn ich hier so unangemeldet reinplatze.“
Jeff hatte seine Laufbahn bei Theresa begonnen und vor einigen Jahren sein eigenes Restaurant eröffnet. Sie war einer seiner ersten Gäste gewesen und freute sich über seinen Erfolg.
„Aber natürlich, Jeff. Und wo Sie jetzt Ihr eigenes Restaurant haben und so fabelhafte Kritiken bekommen, wie ich neulich las, nennen Sie mich doch einfach Theresa“, bot sie ihm an und deutete auf die beiden Besucherstühle vor ihrem Schreibtisch. „Bitte nehmen Sie Platz.“
„Gern. Ich bleibe nicht lange.“
„Wollen Sie meine Firma aufkaufen?“, fragte Theresa amüsiert. Das war sicher nicht der Grund seines Besuchs, aber offensichtlich hatte er irgendein Anliegen. „Oder brauchen Sie Hilfe, weil Ihr Restaurant so gut läuft, dass Sie nicht mehr hinterherkommen?“
„Weder noch“, antwortete Jeff. „Obwohl ich Ihnen niemals genug dafür danken kann für das, was ich bei Ihnen gelernt habe. Ohne Sie wäre ich heute Koch in einem Fast-Food-Restaurant.“
Theresa dachte daran, was für ein attraktiver, unheimlich nervöser und vielversprechender junger Mann er damals gewesen war, und lächelte.
„Aber für Ihren Erfolg bedurfte es Ihres Talents und Ihrer Lernbereitschaft. Leidenschaft kann ich nicht vermitteln, nur Fertigkeiten.“ Als sie aufstand und auf ihn zuging, registrierte sie den sorgenvollen Blick in seinen blassgrünen Augen. „Dies ist kein Höflichkeitsbesuch, nicht wahr, Jeff?“
„Eher nicht.“
Theresa ging zur Tür und schloss sie, um Jeffs Privatsphäre zu wahren. Dann wandte sie sich ihm zu. „Schießen Sie los.“
Es fiel Jeff nicht leicht, um etwas zu bitten, schon gar nicht die Frau, die ihn nicht nur motiviert hatte, sein eigenes Restaurant zu eröffnen, sondern ihm sogar noch das Geld dafür geliehen hatte. Natürlich hatte er es zurückgezahlt, aber er fühlte sich noch immer in Theresa Manettis Schuld. Nun suchte er nach den richtigen Worten.
Es ist ja nicht für mich, es ist für Mutter, sprach er sich Mut zu. „Sie erwähnten mal, dass die Tochter einer Ihrer Freundinnen Ärztin ist.“
„Da sprach ich bestimmt von Maizie und ihre Tochter Nikki.“ Sie war etwas irritiert. „Aber Nikki ist Kinderärztin und die brauchen Sie doch nicht … oder doch?“
Sie hatte Jeff länger nicht pe