1. KAPITEL
„Mit Verlaub, Dr. Dolan, Sie wirken ein bisschen verloren. Kann ich irgendetwas für Sie tun?“, fragte Cecilia Parnell freundlich.
Seit sie ihre Reinigungsfirma – für die mittlerweile viele exzellente Mitarbeiter tätig waren – gegründet hatte, meldete Cilia sich mindestens einmal im Monat persönlich bei jedem ihrer Kunden und vergewisserte sich, dass alles so weit zu deren Zufriedenheit war. Für gewöhnlich kamen ihr keinerlei Klagen, sondern nur Lobeshymnen zu Ohren.
Doch diesmal war es keine gewöhnliche Situation.
Dr. Lucas Dolan galt Cilias besondere Aufmerksamkeit, seit er vorzeitig vom Dienst am Vaterland aus Übersee zurückgekehrt war. Als hoch angesehener orthopädischer Chirurg und Soldat der Reserve hatte er selbstlos zwei Stationierungszeiten im Nahen Osten absolviert und dort nicht nur verwundete US-Soldaten, sondern auch die einheimische Bevölkerung versorgt, die zum Teil noch nie zuvor bei einem Arzt gewesen waren.
Doch dann, vor neun Monaten, hatte er einen Anruf erhalten, der sein Leben vollkommen verändern sollte.
Seine Frau Jill und seine vierjährige Tochter Lily waren nach einem schweren Autounfall ins Krankenhaus eingeliefert worden. Luke war sofort nach Hause geflogen, aber zu spät gekommen. Jill war noch vor seiner Ankunft gestorben. Lily hatte Prellungen und Schnittwunden sowie einen Schock erlitten, doch davon abgesehen ging es ihr einigermaßen gut.
„Verloren?“, fragte er nun. Es fiel ihm schwer, sich nicht von der Trauer überwältigen zu lassen, die sein ständiger Begleiter geworden war.
Ja, er war verloren. Verloren, weil seine Highschool-Liebe von ihm gegangen war. Ohne Vorwarnung war sie aus seinem Leben gerissen worden. Nun musste er nicht nur die Leere verkraften, die ihr Tod hinterlassen hatte. Nein, er musste sich auch noch mit all dem befassen, um das sie sich stets gekümmert hatte, und sich als Vater eines kleinen Mädchens bewähren, das er kaum kannte. Manchmal drohte ihn das alles schlichtweg zu überfordern.
Lily war zwei gewesen, als seine Reserveeinheit einberufen und nach Übersee geschickt wurde, und vier bei seiner Rückkehr in ihr Leben.
Nun war sie fünf, und ihr Verhältnis zueinander hatte sich ein wenig gebessert. Doch Luke tastete sich noch immer wie ein Blinder durch eine Welt, die ihm weitgehend unbekannt war.
Er zwang sich, Cilia anzulächeln, weil er wusste, dass sie es gut meinte. Doch er konnte sich ihr gegenüber ebenso wenig öffnen wie seiner Schwiegermutter Barbara Baxter. Sie war nach dem Tod ihrer einzigen Tochter bei ihm eingezogen, um Lily über den Verlust hinwegzuhelfen und bei ihr zu sein, während er seinem Beruf nachging.
Da Cilia auf eine Antwort zu warten schien, sagte er das Erstbeste, das ihm in den Sinn kam. „Ich bin nur ein bisschen gestresst. Ich bin seit Kurzem wieder in dem Ärztezentrum, in dem ich früher schon meine orthopädische Praxis hatte, und teile mir bisher eine Assistentin mit einem der anderen Chirurgen. Aber auf Dauer ist es zu anstrengend für sie, sich um seine wie meine Patienten zu kümmern. Ich bin auf der Suche nach einer eigenen Assistentin, aber die richtige Person zu finden, ist weit schwieriger als gedacht.“
„Wirklich? Nun, ich komme in meinem Beruf mit vielen Leuten in Kontakt. Ganz zu schweigen von meinen besten Freundinnen, die mit noch mehr Leuten zu tun haben als ich. Ich werde sie bitten, Ausschau nach möglichen Kandidatinnen zu halten. Ich bin überzeugt, dass wir zu dritt in kürzester Zeit jemanden für Sie finden werden“, versprach Cilia mit einem warmen mütterlichen Lächeln.
„Aber ich suche eineAssistentin mit entsprechender Ausbildung, eine PA“, gab Luke zu bedenken.
Ihr Lächeln vertiefte sich. „Ja, natürlich. Ich