1. KAPITEL
Sieben Monate später
Die McCaffertys! Warum um alles in der Welt muss das Meeting ausgerechnet mit den verdammten McCafferty-Brüdern stattfinden?
Janine Parsons bog in die Auffahrt zur kleinen Farm ihrer Großmutter ein. Das altmodische Haus ihrer Großmutter war malerisch in die Landschaft gebaut, aber es hatte dringend ein paar Reparaturen nötig, und ein frischer Anstrich konnte auch nicht schaden.
Janine griff nach ihren Akten. Mit der anderen Hand schnappte sie sich ihre Reisetasche, in die sie die notwendigsten Dinge für die Nacht gepackt hatte, und ging durch den zehn Zentimeter hohen Pulverschnee zur Hintertür. Den Ersatzschlüssel fand sie auf der Fensterbank, wo ihre Großmutter Nita ihn immer versteckt hatte.
Janine war die Kehle wie zugeschnürt, wenn sie an die Frau dachte, die sie vor vielen Jahren als wilden, rebellischen Teenager bei sich aufgenommen hatte. In ihrem Haus und in ihrem Herzen hatte sie ein Mädchen willkommen geheißen, das von ihren Eltern längst aufgegeben worden war.
Eines Tages hatte Janine mit zwei Koffern, einem einäugigen Teddybären und frechen Manieren bei ihr auf der Schwelle gestanden. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte die alte Frau erklärt, dass von nun an alles anders werden würde. Von dieser Sekunde an hätte Janine sich ihren Regeln zu fügen – ohne Wenn und Aber.
Natürlich waren sie nicht immer reibungslos klargekommen.
Natürlich hatte Janine hinter dem Rücken der Frau alles Mögliche angestellt.
Natürlich hatte Janine alles versucht, damit ihre Großmutter sie wieder hinauswarf – aus dem einzigen Zuhause, das sie jemals gehabt hatte.
Nana hatte niemals aufgegeben. Sie war imstande gewesen, ihre Enkelin mit einem einzigen Blick zur Vernunft zu bringen. Ganz anders als all die anderen Menschen in Janines Leben.
Der Schlüssel ließ sich leicht im Schloss herumdrehen. Janine betrat die Küche. Es roch muffig, und auf den schwarzweißen Fliesen lag der Staub. Der alte Resopal-Küchentisch stand immer noch an der gegenüberliegenden Wand. In den karierten Vorhängen hatten Spinnen sich häuslich eingerichtet.
Wenn Nana noch am Leben wäre, sähe es hier anders aus, dachte Janine. Die Küche hatte immer blitzblank gestrahlt. „Sauberkeit ist gottgefällig“, hatte die alte Frau immer gepredigt, während sie mit dem Besen durch das Haus gefegt war, eine Lampe poliert oder ein Waschbecken geschrubbt hatte.
Du liebe Güte, dachte Janine wehmütig, wie ich sie vermisse!
Den Großteil von Nanas Nachlass hatte sie geerbt. Es handelte sich um das alte Farmhaus, ungefähr acht Hektar Land und den Chevrolet aus den 1940er-Jahren, der in der alten Garage stand. Es war Nanas Traum gewesen, dass Janine sich in Grand Hope niederließ, in dem kleinen Cottage lebte, sich verheiratete und ein halbes Dutzend Kin