1. KAPITEL
Tiffany Lee bekam leuchtende Augen, als sie ihn sah.
Sie war zwar erst vier Jahre alt, aber schon ein sehr entschlossenes Mädchen. In diesem Augenblick hörte sie nur auf ihr Herz – und ihr Herz gehörte bedingungslos Monty. Monty – das hatte er geantwortet, als sie endlich den Mut aufbrachte, ihn nach seinem Namen zu fragen.
Monty.
Seine Familie war erst vor wenigen Monaten in das Haus am Ende der Straße gezogen, aber bereits in dieser kurzen Zeit war Tiffany zu dem Entschluss gekommen, dass sie ihn eines Tages heiraten würde.
„Los jetzt, Tiffany, sonst kommen deine Schwestern zu spät zur Schule“, mahnte ihre Mutter streng.
Sie hatte mit Absicht auf der Treppe vor dem Haus herumgetrödelt, um Monty die Gelegenheit zu geben, sie einzuholen, denn er und seine Schwestern besuchten dieselbe Schule.
„Ich komme mit den Knöpfen nicht zurecht“, redete sie sich heraus und tat so, als würde sie sich mit den Verschlüssen ihrer Jacke abmühen. Es war ein kühler Frühlingsmorgen, und sie musste das Jäckchen wieder öffnen, weil sie die Knöpfe in der falschen Reihenfolge geschlossen hatte.
Das brachte ihr einen ungeduldigen Blick ein. Wenn es um Pünktlichkeit ging, kannte ihre Mutter kein Pardon. Überhaupt legte sie größten Wert auf Ordnung und Regeln. Ohne Regeln, behauptete sie immer, könne man nicht ordentlich groß werden.
„Du brauchst die Jacke nicht zuzumachen, es ist warm genug“, wies Mei-Li ihre jüngste Tochter an. „Lass sie einfach offen. Komm jetzt!“
„Ich helfe dir“, meldete sich plötzlich eine Stimme. Sie gehörte dem Jungen, der ihr Herz gestohlen hatte. „Es wird nicht lange dauern“, versprach er.
Bewegungslos verharrte sie auf der Treppe und wagte kaum zu atmen, während seine Hände die Knöpfe an ihrem Jäckchen schlossen. Sie kam sich vor wie eine Prinzessin – und er war ihr Prinz.
Eines Tages, dachte sie wieder, werde ich ihn heiraten.
„Lass dir Zeit, Liebes“, erklärte Theresa Manetti. Sie musterte ihr Gegenüber aufmerksam. Die elegant gekleidete Frau asiatischer Herkunft wirkte würdevoll und nervös zugleich, und ihr war anzusehen, dass ihr etwas Wichtiges auf dem Herzen lag.
„Ich habe den gesamten Nachmittag Zeit“, versicherte Theresa – auch wenn das alles andere als der Wahrheit entsprach. Als erfolgreiche Firmenchefin eines Catering-Services war buchstäblich jede Minute in Theresas Leben verplant, doch sie wollte der Frau nicht das Gefühl geben, unter Druck zu stehen.
Seit über zwölf Jahren leitete die preisgekrönte Chefköchin ihr Unternehmen mit wachsamen Augen, aber für ihre Freundin – Mrs. Mei-Li Lee – nahm sie sich gerne eine kleine Auszeit.
Davon abgesehen, wusste sie bereits, worum Mei-Li sie bitten würde. Denn neben dem Catering-Service beschäftigte sie sich noch mit anderen, ebenso wichtigen, wenn auch delikateren Projekten. Gemeinsam mit ihren langjährigen Freundinnen Maizie Sommers und Cecilia Parnell hatte sie es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, Menschen zusammenzubringen.
Das Verkuppeln war für sie mehr als ein Hobby – sie betrachtete es als ihre Berufung. Maizie betrieb es neben ihrem Maklerbüro, und Cecilia tat es neben ihrer erfolgreichen Reinigungsfirma.
Keine der drei Frauen nahm für diese besonderen Projekte Geld. Für sie war es Belohnung genug zu sehen, wie zwei einsame Seelen mit ihrer Hilfe zusammenkamen – und schließlich das Glück fanden.
Es