„Prolog“
Willeke war über mein Gesicht gebeugt. Ihre Augen waren verheult, sie hielt meinen Kopf ganz sanft. „Meine Fresse. Gott sei Dank. Ich war endlich aus diesem Albtraum aufgewacht“.
„Wie lange habe ich geschlafen? Und warum ist es so verdammt hell hier?“ Ich sah sie fragend an. „Warum antwortest du mir nicht?“
Mein Blick wanderte über ihre Schulter. Dort stand Cornelis, ihr Vater. „Was machst du hier?“ Aber auch von ihm kam keine Reaktion. „Verdammt, seid ihr taub?“
Sein Blick war starr, wie versteinert sah er mich an. „Was machst du überhaupt hier?“ Nichts, aber auch gar nichts regte sich in seinem Gesicht.
„Und warum weinst du? Willeke, mein Schatz, was ist mit dir?“
Willeke entfernte sich von mir, statt ihrer sah ich jetzt ein anderes Gesicht. Das Gesicht einer Frau. Sie redete. Zu mir?
„Sie müssen ihm jetzt Zeit geben, er wacht jetzt langsam auf. Wir haben ihn in ein künstliches Koma gelegt“. Mein Versuch mich aufzurichten scheiterte kläglich. Nicht nur das. Alles, aber auch alles an meinem Körper schmerzte.
Der grösste Schmerz kam aber aus mir, aus meinem Inneren. Was war das nur? Dann hörte ich wieder diese Frauenstimme.
„Durch den Unfall hat er ein Schädel-Hirn-Traumata, wir haben ihn ruhig gestellt“. „Was? Was haben Sie?“ schrie ich die Frau an. Aber auch sie zeigte keine Reaktion, keine Antwort. Nichts. Einfach gar nichts.
Ich hörte wie sich Willeke einen Stuhl heran rückte. „Willeke, mein Schatz“. Und wieso hörte ich das nur in meinem Kopf – und nicht mit meinen Ohren?
Ihr Gesicht kam wieder näher, sah jetzt ganz anders aus. Es war Amalia. Sie sprach mit ruhiger Stimme zu mir. „Sobald der Arzt sein OK gibt, kommst du mit uns. Nach Hause“.
„Was quatschst du da? Wieso nach Hause?“ Aber auch diese Frage blieb für meine Ohren ungehört. Ich vernahm wie die fremde Frau zu Amalia sagte „Sie müssen jetzt auch gehen, er braucht Ruhe“. Amalia’s Gesicht sah mich an. „Wir kommen morgen wieder“.
Eine junge Frau und ein kräftiger Mann standen vor meinem Bett. „Sie dürfen heute nach Hause“ sprach die Frau. „Ich werde Sie jetzt waschen“. Schon hatte sie mich mit Hilfe des Mannes aus dem Bett gedreht und in einen Rollstuhl verfrachtet, den sie in das Badezimmer schob.
Sie griff mir um denn Hals und zog mir irgend so einen Lappen aus. Ich war nackt. „Was soll das?“
Aber auch sie reagierte nicht, zog mich an einem Arm ein Stück nach vorne und begann meinen Hintern und meinen Pimmel zu waschen. Dann liess sie mich wieder auf den Sitz des Rollstuhls zurück.
Ich blickte an mir herunter. Mein Körper war bunt. Von grün, über violett bis blau waren alle Farben vorhanden. Über meinen Brustkorb führte ein dicker Abdruck. Arme und Beine waren angeschwollen.
„Soll ich sie auch rasieren?“ hörte ich die junge Frau fragen. Dann sah sie mir ins Gesicht. „Sie müssen nicht weinen. Und es muss Ihnen auch nicht unangenehm sein. Ich bin Ihre Krankenschwester“.
Mit mir stimmte etwas nicht. Aber ganz gewaltig. Wie sonst sollte ich mir das erklären, dass ich nackt in irgendeinem Bad sitze – in einem Rollstuhl – und eine wildfremde Frau mir den Hintern und den Pimmel wäscht. Das war, wenn überhaupt, Willeke’s Abteilung.
Mit flehenden Augen sah ich sie an. „Bitte …“ Sie kam mit ihrem Kopf dichter an meine Lippen. „Sagen Sie mir endlich was hier los ist“.
Kurioserweise stimmte sie das anscheinend fröhlich was ich sagte. „Na sehen Sie, wird doch“. Sie wusch mich weiter, schäumte mein Haar ein und spülte alles mit einer Brause wieder ab.
„Der Arzt wird Ihnen gleich alles erklären, das ist seine Aufgabe. Ich wasche Sie lediglich“.
Dann trocknete sie mich vorsichtig ab. Erneut zog sie mich am Arm ein wenig aus