Unter der Herrschaft der Perser erlebte Lydien trotz der Abhängigkeit von der Dynastie der Achämeniden zunächst ruhige und gute Zeiten, wenn auch Unabhängigkeit und Einfluss verloren waren. Dann aber wirkte sich das epochale Kräftemessen zwischen Griechen und Persern seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. auf Lydien massiv aus. Zwischen den Machtblöcken eingeklemmt, erlitt man, als die friedlichen Zeiten vorbei waren, das Schicksal einer Pufferzone im Fokus von unterschiedlichen Interessen und kriegerischer Machtpolitik.
Große Wendepunkte der Menschheitsgeschichte bieten den Anlass zu fragen, wie es der Welt wohl ergangen wäre, wäre ein zentrales Ereignis anders ausgegangen. Zu solchen Schicksalsereignissen gehören naturgemäß solche, in denen eine Bedrohung endgültig abgewehrt werden konnte, etwa durch das faschistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg, durch den napoleonischen Expansionsdrang zu Beginn des 19. Jahrhunderts oder durch die Türken Ende des 17. Jahrhunderts – oder eben viel früher das Perserreich, das im 5. vorchristlichen Jahrhundert versuchte, die griechische Welt im östlichen Mittelmeerraum zu unterwerfen. Weil der klassische Gegensatz zwischen dem Wir und den Anderen die eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit prägt, fließt er mit ein in die konjunktivische Einschätzung – über die Jahrhunderte wurde die Abwehr der persischen Invasoren als grundlegend für die weitere Entwicklung betrachtet, bis hin zur Errettung der westlichen Zivilisation, die ansonsten der »persischen Despotie« zum Opfer gefallen wäre. Abgesehen davon, dass den Griechen vermutlich der sich anschließende verheerende Bürgerkrieg erspart geblieben wäre, ist aber keineswegs zwingend, dass »der Westen« aufgehört hätte zu existieren, ehe sein Siegeszug so richtig Schwung hätte aufnehmen können. Die berühmtesten Kernereignisse der Perserkriege sind zwei griechische Triumphe über die Invasoren: Die Schlacht bei Marathon 490 v. Chr. und die Seeschlacht vor der Insel Salamis bei Athen zehn Jahre darauf. Diese Siege über die Perser gingen nach der Neugründung Griechenlands 1830 (bis dahin war es Teil des Osmanischen Reiches) in den Bestand der Nationalmythen des Mittelmeerstaates ein.
Das riesige Herrschaftsgebiet der Perser, einer der am weitesten entwickelten Kul