Kapitel 1 - Der Weg des Feuergottes
Die holprigen Pflasterstraßen des kleinen Dorfes waren, von Hitze und Frost, unregelmäßig angehoben. Alvar hatte Mühe nicht zu stolpern, als er den dunklen Weg entlang trabte. In wenigen Häusern brannte noch Licht, doch das Örtchen schien zu klein für ein Gasthaus zu sein.
„Lass uns nachsehen, ob wir beim Jarl unterkommen können“, raunte Ranver vor sich hin, gewohnt, tagelang mit niemandem, außer seinem Pferd zu sprechen.
Eine der Lehmhütten war etwas größer als die übrigen. Es schien eine Art Gemeindesaal zu sein, wie er in bokhrischer Bauweise üblich war. Ranver entdeckte einen Stall direkt daneben, stieg ab und band Alvar unter der Überdachung fest.
„Ich gehe mal nachsehen, ob wir hierbleiben können. Ansonsten ruhen wir uns eben wieder gemeinsam in einer der Scheunen aus.“ Alvar hob den Kopf, schüttelte sich und schabte freudig mit dem Huf.
*
Das dumpfe Pochen des schweren Eisenringes hallte durch die Stille der Nacht, als Ranver ihn gegen die Eingangstür schlug. Ein großer Raum schien sich direkt dahinter zu befinden, denn es dauerte einige Sekunden, bis das Echo verklungen war.
„Hallo? Ist da jemand?“, rief er fragend ins Nichts, als keiner öffnete. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen. Ranver klopfte ein zweites Mal, doch wieder regte sich nichts in dem beleuchteten Haus.
Gerade als er sich geschlagen geben wollte, schlug ein Mann gegenüber eines der oberen Fenster auf und lehnte sich neugierig hinaus. „He Ihr da! Was macht Ihr hier für einen Krawall? Wir vergeben nichts an Vagabunden.“
Ranver reagierte etwas genervt, blieb jedoch ruhig. „Sehe ich in Euren Augen aus wie ein Vagabund? Ich bin Söldner und suche eine Bleibe für die Nacht und ein warmes Essen, falls Ihr etwas entbehren könnt.“
Der beleibte Mann kratzte sich an seinem stoppeligen Doppelkinn und musterte den Fremden. Er schien abzuschätzen, ob er ihm gefährlich werden könnte, sollte er ablehnen. „Habt Ihr Goldstücke oder Silbermünzen? Oder wollt Ihr Euch auf unsere Kosten laben?“
Ranver dachte an die gähnende Leere in seinem Lederbeutel und schritt aus dem Schatten etwas nach vorn, damit der Herr seine Rüstung im Mondlicht besser erkennen konnte. „Bezahlen kann ich Euch nicht, doch ich bin gern bereit, für Eure Großzügigkeit zu arbeiten. Vielleicht habt Ihr ein Proble…“
„Verschwindet! Wir brauchen keinen umherziehenden Tagelöhner. Ich kann kaum meine eigenen Leute bezahlen“, unterbrach der Mann ihn forsch, spuckte auf die Straße und knallte die hölzernen Fensterläden zu.
„Nett …“ Ranver knurrte in sich hinein und kickte mit dem Fuß einen kleinen Kiesel beiseite. An diesem Tag hatte er wohl einfach kein Glück. Er kehrte zurück in den Stall und seufzte kehlig. „Tja alter Freund, sieht so aus, als ob wir die Nacht mal wieder zusammen im Stroh verbringen.“
Alvar schnaubte beruhigend, senkte seinen großen, schwarzen Kopf und drückte seine weichen Nüstern gegen die Wange des aschblonden Mannes.
Plötzlich öffnete sich die Tür eines anderen Hauses und eine ältere Frau zischte zu ihnen hinüber. „Meister Ranver? Seid Ihr es?“
Der Söldner drehte sich zu ihr herum, doch bevor er antworten konnte, atmete sie erleichtert auf. „Oh wirklich, Ihr seid es! Bringt das Pferd in unseren Stall, Brun wird sich darum kümmern und dann kommt schnell in die warme Stube.“
Es war ihm schon lange nicht mehr passiert, dass Menschen ihn erkannten, die er selbst vergessen hatte. Er nickte also nur lächelnd und führte Alvar hinter das kleine Haus, wo ihn ein blond gelockter Junge bereits erwartete.
„Guten Abend, Meister Ranver.“ Der Knabe wagte es kaum, ihn anzuschauen und trat verlegen von einem Fuß auf den andere