Wie alles begann:
An einem sonnigen Dienstag im Juni 1956 geschah etwas Weltbewegendes. Ich wurde geboren. Dass diesem epochalen Ereignis nicht mehr Bedeutung zugemessen wurde, lag vermutlich daran, dass zeitgleich der Volksaufstand in Ungarn blutig niedergeschlagen wurde, Grace Kelly den monegassischen Fürsten Rainier heiratete, Marilyn Monroe den Schriftsteller Arthur Miller ehelichte, sowie der 100. Todestag von Heinrich Heine und der 200. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart aufwendig gefeiert wurden. So blieb für mich nur Raum für einen kurzen Zweizeiler im Traunsteiner Tagblatt, in dem die Traunsteiner Bevölkerung darüber informiert wurde, dass sich Alois und Walfriede Weber freuen, die Geburt ihres Sohnes Helmut bekannt zu geben. Diese Enttäuschung galt es erstmals zu verdauen. Gott sei dank gab es damals noch keine zweiundsiebzig Geschlechter, so dass man in die Geburtsurkunde, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, männlich eintragen konnte.
Der erste Eindruck, den mir die Welt vermittelte, war jedoch nicht gerade einladend und spiegelte vor allem nicht das wider, was ich mir neun Monate lang im Schoße meiner Mutter vorgestellt hatte. Kaum hatte ich den Kopf herausgestreckt, erkannte ich als erstes komische Menschen mit Masken vor dem Gesicht und Schweißperlen auf der Stirn. Sie lächelten mich erwartungsvoll an, klatschten begeistert in die Hände und munterten Mama euphorisch auf: „Nur noch ein paar Sekunden, Frau Weber. Dann ist es vollbracht. Der Kopf schaut schon raus.“
Doch bereits in jenem denkwürdigen Moment zeigte sich ein erster meiner zahlreichen Charaktereigenschaften. Der Eigensinn. Nur weil diese Clowns darauf bestanden, dass ich rauskomme, hieß das noch lange nicht, dass ich das auch wollte. Also entschied ich mich, in meine altbekannte Wohlfühloase mit All inclusiv Service zurückzukehren. Leider hatte meine Mutter was dagegen.
Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mich in diesem Moment spontan entschloss, katholisch zu werden. Darum flehte ich den Herrgott in einem eindringlichen Stoßgebet an, wenn ich schon nicht zurückdurfte, dass dann wenigstens Mama und Papa anders aussehen, als die beiden Pausenclowns, die mich gerade anstarrten.
Während ich noch inbrünstig Gott anflehte, presste mich meine Mutter, rücksichtslos gegenüber meinen Wünschen, einfach heraus. Ich plumpste sozusagen gegen meinen ausdrücklichen Willen ins Leben. Schon in diesem Augenblick wurde mir schmerzlich bewusst, dass das Leben kein Wunschkonzert werden würde. Das Schicksal hatte mir einen Lebensl