Kapitel 2
DIE RELEVANZ DES THEMAS
Vielleicht ist Ihnen dieses Problem vertraut. Vielleicht empfinden Sie ebenfalls, dass eine Lücke klafft zwischen Ihrem Glauben und Ihrem Leben, zwischen Einsicht und Umsetzung, zwischen Wissen und Taten. Und vielleicht stellen Sie sich auch diese Frage: Wie gelingt Veränderung?
Vielleicht sehen Sie hier aber auch überhaupt kein Problem. »Na klar«, sagen Sie, »es gibt Defizite. Ich halte nicht alle Gebote und setze nicht alles um, was Jesus gesagt hat. Aber das ist doch kein Grund zur Aufregung! Gott liebt mich schließlich so, wie ich bin. Das ist ja der Kern des Evangeliums. Dieses ganze Bemühen um Veränderung führt doch nur zu einem großen Krampf, zu Gesetzlichkeit und Schuldgefühlen. Den Stress sollten wir uns erst gar nicht machen!«
Wer so argumentiert, stellt allerdings das Evangelium auf den Kopf. Ja, es ist wahr: Gott liebt uns so, wie wir sind, trotz aller Defizite. Und ja, es ist wahr: Ein krampfhaftes Bemühen um Veränderung, womöglich um Gottes Zuneigung zu gewinnen, führt zu nichts Gutem. Aber es wäre völlig verkehrt, daraus den Schluss zu ziehen, dass die Frage, wie es zu einer Lebensveränderung durch den Glauben kommt, irrelevant ist. Ich möchte Ihnen drei Gründe nennen, warum das Thema für jeden Christen ganz oben auf die Agenda gehört.
1. Gottes Wunsch und Verheißung
Gott möchte unser Leben berühren, prägen, wandeln. Wir sehen das in der Bibel. Dieses Buch ist voller Veränderungsgeschichten. Wo immer Menschen mit Gott in Kontakt kommen, wird Leben transformiert. Besonders stark ist das in den Evangelien zu beobachten. Menschen begegnen Jesus und erleben tief greifende Wandlungen: Geizhälse werden großzügig, Besessene werden frei, Skeptiker fassen Vertrauen, Fanatiker fangen an zu lieben, Verzweifelte schöpfen Hoffnung, Huren werden Heilige und Scheinheilige legen ihren Heiligenschein ab.
Diese Veränderungen sind weder zufällig noch beiläufig, sondern gewollt und verheißen. Jesus ruft Menschen zur Umkehr auf, also zu einer Erneuerung des Lebens, die Denken und Handeln umfasst. Er fordert sie auf, ihm nachzufolgen und von ihm zu lernen. Jesus verspricht, dass sich auf diese Weise ihr Leben in guter Weise ändern wird: »Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht« (Johannes 15,5). Wir müssen nicht bleiben, wie wir sind. Erneuerung ist möglich: »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2. Korinther 5,17). Wo Christus unser Leben berührt, entsteht ein Raum der Freiheit. Es ist, als ob er uns die Zwangsjacke des Ich-bin-halt-wie-ich-bin auflöst und uns neue Beweglichkeit schenkt. »Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit«, schreibt der Apostel Paulus (2. Korinther 3,17).
Unsere Aufgabe ist es, diese neue Freiheit in Anspruch zu nehmen und neue Bewegungen einzuüben. Darum fordern die neutestamentlichen Briefe immer wieder dazu auf, in einer Jesus-gemäßen Weise zu leben. »Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm« (Kolosser 2,6). Es geht dabei nicht um Selbstoptimierung oder darum, uns auf diesem Weg Gottes Zuneigung zu erarbeiten. Wir wollen unser Leben nicht verändern,damit Gott uns liebt. Sondernweil er uns liebt, bedingungsfrei und sicher, können und wollen wir uns von seiner Liebe anstecken lassen.
Die vielen Imperative im Neuen Testament gründen in einem großen Indikativ: Weil Christus uns erlöst hat, sollen wir nun wie Erlöste leben. Werde, was du schon bist!
Die vielen Imperative im Neuen Testament gründen in einem großen Indikativ: Weil Christus uns erlöst hat, sollen wir nun wie Erlöste leben. Werde, was du schon bist! Wachse in die Gotteskindschaft hinein, die Christus dir schon geschenkt hat! So kann man den Grundtenor des Neuen Testaments z