: Charles Hervé-Gruyer, Perrine Hervé-Gruyer
: Unser Leben mit Permakultur Ein Haus, 6.500 Quadratmeter Land in der Normandie, den Kopf voller Träume
: Löwenzahn Verlag
: 9783706629270
: 1
: CHF 20.00
:
: Garten
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Als Perrine und Charles Hervé-Gruyer vor knapp 15 Jahren ihre Ferme du Bec Hellouin aufbauten, ahnten sie noch nicht, was dies in ihrem Leben und dem Leben so vieler anderer bewirken würde. Heute kennt ihren Namen jede*r, der*die sich mit der Permakultur beschäftigt. Weil sie auf ihrem Gemüsehof innerhalb kürzester Zeit ein Vorzeigemodell für die Landwirtschaft der Zukunft geschaffen haben. In ihrem Buch erzählen die beiden Autor*innen genau davon: von der Permakultur - und ihrem Werdegang. Sie berichten, wie sie auf die Prinzipien der Permakultur gestoßen sind, wofür die Permakultur steht und welches enorme Potential in ihr steckt. Wie sich mit Permakultur Ernährungssouveränität schaffen lässt Denn: Schnell stellte sich heraus, dass die beiden Autor*innen mit ihrem Vorhaben, einen Hof zu bewirtschaften und sich mit Obst und Gemüse selbst versorgen zu können, weit über das eigentliche Ziel hinaus ernten konnten. Ihre permakulturellen Anbaumethoden lieferten ihnen auf kleinster Fläche eine derart üppige Ernte, dass sie drei Familien damit versorgen konnten. Heute ist die Ferme Vorbild von 80 % aller neugegründeter Gemüsebauernhöfe in Frankreich und lockt Besucher*innen und Forscher*innen aus aller Welt an. Nicht zuletzt, weil es sich bei ihrer Mikrofarm um ein landwirtschaftliches Modell der Zukunft handelt, das aufzeigt, wie durch regenerative Bewirtschaftungsmethoden Ernährungskrisen abgewendet, Arbeitsplätze geschaffen und die Biodiversität geboostet werden können - und das Ganze ohne Einsatz fossiler Energien. Sonne auf der Haut, den Kopf voller Visionen: Inspiration pur Neben all diesem Know-how rund um die Permakultur, Gestaltungsvarianten und Umsetzhilfen geben Perrine und Charles auch tiefe Einblicke in ihr Leben und lassen dich teilhaben an ihrer Reise bis hin zur Farm in der Normandie. Sie erzählen von ihren Visionen und zeigen, wie sinnstiftend sich ihr Leben auf der Ferme anfühlt. Darüber hinaus liefern sie jede Menge Inspiration dafür, selbst anzupacken und aktiv zu werden, gleich wie den Mut, den eigenen Weg zu finden - mit Permakultur. •D r Permakultur-Klassiker, endlich auf Deutsch: Perrine und Charles Hervé-Gruyer sind internationale Vorbilder und Pionier*innen auf dem Gebiet der Permakultur. Mit diesem Buch liefern sie Inspiration für alle, die die Nase von konventioneller Landwirtschaft und Ausbeutung voll haben und in eine Zukunft voller Gemüse- und Artenvielfalt starten wollen. •Ein Modell für die Landwirtschaft der Zukunft: Auf ihrer Mikrofarm in der Normandie zeigen die Autor*innen, wie zukunftsfähige Landwirtschaft aussieht und gelebt wird. Wie auf kleinster Fläche Riesenerträge möglich sind. Und wie die Menschheit durch regenerative Bewirtschaftungsmethoden komplett ernährt werden könnte. •Informativ, gefühlvoll, stark: Du willst alles über Permakultur erfahren? Perfekt! Außerdem erzählen die beiden von ihrem Leben und ihren (postfossilen) Visionen für die Zukunft: voller Ernährungssouveränität, kleinstrukturierter Landwirtschaft und Vernetzung auf allen Ebenen.

Perrine und Charles Hervé-Gruyer sind einfach raus: aus ihrem Alltag, aus der Stadt, aus ihrem alten Leben: Perrine war eine angesehene Juristin in Asien, bevor sie den Bürostuhl gegen die Psychotherapie-Ausbildung tauschte. Und Charles umsegelte 22 Jahre lang die Welt. Heute betreiben die beiden die Ferme du Bec Hellouin in der Normandie, die Vorbild für Permakulturist*innen aus aller Welt ist.

1.


Pupolis Boot


Mithilfe der Permakultur gestalten wir unsere menschlichen Unternehmungen als Ökosysteme – inspiriert von der Beobachtung der Natur und der Art und Weise, wie indigene Völker die Erde bewohnen.

Die merkantilen Industriegesellschaften verfügen über eine Instrumentalität, über materielle Reserven, eine physische Gesundheit, eine soziale Organisation und über ein wissenschaftliches und technisches Know-how, was, zusammengenommen, ihnen erlaubt, die Welt zu beherrschen. Wo aber wohnt das Glück eines jeden Tages?
Ihr Bewusstsein vom Schicksal? Ihre Gemeinschaft mit den Toten? Nirgendwo. Vergeblich sucht ihre Seele eine Zuflucht.
JEAN ZIEGLER11

Jede Zivilisation ist eine Allianz mit dem Universum. Das Universum ist niemals ein unveränderliches und vorgegebenes Ganzes; es ist das, was der Mensch durch dieses Bündnis aus ihm macht.
ROBERT JAULIN12

 

 

Antecume Pata ist ein kleines Dorf der ethnischen Gruppe der Wayana und liegt auf einer Insel im Litany-Fluss, der die Grenze zwischen Französisch-Guayana und Suriname bildet. Der Fluss ist an dieser Stelle breit und wird von Stromschnellen durchzogen. Die tosenden Fluten stürzen schäumend über schwarze Felsen. An den Ufern erstreckt sich der Amazonas-Regenwald soweit das Auge reicht. Die einzige existierende Lichtung wurde von den amerikanischen Ureinwohner*innen für den Bau ihrer Hütten freigemacht.

Antecume Pata ist ein Ort, der in meinem Leben eine große Bedeutung hat. Ich bin viele Male dorthin zurückgekehrt und habe die Kinder der Indigenen dort bis ins Erwachsenenalter aufwachsen sehen. Mit jeder Reise wuchs die Freundschaft mit den Wayana, Leuten, die für mich auf den ersten Blick schüchtern und zurückhaltend wirkten, aber so liebenswert und humorvoll sind, wenn es einem gelingt, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Affenbruder


Pupoli war einer meiner Gefährten. Sein Vater Yoïwet und ich standen uns sehr nahe – Yoïwet hatte mir sogar einen Spitznamen gegeben, den er auch auf sich selbst anwandte. Wir nannten uns gegenseitigyepe baboune („Affenbruder“!). Der Austausch von Spitznamen ist für die Wayana ein wichtiges Zeichen der Freundschaft – zehn Jahre lang war ich mehrmals in den tiefsten Urwald Französisch-Guayanas gereist, bis eine solche Verbundenheit entstehen konnte.

Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich an ein scheinbar unspektakuläres Abenteuer, das mich geprägt hat. Pupoli, der damals noch ein zarter Junge von etwa zehn Jahren war, hatte mich zu einem Angelausflug in seinem Kanu eingeladen. Wir waren losgegangen, beide mit demKalimbe bekleidet, einem einfachen Streifen aus leuchtend rotem Stoff, der zwischen den Beinen durchgezogen wurde. Pupolis Boot war aus einem einzigen Stück Baumstamm geschnitzt, ungefähr so groß wie ein Spielzeug, sehr instabil, und der Rumpf lag dicht über dem Wasser. Ich hatte das Gefühl, dass ich nur meinen Ellenbogen ein wenig ausfahren müsste, um es zum Kentern zu bringen. Pupoli fühlte sich glücklicherweise sicherer als ich und spielte energisch mit dem Paddel, sein kleiner Bogen war am Boden des Kanus, ebenso seine Angel und ein paar Würmer als Köder.

Die jungen Wayana erleben die freieste Kindheit, die man sich vorstellen kann. Sie lernen mit Werkzeugen, die denen der erwachsenen Indigenen in jeder Hinsicht gleichen, außer dass sie auf ihre Größe zugeschnitten sind. Ihre Geschicklichkeit in der Natur ist verblüffend.

Wir fuhren den Litany-Fluss hinauf und durchquerten den Amazonas-Regenwald, der wie ein prächtiger Garten Eden aussah. Wir näherten uns einem beeindruckenden Wasserfall, der über die gesamte Breite des Flusses verlief. Trotz der starken Strömung bewegte sich der Junge ohne erkennbare Anstrengung flussaufwärts. Ich fragte mich, wie weit uns der tollkühne Pupoli wohl bringen würde. Der Junge hielt nur wenige Meter vor dem Wasserfall an. Dort legte er sein Paddel auf den Boden des Kanus, wickelte seine Angel aus und begann zu fischen. Das alles sah so einfach aus – wie ein Kinderspiel! Aber durch welches Wunder hatte sich der kleine Wayana mühelos über den mächtigen Strom hinwegsetzen können?

Ich beobachtete fasziniert. Pupoli war einfach den Fluss hinaufgefahren, hielt sein Kanu in der von den Stromschnellen erzeugten Gegenströmung und glitt geschickt von einem Felsen zum anderen. Das fragile Boot drehte sich nun an einer Stelle, an der das Wasser Strudel bildete, genau an der vielleicht einzigen Stelle im gesamten Fluss, an der sich ein