[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
1. SITTEN UND GEBRÄUCHE
Du sollst nicht rauchen, trinken oder fluchen und dich von Mädchen fernhalten, die das tun.
Dieser Spruch bringt auf den Punkt, welches moralische Verhalten im Süden der USA, wo wir beide aufgewachsen sind, erwartet wurde. Fairerweise muss man hinzufügen, dass die Leute, die so etwas sagten, dabei immer grinsten. Ihnen war klar, dass dieser Satz die christliche Ethik nur unzureichend erklärt. Aber um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Sie meinten diesen Spruch ernst. Und die Bibel schien ihren Standpunkt zu untermauern. Hatte Paulus nicht gesagt, dasseuer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist (1. Korinther 6,19)? Heißt das nicht, dass wir uns gut um unseren Körper kümmern sollen? Hat er nicht gesagt:Kein faules Wort komme aus eurem Mund (Epheser 4,29)? Und stimmt es nicht, wenn er schreibt:Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten (1. Korinther 15,33)?
Der lateinische Fachbegriff für Verhaltensweisen wie Rauchen, Trinken und Fluchen istmores, also Sitten oder Konventionen.Webster’s Dictionary definiertmores als volkstümliche Sitten oder Bräuche von zentraler Bedeutung, die übernommen werden, ohne hinterfragt zu werden, und die fundamentalen moralischen Werte einer Gruppe verkörpern.
Einige Formulierungen in dieser Definition sind bemerkenswert. Erstens: Gepflogenheiten werden übernommen, ohne hinterfragt zu werden. Das heißt, dass eine Gemeinschaft die Diskussion zu diesen Themen als abgeschlossen betrachtet. Aber eigentlich machen sich die Leute schlicht und ergreifend überhaupt keine Gedanken darüber. Sitten werden stillschweigend übernommen. Das liegt daran, dass sie uns schon als Kinder anerzogen werden, bevor wir logisch darüber nachdenken könnten.
Ich (Randy) erinnere mich noch lebhaft an solch eine Situation. Meine Frau und ich fluchen nicht – wir wurden dazu erzogen, nicht zu fluchen – und wir haben unsere Kinder auch dazu erzogen, nicht zu fluchen. Allerdings bestand unsere Erziehung lediglich darin, dass wir solche Wörter nie benutzten. Wir gaben also dieses Verhalten – im buchstäblichen Sinn – stillschweigend weiter. Als wir als Missionare in einer entlegenen Gegend in Indonesien lebten, waren wir Eltern die einzigen Englisch sprechenden Personen, mit denen unsere Kinder zu tun hatten. Hin und wieder kamen andere Missionare zu Besuch. Als unser ältester Sohn fünf war, besuchte uns einmal eine ältere, sehr züchtige Missionarin.
Wir stellten ihr unseren Sohn vor, der sehr höflich sagte: »Guten Tag, es freut mich, Sie kennenzulernen.«
Nachdem die Frau ihn gelobt hatte, was für ein netter Junge er sei, fragte Josh seine Mutter: »Kann ich rausgehen und spielen?«
Die Missionarin fragte ihn: »Wohin willst du denn?«
Unser kleiner Engel lächelte sie an und sagte: »Das geht dich einen Sch… an.«
Uns klappten die Kinnladen herunter. Wir hatten dieses Wort nie zuvor aus seinem Mund gehört (und auch danach nie wieder). Unsere völlig schockierten Mienen verrieten dem Fünfjährigen, dass seine Antwort ziemlich daneben gewesen war. Seine Mutter stammelte: »Josh!« Bevor wir noch etwas sagen konnten, fing er an zu weinen und lief aus dem Zimmer. Wir machten ihm deutlich, dass wir di