: Lorenz Müller
: Der Tod kommt nach Zug Kriminalroman
: Emons Verlag
: 9783987071072
: 1
: CHF 10.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein düsterer Noir-Krimi, in dem der Regen alles wegspült. Auch die Moral. Daniel Garvey wird in einer Zuger Villa verhaftet, in einer Blutlache kniend. Die Bewohner des Hauses, Vater, Mutter und Sohn, wurden regelrecht hingerichtet, und alle Umstände weisen auf Daniel als Täter hin. Er behauptet jedoch beharrlich, nichts mit dem Mehrfachmord zu tun zu haben. Ermittler Forster, der seine Dienstmarke und sein einstiges Leben los ist, versucht inmitten seiner Sinnkrise die Tat zu verstehen - und herauszufinden, was es mit dem Verschwinden der 17-jahrigen Tochter auf sich hat.

Lorenz Müller, geboren 1977, lebt in Zug, Schweiz. Nach juristischen und forensischen Ausbildungen arbeitete er viele Jahre als Staatsanwalt und danach für eine Versicherung in der Betrugsbekämpfung. Im Herbst 2019 veröffentlichte er seinen Erstlingsroman »Endstation Gotthard« und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Schweizer Taschenbuchcharts. www.lorenzmueller.ch

2

Mit Blaulicht und Sirene schoss der silbergraueVW-Bus durch die Dreißigerzone an der Grabenstraße. Die Leute am Straßenrand gingen zur Seite, als ob die Scheibenwischer sie mit dem Wasser weggefegt hätten.

An der nächsten Kreuzung zog Grübel den Wagen links in die Zugerbergstraße hoch und trat das Gaspedal voll durch. Der Motor heulte auf, die Beschleunigung aber blieb bescheiden, weil der Bus zu schwer war. Viel zu schwer, weil er alles mitführte, was Kriminaltechniker an Tatorten benötigten. Von Lampen für die Tatortbeleuchtung über Absperr- und Spurensicherungsmaterial, Fotoausrüstung, Polizeisiegel für Türen, die keiner öffnen sollte, undDNA-Stäbchen bis hin zu Formularen, die seinen Alltag dokumentierten und standardisierten. Den ganzen Karsumpel.

Die paar Minuten Fahrt in die Quartierstraßen der Schönegg und des Bellevues kamen ihm überdehnt lange vor. Das lag vermutlich daran, dass der Bus die steile Zugerbergstraße hoch aus dem letzten Loch pfiff und der Regen ihm die Sicht nahm, obwohl die Scheibenwischer wie auf Koks wippten. Bei der Schönegg machte er die Sirene aus und fuhr durch den Bellevueweg hinunter bis dahin, wo zwischen ihm und der Gimenenstraße bloß noch eine einzelne kubische Villa mitten in der Landwirtschaftszone stand. Er fragte sich, wie es möglich sein konnte, dass wieder einmal einer mit Brieftasche mitten in die Wiese hatte bauen können, während sonst alle von Verdichten und Einzonungsstopp sprachen. Dieser hier hatte sich wohl eine Wildcard gekauft. Aber jetzt gab es Wichtigeres als Siedlungspolitik.

Grübel hielt in der Einfahrt hinter dem Streifenwagen an, wagte sich in das Sauwetter hinaus, und der Regen lief ihm praktisch sofort über den Nacken bis hinunter in die Unterhose. Er sprintete am Streifenwagen vorbei und sah kurz zu der Gestalt, die auf dem Rücksitz saß und den Blick zu den Füßen richtete. Als er die vier Stufen zur Veranda an der Vordertür hocheilte, um unter das Vordach zu kommen, wartete bereits ein Uniformierter auf ihn.

»Was kannst du mir zum Tatort sagen?«

Benny Weiß klebte die Uniform am Bauchansatz, und er zog Grübel am Kragen zu sich her.

»Pass auf, dass du nicht in das Erbrochene trittst.«

Grübel sah hinter sich. Tatsächlich, er wäre beinahe in die Hinterlassenschaft getreten, die nach Frühstück aussah. Wenn er hätte wetten müssen, dann hätte er auf schwarzen Kaffee und Birchermüesli gesetzt.

»Wer hat meinen Tatort verunstaltet?«

»Immerhin ist dies bereits geklärt. Wir haben drinnen alles gesichert. Waren nur kurz drin. Ihn dort«, Weiß zeigte zum Streifenwagen, »haben wir verhaftet und bei allen, die sonst noch da waren, den Puls gesucht. Vergeblich.« Weiß zögerte. »Ja, und dann sind wir mit dem Verhafteten raus, und Kollege Fredi hat sein Frühstück wiedergekäut.«

»Meine Güte, das ist doch nicht möglich. Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten zwanzig Jahren an einem Tatort ein Kamerad erbrochen hat. Aber Fredi kriegt das ausgerechnet bei einem Tötungsdelikt hin, wo uns garantiert alle auf die Finger schauen.«

Weiß deutete mit dem Kinn in Richtung der geschlossenen Haustür.

»Du kannst sagen, was du