2.1 Die transaktionale Führung
Der Grundgedanke der transaktionalen Führung verrät sich bereits im Begriff. Die Transaktion, also der Deal oder Austausch, bestimmt demnach die Beziehung zwischen einem Mitarbeiter und ihrer Führungskraft. Es geht darum, dass der Mitarbeiter seine Arbeitskraft und Leistung einem Unternehmen zur Verfügung stellt und dafür eine Gegenleistung erwarten darf. Diese Gegenleistung kann in Geldeinheiten und in vielfältigen anderen Formen der Kompensation bestehen. Tatsächlich können wir davon ausgehen, dass unsere Wirtschaftswelt genau nach diesemAustauschprinzip funktioniert und erklärbar ist.
Das Prinzip des Austausches stellt den Wesenskern der transaktionalen Führung dar. Es bestimmt zum wesentlichen Teil unser Wirtschaftsleben.
Ein Arbeitsvertrag beispielsweise ist ein Instrument der transaktionalen Führung. Es wird geregelt, wie viel Arbeitszeit ein Mitarbeiter aufwenden muss und welche Vergütung er dafür erwarten darf. Die Beziehung zwischen dem Unternehmen und dem Mitarbeiter ist zweckrational und muss nicht persönlich oder gar freundschaftlich ausfallen. Will ein Unternehmen von einem Mitarbeiter mehr Leistung, als über den bestehenden Arbeitsvertrag geregelt ist, so muss es mehr Gegenleistung erbringen. Das Austauschprinzip bestimmt die Beziehung, wobei die beiden Waagschalen des Gebens und Nehmens grundsätzlich verhandelbar sind und zumindest für das Funktionieren einer langfristigen Beziehung im Mittel in der Balance sein müssen.
Alle Zielvereinbarungssysteme funktionieren nach dem Prinzip der Transaktion. Der Vorgesetzte als Vertreter der Organisation bespricht die Erwartungen an das Verhalten und/oder die gewünschten Ergebnisse mit dem Mitarbeiter in möglichst detaillierter Form und verspricht im Gegenzug im Fall der Erreichung des gewünschten Zielzustands eine Belohnung. Auch das Nicht-Eintreten eines möglicherweise negativen Effekts wie einer Kündigung oder eines Verlustes an Image, Prestige und Anerkennung in der Organisation wäre in diesem Sinne eine Belohnung.
Die Handelswaren auf dem Tauschmarkt für Führungskräfte und Mitarbeiter sind vielfältig. Sie reichen von verbalem Lob über das In-Aussicht-Stellen von Beförderungen bis hin zu materiellen Anerkennungen in Form von Boni, Provisionen, Gehaltserhöhungen, Sonderzahlungen oder einem größeren Firmenwagen. Dazu kommen individuelle Vergünstigungen, bessere Arbeitsbedingungen, ein gutes Arbeitszeugnis usw. Viele Vorgesetzte spielen auch mit Distanz und Nähe: Bei Wohlverhalten spüren Mitarbeiter mehr persönliche Nähe und Wertschätzung vom Vorgesetzten, bei Fehlverhalten kann man dann wiederum auf Distanz gesetzt werden.
Es gibt vielfältige Tauschwaren, die mehr oder weniger subtil sind, aber alle dem Führungsprinzip der Transaktiondienen.
Neben dem In-Aussicht-Stellen von Belohnung gibt es eine weitere Triebkraft in der Welt der transaktionalen Führung: die Bestrafung. Während das Belohnungsprinzip offen und transparent in der Unternehmenspraxis eingesetzt wird, bleibt das Bestrafungsprinzip eher im Verborgenen. Auch wenn der Chef nicht offen über die Möglichkeit einer Kürzung des Bonus, einer Strafversetzung oder einer Entlassung spricht, unterschwellig sind diese Drohszenarien im Raum, und kaum ein Mitarbeiter wird so naiv sein, sie nicht zu kennen und nicht danach zu streben,