1 Einleitung: Die Herausforderungen der Arbeitswelt
In den letzten Jahrzehnten beschleunigte sich das Leben der Menschen ungemein. Technische Erfindungen, technologische Innovationen, demografische Entwicklungen und geopolitische Verschiebungen stellen alte Gewissheiten infrage und verleihen den Lebens- und Arbeitswelten ein enormes Tempo. Sie eröffnen einerseits neue, ungeahnte Möglichkeiten, bringen zugleich aber Ungewissheiten und Fragen mit sich.
Die globale Leistung der Wirtschaft vervielfachte sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Während die Weltwirtschaft vom Mittelalter bis zur einsetzenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts sehr gemächlich wuchs und die Wachstumskurve in diesem Zeitraum eher eine nahezu horizontale Gerade beschreibt, geht es mit dem wirtschaftlichen Wachstum seit dem beginnenden 20. Jahrhundert steil nach oben, sodass die »Kurve« in den letzten Jahren eher einer Vertikalen gleicht. Seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich die weltweite Wirtschaftsleistung annähernd verhundertfacht, seit den Neunzigern verfünffacht, seit dem Jahr 2000 verdreifacht, und seit 2017 wuchs das weltweite BIP trotz der Corona-Pandemie immerhin um ca. 25 %. Das Volumen des Welthandels und somit die internationale wirtschaftliche Verflechtung hat sich innerhalb zweier Jahrzehnte vom Jahr 2000 bis 2021 auf mehr als 22 Billionen US-Dollar mehr als verdreifacht.1
Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 zerfielen mehrere Staaten und es kam zu mehr als zwei Dutzend Staatsgründungen. Die Vereinten Nationen haben seit damals rund 30 neue Mitglieder aufgenommen. Die Weltbevölkerung legte im gleichen Zeitraum um gut 50 % auf 8 Milliarden Erdenbürger im Jahr 2023 zu. Die Bevölkerung des »globalen Westen« altert schnell, die des »globalen Süden« bringt jedes Jahr Millionen junger, neuer Arbeitskräfte hervor, die aus ländlichen Regionen in Städte ziehen, die sich wiederum zu neuen Megametropolen entwickeln. Die internationale Reisetätigkeit wuchs gleichzeitig um mehr als das Doppelte.2 Die Welt rückt verkehrstechnisch näher zusammen. Die weltweit zurückgelegten Flugkilometer verdreifachten3 sich, angefacht durch das Entstehen von »Billigfluglinien«, in weniger als drei Jahrzehnten und trugen zu einer nie dagewesenen Vernetzung der Welt, mehr Mobilität bzw. einer leichteren Erreichbarkeit aller Weltregionen bei. Gab es vor dem Fall des Eisernen Vorhangs noch die Gewissheit, dass mit »Ost«, »West« und vielleicht noch den »Blockfreien« drei »Global Player« mit von der geopolitischen Partie sind, so findet auch in diesem Bereich eine weltpolitische Neuaufstellung statt:
China ist heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und bekundet seinen geopolitischen Führungsanspruch. Indien hat China als bevölkerungsreichstes Land der Welt abgelöst, wächst wirtschaftlich stark und sucht ebenso eine tragende Rolle in den internationalen Beziehungen. Die Länder Südostasiens bilden eine Region, in der ca. 10 % der Weltbevölkerung leben. Sie ist Wachstumsmotor, Rohstofflieferant und interessanter Absatzmarkt zugleich geworden. Nicht zu vergessen sind die Staaten der arabischen Halbinsel, die gegen Ende des Erdölbooms versuchen, ihren Wohlstand auf eine breitere Basis zu stellen und durch zukunftsorientierte Projekte und Investitionen abzusichern. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts werden sich die demografischen und wirtschaftlichen Parameter weiter weg vom »globalen Westen« hin zu aufstrebenden Staaten Ost-, Südost- und Südasiens verschieben. Derzeit steigt in Europa die Befürchtung, im Vergleich zu den USA und China wirtschaftlich und in puncto Innovationen abgehängt zu werden. Zu Beginn des Jahrtausends lag die Wirtschaftsleistung der Europäischen Union in etwa gleichauf mit der der USA, China lag noch weit zurück. Mittlerweile sind die USA enteilt und China ist drauf und dran, die Europäische Union (hier das Vereinigte Königreich noch eingerechnet) bald von Platz 2 zu verdrängen.
Technologischer Fortschritt
Die Treiber dieses enormen Wach