Kapitel 1
Stefan
Das hatten wir schon lange nicht mehr , stellt Nico fest, schnappt sich die Nutella und beschmiert seine Brötchenhälfte mit einer dicken Schicht. Geistesabwesend sehe ich ihm zu und bin erstaunt, wie viel er ständig von der Schokocreme verdrücken kann, ohne auch nur ein Gramm zuzulegen. Unauffällig streiche ich über meinen Bauch, der nicht mehr ganz so flach ist, wie noch vor ein paar Jahren. Mit Wehmut denke ich an meine Jugend zurück, als ich über so etwas nicht nachdenken musste. Mit Vicky an meiner Seite hat sich die Sache verschlimmert. Zu oft gehen wir aus oder verwöhnen uns gegenseitig mit gutem Essen. Der gestrige Abend kommt mir in den Sinn und ich spüre erneut Anspannung in mir aufsteigen, als ich an unser Treffen denke. Wer weiß, wie es nun mit uns weitergeht?
Was hatten wir schon lange nicht mehr? Nutella? , frage ich zerstreut, reiße meinen Blick von dem Brötchen los und schaue Nico in die Augen. Unruhig trippeln meine Finger über die Tischplatte, während ich versuche, den Gedanken an mein letztes Gespräch mit Vicky beiseitezuschieben.
Nico beißt herzhaft ab, kaut einen Moment, ehe er eine ausschweifende Geste macht. Nee, Nutella hab ich die ganze Zeit. Ich meinte das hier. Wir.
Das Klingeln meines Handys unterbricht ihn. Ich ignoriere es. Willst du nicht rangehen? Nico greift mit seinen Nutellafingern nach dem Smartphone und wedelt damit vor meinem Gesicht herum.
Normalerweise würde ich ihn für eine solche Aktion tadeln, aber mir ist nicht danach, als ich einen Blick auf den Anrufer erhasche: Vicky wenn man vom Teufel spricht beziehungsweise an ihn denkt. Sofort bereue ich den Gedanken, denn ihre Bitte ist nicht unmenschlich und eigentlich nachvollziehbar. Im Moment nicht, danke , antworte ich Nico und stehe abrupt vom Frühstückstisch auf.
Was n los mit dir? Nico kommt mir erstaunt nach, während ich mich im Flur straßentauglich anziehe. Das Gefühl, dass mir die Luft zum Atmen genommen wird, ist plötzlich übermächtig. Vickys Worte vom Vorabend hallen konstant in mir nach und rauben mir meinen Seelenfrieden.
Kaum aus der Tür, gehe ich so rasch vom Haus weg, dass Nico keine Möglichkeit hat, mich aufzuhalten. Ich komme mir albern vor. So unbeherrscht kenne ich mich nicht, aber das Empfinden der eigenen Unzulänglichkeit verstärkt meine miese Laune und beschleunigt meinen Schritt. Erst