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Es war kein schöner Anblick. Der Tote im Wohnzimmer. Eine Blutlache hatte sich unter seinem Kopf ausgebreitet und den einst teuren Perserteppich wohl für immer ruiniert. Die aufgeplatzte Wunde an der Stirn ließ das schmerzverzerrte Gesicht noch unwirklicher erscheinen. Schlafshorts und ein T-Shirt waren die einzige Bekleidung. Die Frau im weißen Schutzanzug hatte sich über den Toten gebeugt und bewegte mit der linken Hand den Kopf vorsichtig etwas zur Seite, um nach weiteren Verletzungen zu suchen.
„Na, Frau Doktor, wie schaut‘s aus?“
Erschrocken drehte Rechtsmedizinerin Liane Bommer den Kopf nach links. Sie hatte sich auf die Untersuchung der Leiche konzentriert und nicht mitbekommen, dass Hauptkommissar Schmied den Raum betreten und sich hinter ihr aufgebaut hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie seine angeschmutzten Nike-Schuhe unter den ebenso unsauberen Jeans hervorschauen. Die weißen Frottee-Socken waren zu den Jeans und den Sneakers gerade noch akzeptabel. Sie hatte den Kommissar allerdings auch schon mit diesem längst aus Mode gekommenen Accessoire in Verbindung mit einem dunklen Anzug und schwarzen Lederschuhen gesehen. Über den Kleidergeschmack von Schmied, der nach seiner Scheidung bestimmt nicht besser geworden war, konnte sie ja noch hinwegsehen, aber dass er ohne Schutzanzug und Schuhüberzieher am Tatort herumlatschte, machte sie wütend.
„Ziehen Sie sich erst mal die Überziehschuhe über Ihre ausgelatschten Treter, bevor Sie hier alles konterminieren“, raunzte sie ungehalten.
„Oh, sorry“, murmelte Lothar Schmied und fühlte sich mal wieder ertappt. Ausgerechnet von der Gerichtsmedizinerin musste er sich zurechtweisen las