Ich heiße Vanessa und bin ein Engel. Alle aus meiner Gemeinde warten darauf, dass noch etwas passiert. Ich dimme das Licht. Ein Paar sitzt am runden Tisch neben dem Durchgang zum Raucherzimmer. Noch sind sie kein Paar, erst morgen werden sie eins sein. Sie trinkt ihren Wodka-Lemon mit dem Strohhalm; er wirft den Strohhalm weg. Sie will Kinder; er denkt nicht mal darüber nach. Fünf sitzen am Ecktisch beim großen Fenster, mit Blick auf die Bierbänke draußen, die habe ich schon um elf angekettet. Nach elf schenken wir draußen nicht mehr aus, weil sonst die ausgesperrten Hunde auf den Balkonen zu heulen beginnen und nicht mehr damit aufhören. Die Fünf sind ein Stammtisch, der steht jedes Mal woanders. Keiner ist von hier, vor zehn Jahren sind sie unabhängig voneinander in die Stadt gekommen, haben sich kennengelernt, sind zusammengezogen. Einmal im Monat feiern sie gemeinsam, dass sie sich noch immer kennen, nur leben sie verschiedene Leben. Sie haben sich viel weiter voneinander entfernt, als sie sich eingestehen möchten, deshalb trinken sie schnell und viel, damit sich Nähe einstellt. Ich fülle den Kühlschrank mit Flaschen auf, er ist größer als ich. Ich zerteile Zitronen und schaufele Crushed Eis in Gläser. Der Junge, der vor mir sitzt, liest Gedichte, am liebsten die von Rimbaud. Er w