: Markus Palic, Konstantin O. Papailiou, Guntram Schultz
: Freileitungen und Kabel in Hoch- und Höchstspannungsnetzen kompakt
: expert verlag
: 9783381104833
: 1
: CHF 18.00
:
: Elektronik, Elektrotechnik, Nachrichtentechnik
: German
: 242
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Buch enthält alle wesentlichen Grundlagen der Freileitungs- und Kabeltechnik im Hoch- und Höchstspannungsbereich in allgemein verständlicher Form.

Markus Palic: Netzbauingenieur im Bereich Hoch- und Höchstspannungsleitungsbau. Danach Vorstand der Westdeutschen Licht- und Kraftwerke AG, Geschäftsführer der NEW-Netz und der Westenergie und Verkehr sowie Lehrbeauftragter an den Hochschulen Mannheim und Aachen/Jülich. Konstantin O. Papailiou: Promotion an der ETH Zürich, Habilitation und Honorarprofessur an der TU Dresden. Lehraufträge an den Universitäten Stuttgart und Dresden. Vorm. Vorstandsvorsitzender der Pfisterer Holding AG und past Chairman des CIGRE- Studienkomitees B2 für Freileitungen. Guntram Schultz: Planungsingenieur im Bereich Netzplanung und -entwicklung. Professor an der Hochschule Karlsruhe. Lehrbeauftragter und Gutachter für Netztechnik und regenerative Energieversorgung an verschiedenen Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen. Die Autoren sind seit vielen Jahren in der Aus- und Fortbildung des Ingenieurnachwuchses tätig.

1Geschichte und Grundlagen der elektrischen Energieübertragung


1.1Historie der Stromübertragung


Wie so oft in der Geschichte, beginnen bedeutende Entwicklungen mit einem Streit unter Experten. So auch bei der grundlegenden Entscheidung über die Spannungsart- und höhe bei der Fernübertragung elektrischer Energie. Die beiden Protagonisten Thomas Alva Edison und Nikola Tesla stritten im ausgehenden 19ten Jahrhundert unerbittlich darüber. Während sich Edison als Verfechter des Gleichstroms (DC, aus dem Englischen:direct current) vehement für die Gleichstromübertragung einsetzte, bewies Tesla den größeren Weitblick, indem er eine Wechselstromübertragung bzw. mit deren Erweiterung auf drei Leiter eine Drehstromübertragung (AC, aus dem Englischen:alternating current) forderte, die wir heute auf unterschiedlichen Spannungsebenen in der öffentlichen Elektrizitätsversorgung europaweit mit einer Frequenz von 50 Hertz (Hz) einsetzen. Weshalb sich die Wechsel- bzw. Drehstromtechnik für die Fernübertragung elektrischer Energie besser eignet, wird in den folgenden Kapiteln eingehend behandelt. Dass wir uns heute erneut mit der Gleichstromübertragung in der Höchstspannungsebene befassen, hat mit dieser Entscheidung erst einmal nichts zu tun. Davon später.

Nikola Tesla (links) und Thomas Alva Edison (rechts) zwei Protagonisten im Stromkrieg [1]

Nicola Tesla war ein serbischer Ingenieur, der sein Studium an der technischen Hochschule in Graz unvollendet abbrach. Danach folgten mehreren Stationen als Konstrukteur und Erfinder. Schließlich landete er 1882 bei Continental Edison in Paris und arbeitete an der elektrischen Straßenbeleuchtung der Stadt. Der dortige Vorsteher Edisons kontinentaler Zweigstelle ermunterte ihn, der besseren Karrierechancen wegen, an den Hauptsitz der Firma nach New York zu wechseln. Dem Vernehmen nach begann dessen Empfehlungsschreiben an den Chef in den USA mit folgendem Wortlaut:

Mein lieber Edison: ich kenne zwei großartige Männer und sie sind einer von ihnen. Der andere ist der junge Mann.

 

Der Autodidakt Edison begann seine Karriere ohne eine besondere Ausbildung bei der mit Gleichstrom betriebenen Telegrafie und war der festen Überzeugung, dass auch dieStarkstromübertragung mit Gleichstrom erfolgen müsste. Er erkannte Teslas Genialität und beauftragte ihn, mit Aussicht auf eine erkleckliche Prämie, seine Gleichstrommotoren zu verbessern, um sich nicht weiter mit der vermeintlich untauglichen Wechselstromtechnik zu befassen. Als die versprochene Prämie trotz erfolgreicher Bewältigung der Aufgabe ausblieb, kündigte Tesla.

Anschließend entwickelte er gemeinsam mit dem Großindustrielle George Westinghouse die Wechselstromtechnik weiter und begann,