: Joseph R. Lallo
: Der ewige Krieg - Epische Fantasy
: Winterfeld Verlag
: 9786197713466
: Myranda - Die Magierin
: 1
: CHF 0.50
:
: Fantasy
: German
: 600
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit über 100 Jahren tobt der ewige Krieg. Niemand weiß, wann genau er begann. Niemand weiß, warum er begann. Und niemand will ihn beenden. Nur eine junge Frau, Myranda, spricht sich offen für Frieden aus. Sie will nicht kämpfen, nicht töten und nicht getötet werden. Darum zieht Myranda rastlos von Ort zu Ort, immer auf der Flucht vor der Armee. Immer auf der Suche nach einem Weg etwas zu verändern. Denn Myranda ist mehr als nur eine Flüchtige. Sie verfügt über gewaltiges magisches Potential, und als sie einen sicheren Ort findet, an dem sie unterrichtet werden kann, begreift Myranda, dass es einen Weg gibt den Krieg zu beenden. Doch um das zu erreichen, muss sie gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen. Sie muss kämpfen.

Joseph R. Lallo ist ein USA Today Bestseller Autor

 

Kapitel 2


 

Sobald Myranda die Augen geschlossen hatte, fand sie sich auf dem schwarzen Feld wieder, das schon ihren Schlaf in der vergangenen Nacht vergiftet hatte. Voller Schrecken und Angst suchte sie nach einem Überrest des Lichts. In einiger Entfernung entdeckte sie ein paar blasse, flackernde Lichter, die nach ihr zu rufen schienen. Sie rannte darauf zu, aber eins nach dem anderen erlosch, als sie näherkam.

Sie stolperte über eine Unebenheit im Boden und fiel nach vorne. Unter ihren Händen splitterte das tote Gras. Sie verschwendete keine Zeit mit dem Aufstehen und krabbelte auf die Lichter zu, weil sie sicher war, dass sie das letzte bisschen Licht für immer verlieren würde, wenn sie auch nur einen Moment wegsah. Plötzlich war etwas Kaltes unter ihrer Hand. Sie zuckte zusammen und schloss instinktiv die Finger darum. Es ließ sich nicht aus der gefrorenen Erde ziehen. Sie wollte weiterkriechen, aber ihre Finger ließen das gefrorene Objekt nicht los. Sie zog und zerrte daran herum und blickte es endlich an, und sofort verblassten die fernen Lichter für immer. Aber ihr Fund entpuppte sich als guter Ersatz. Es war ein Laterne, deren Docht sich entzündete, als Myrandas Blick auf ihn fiel. In der Finsternis wirkte das kleine Licht blendend hell. Myranda blinzelte dagegen an und merkte plötzlich, dass sie in ihre Welt zurückgekehrt war. Das blendende Licht waren ein paar Sonnenstrahlen, die durch den schweren Vorhang stachen. Der Traum war vorbei.


 

Den Schlaf blinzelte sie rasch genug aus den Augen, aber die beängstigenden Gefühle des Traums und die bohrenden Kopfschmerzen wurde sie nicht so leicht los. Sie sah sich um, aber natürlich gab es im besten Zimmer in diesem Hort der Gastlichkeit kein Waschbecken, an dem sie ihr Gesicht hätte waschen können. Niedergeschlagen suchte sie ihre Habseligkeiten zusammen, verließ den Raum, schloss hinter sich ab und steckte den Schlüssel ein. Auf dem Weg zur Treppe kam sie an Leos Tür vorbei. Sie zögerte kurz und entschloss sich dann, ihn schlafen zu lassen.

Jetzt am Morgen sah die Taverne ganz anders aus als in der Nacht. Graues Morgenlicht hatte den warmen Schein von Kerzen und Kaminfeuern ersetzt. Nichts regte sich außer ein paar Fliegen, die über einem halb leergegessenen Teller kreisten. Von den Gästen war nur noch einer übrig, ein schmieriger Mann, der vornübergebeugt an einem der Tische saß und mit dem Gesicht im Grünkohl schnarchte.

Der zweite Mensch im Raum war ein magerer junger Bursche, wahrscheinlich der Sohn des Wirts. Er hatte seinen Stuhl hinter dem Tresen gegen die Wand gekippt und saß darauf, ohne sich zu rühren. Unter fettigen Haaren ging sein Blick ins Leere.

Myranda ging zu ihm. Vielleicht konnte sie ein paar Happen vom gestrigen Abendessen umsonst bekommen; manche Küchen waren da großzügig. Das Essen hatte ihr zwar nicht geschmeckt, aber es ging ja nur darum, etwas in den Magen zu bekommen.

„Hallo?“, sagte sie.

Der junge Mann reagierte nicht.

„Hallo?“, sagte sie noch einmal lauter. „Guten Morgen?“

Nichts. Sie wedelte mit der Hand vor seinen halbgeöffneten Augen und wurde