2. KAPITEL
„Wie sollen wir uns an Nuala für diese blödsinnige Idee rächen?“, fragte Dusty Brant fast sechs Monate später.
Es war ein Freitagabend im späten Februar. Ihre Pferde hatten im Frühjahr ein paar kleinere Rennen gewonnen. Brants Land hatte mehr Regen als sonst abbekommen, während Dustys unter der Dürre in Queensland gelitten hatte. Kerry Woods hatte die beiden Männer eindringlich gebeten, etwas für ihren Sohn Callan zu tun.
„Du hast gesagt, es ist dir egal, wie verrückt sie ist. Hauptsache, sie hilft Callan“, erinnerte Brant seinen Freund. Dabei hatte er – seit die neueste Ausgabe vonToday’s Woman in den Zeitschriftenregalen lag – selbst schon überlegt, wie sie es seiner Schwester heimzahlen konnten.
„Ich bin immerhin hergekommen, oder nicht?“, entgegnete Dusty. „Mein Foto ist in dem verdammten Magazin abgedruckt. Ich musste meine Hobbys auflisten und erzählen …“ Er malte Anführungsstriche in die Luft. „…was mir an einer Frau gefällt und warum ich glaube, dass Liebe von Dauer sein kann. Und dann haben sie höchstens ein Viertel von dem genommen, was ich gesagt habe.“
„Du hast die Fragen besser beantwortet als ich“, knurrte Brant.
Dusty grinste. „Ich war ehrlicher.“
„Hast du denn gar keinen Selbsterhaltungstrieb?“
„Reichlich sogar. Ich bin nur kein sehr guter Lügner. Glaubt deine Schwester allen Ernstes, dass Callan auf diese Weise findet, was er sucht?“
Die beiden Männer sahen sich in dem elegant eingerichteten Raum um. Es war kurz nach sechs, und die Klimaanlage kämpfte gegen die Sommerhitze von Sydney. An den Stränden wimmelte es von schlanken, gebräunten Körpern und sandigen Kindern. Auf den Straßen vermischten sich die Autoabgase mit den Gerüchen aus den unzähligen Restaurants.
Hoch über dem dichten Feierabendverkehr war dies der ideale Ort für eine Cocktailparty, mit Blick auf den Hafen und die Brücke, die die renovierten Piers überspannte.
Er war Lichtjahre von Brants, Dustys und Callans Ländereien entfernt.
Brant schätzte die Zahl der Gäste auf etwa fünfzig. Sie setzten sich zusammen aus zwanzig männlichen Outback-Singles und zwanzig weiblichen Großstadt-Singles, hinzu kamen einige Journalisten und Fotografen von der Zeitschrift und eine Handvoll Kellner, die mit Getränken und modischen, nicht sehr nahrhaft aussehenden Häppchen umherstreiften.
„Laut Nuala soll er nichtfinden, was er sucht, sondernheraus finden, was er sucht“, verbesserte Dusty.
„Sagt ausgerechnet Nuala, die sich erst neulich mit einem Mann verlobt hat, den sie kennt, seit sie … wie alt war? Drei?“, brummte Dusty. „Ja, sicher, sie ist eine echte Beziehungsexpertin!“
„Nuala um Rat zu fragen war deine Idee“, widersprach Brant.
„Und sie glaubt wirklich …“
„Soll ich sie zitieren?“, unterbrach Brant ihn und zählte die Argumente seiner Schwester an den Finger