: Kerstin Decker
: Richard Wagner Mit den Augen seiner Hunde betrachtet
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203657
: 1
: CHF 14.10
:
: Geisteswissenschaften allgemein
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Schwäne, Riesenwürmer. Auch Pferde. Hunde aber hat Richard Wagner nie auf die Bühne gebracht. Und doch waren sie seine treuesten Begleiter. Oder müsste man sagen: Richard Wagner war der treueste Begleiter seiner Hunde?? Niemand ­kannte den Komponisten besser als Robber, Peps, Pohl und die anderen. Höchste Zeit, ihre Meinung zu ­hören. Kerstin Decker begegnet ihrem Gegenstand mit ­bewundernder Ironie. Denn Wagners Hunde - meist Neufundländer oder Jagdhunde, die es an Statur mit dem Chef aufnehmen konnten - fuhren mit ihm über die tosende See nach Paris, sie teilten sein Exil in der Schweiz und fanden am Ende ihre Ruhestatt neben ihrem Meister in Bayreuth. ­Richard Wagners Leben aus vierbeiniger Perspek­tive - das gab es noch nie. »Das lustigste Wagnerbuch hat Kerstin Decker ­geschrieben.« Elke Heidenreich, Die Welt

Kerstin Decker, geboren 1962 in Leipzig, promovierte ­Philosophin, ist Autorin des »Tagesspiegel«. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter »Lou Andreas-Salomé. Der bitter­süße Funke Ich« und »Nietzsche und Wagner. ­Geschichte einer Hassliebe«. Zuletzt erschienen »Meine Farm in Afrika. Das Leben der Frieda von Bülow« (2015), »Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche« (2016) und »Die Geschichte des Menschen. Von einer Ratte erzählt« (2021). Kerstin ­Decker lebt in Berlin.

ROBBER ODER »DER FLIEGENDE HOLLÄNDER«


Achderarmehund


Vor der Tür des sechsundzwanzigjährigen Rigaer Kapellmeisters liegt ein großer schwarzer Hund, ein Riese selbst unter den Neufundländern. Er ist viel schöner als ich, sagt der Kapellmeister. Und stärker ist er wohl auch. Wie vermisst er seinen Namen. R-o-b-b-e-r. Aber wenn andere ihn rufen, hört er es fast nicht. Sie nennen ihn ohnehin kaum noch Robber, nur Achderarmehund. Achderarmehund, sagen die Nachbarn. Achderarmehund, sagt der Hauswirt.

Robber wartet.

Er durchwartet die Tage, er durchwartet die Nächte. Im Umgang mit den Menschen, das weiß er, helfen nur Nachsicht, Geduld und Beharrlichkeit. Es hat lange gedauert, bis der Kapellmeister einsah, dass dieser Hund sein Hund war. Er konnte es unmöglich wieder vergessen haben.

Vielleicht hatte Richard Wagner irritiert, dass Robber dem Kaufmann Armistead gehört. Von ihm hat er auch seinen fremden Namen: Robber. Räuber. Aber ein Hundeleben ist viel zu kurz, um es bei einem Herrn zuzubringen, der nicht