: Igal Avidan
: »... und es wurde Licht!« Jüdisch-arabisches Zusammenleben in Israel
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203749
: 1
: CHF 12.30
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: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gute Nachrichten sind selten eine Meldung wert - auch nicht, wenn sie in diesen Tagen aus Israel kommen. Dabei gibt es sie, und sie sind nachzulesen in diesem Buch, das rechtzeitig zum 75. Jahrestag der Staatsgründung erscheint. Der israelische Journalist und Autor Igal Avidan berichtet, entgegen der üblichen Fernsehbilder, aus einer bewegten Gesellschaft, in der Juden und Araber längst ein Zusammenleben gefunden haben, das den Vorstellungen von ewigem Hass (von Politikern auf beiden Seiten gern geschürt) nicht entspricht. Eine friedliche und zugleich brüchige Co-Existenz auf dem Vulkan - davon erfährt man in diesen Reportagen aus dem Alltags­leben in Israel. Gewaltsame Übergriffe sind zwar an der Tagesordnung, gegenseitige Hilfe, Solidarität, Nachbar- und Freundschaft aber auch. Dieses Buch zeigt, dass die israelische Gesellschaft - allen Rückschlägen zum Trotz - dabei ist, zusammenzuwachsen. »1991, als die Israelis von irakischen Raketen ­bedroht wurden, reiste ich dorthin, um mich mit den Menschen zu solidarisieren. Igal ­Avidan sorgt sich heute um die innere Bedrohung ­Israels. In seinem Buch redet er nicht nur über Israel, er redet mit Israelis - Juden wie Arabern. So gibt er die Stimmen derer wieder, die in den Medien sonst selten Gehör finden. Sein Buch differenziert, jenseits bestehender Klischees und Vorurteile.« Günter Wallraff

Igal Avidan, 1962 in Tel Aviv geboren, hat in Israel ­Englische Literatur und Informatik, in ­Berlin Politikwissenschaft studiert. Seit 1990 arbeitet der Nahostexperte als freier Berichterstatter aus Berlin für israelische und deutsche Zeitungen und Hörfunk­sender. 2017 erschien sein Buch »Mod Helmy. Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete« (dtv).

Einleitung


Ein Buch beginnt mit einem Satz: »Wir sind nicht in Deutschland, wir sind in Israel«, sagte ein Beter in der Stadt Lod angesichts der abgebrannten Synagoge.

Ein Buch beginnt mit einem Bild: Zwei Männer tragen zwei Thorarollen aus diesem verkohlten Bethaus.

Ein Buch beginnt mit einem Video: Ein aufgebrachter Mob überfällt einen wehrlosen Menschen. Er liegt regungslos auf der Straße. Ein Teenager steht neben seinem Kopf, beugt sich hinunter und schlägt ihm mit der Faust mehrmals ins Gesicht.

Ein Buch beginnt mit dem Post des Israelis Eliran als Reaktion auf ein Video verwüsteter arabischer Geschäfte: »Das ist nicht der Weg des Judentums,« schrieb er. »In der Geschichte sind schon zu viele Läden zerstört worden, nur weil ihre Besitzer jüdisch waren.«1 Dann sammelte der religiöse und zionistische Jude im Internet einige Tausend Schekel Spenden. Er fuhr hundert Kilometer von Beersheba nach Bat Jam und verteilte die Spenden unter den betroffenen arabischen Ladenbesitzern.

Während der gewaltsamen Ausschreitungen vom Mai 2021 war ich schockiert von der arabischen Gewalt, schämte mich für die jüdische und fand Trost in Elirans menschlicher Geste. Ein Jahr später war ich nach einer langen Coronapause wieder in Israel. Weil mich die Bilder von geschändeten Synagogen, brennenden Autos, Geschäften und Kulturstätten nicht losließen, beschloss ich, eine Reise durch Israel zu unternehmen, um den »Menschen an der Front« zu begegnen und ihnen zuhören, vor allem denjenigen, die an ein Zusammenleben glauben – aller Gewalt und Zerstörung zum Trotz.

Die beiden Grundprinzipien Israels als jüdischer und demokratischer Staat begleiten diesen seit seiner Gründung im Jahr 1948. Eine der zentralen Herausforderungen ist das Verhältnis zu den arabischen Israelis, die etwa ein Fünftel der Bevölkerung ausmachen, Tendenz leicht steigend. Ungeachtet der generell friedlichen Beziehungen kommt es immer wieder zu politischen Spannungen und auch Gewalt zwischen israelischen Juden und Arabern. Im Mai 2021 erlebte Israel die wohl schwersten Straßenschlachten seit 1948.

Wie haben arabische und jüdische Israelis diese Ausbrüche erlebt? Wie sehen sie die Zukunft? Diese Fragen sollen sich als roter Faden durch meine Bege