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Mein Seufzen erfüllt den Raum, als ich mein Handtuch zu Boden fallen lasse, mich ausstrecke und die Decke über meinen feuchten Körper ziehe.
»Endlich geschafft.«
Morgen ist Halloween und auch wenn der jährliche Süßigkeiten-Wahn in Deutschland noch nicht so verbreitet ist wie in den Staaten, muss man doch vorbereitet sein, auch hier auf dem Dorf, gut zwanzig Kilometer außerhalb von Berlin. Es sei denn, man will am nächsten Tag Zahnpasta vom Zaun schrubben oder Klopapier aus den Büschen zupfen.
Wirtschaftsfreundlicher gehts doch kaum, oder? Entweder du kaufst diversen überzuckerten Scheiß, dekorierst dein Haus mit Gemüse und hässlicher Plastikdeko oder du wirst von Kindern bestraft, die du nicht mal anzeigen darfst! Haben sie sich schön so hingedreht über die Jahre ... Doch da ich lange Zeit in den USA gelebt habe, weiß ich auch, dass es noch viel schlimmer werden kann! Egal. Dieses Jahr bin ich vorbereitet, habe den Vorgarten notdürftig geschmückt, Süßkram gekauft und gruselige Gesichter in Kürbisse geschnitzt, die jetzt die Einfahrt verschandeln. Nur die Küche war danach ein einziges Schlachtfeld und ich hatte überall Kürbisfusseln. Wenn ichüberall sage, dann meine ich übrigens auchüberall! In den Haaren, auf dem Boden, an der Wand, sogar in der Unterhose! Drei Stunden habe ich gebraucht, um das Chaos zu beseitigen, doch dann konnte ich endlich duschen und ins Bett.
Einige Sekunden lang tue ich nichts weiter, als selig vor mich hin zu lächeln und zu fühlen, wie sich meine angespannten Muskeln lockern und die kühlen Laken langsam erwärmen.
Ruhe ist etwas ganz Wunderbares.
Keine störenden Geräusche, keine Hektik, keine Aufgaben, keine Termine. Nur ich und mein weiches, warmes Bett …
Das gleichmäßige Rauschen des Regens beruhigt mich ungemein. Immer wieder höre ich gedämpft ein Auto am Fenster vorbeifahren und sehe dessen Lichter, welche, erst weiß, dann rot, in den Tropfen an der Glasscheibe reflektieren. Das Einzige was mich ein wenig beim Träumen stört, ist das monotone Ticken der Uhr, welches mir in der Nacht immer deutlich lauter erscheint als am Tage.
-Tick tack tick tack tick tack-
Jeden Abend, wenn ich im Bett liege und einschlafen will, nehme ich mir vor, sie endlich vom Schlafzimmer in den Flur zu hängen, und jeden Morgen vergesse ich es wieder.
Diesen notorischen Störenfried ignorierend, lege ich meinen Kopf zur Seite und schaue erneut nach draußen, wo der Wind die Blätter einer Birke sanft hin und her wiegt. Das Bett steht samt seinen beiden Nachttischen im Raum an der rechten Wand, ihm gegenüber unser überfüllter Kleiderschrank mit den Spiegeltüren, links eine lange Stehlampe aus weißem Krepp und rechts die Fensterreihe.
Meine Augen schließen sich und ich döse ein wenig, obwohl ich noch lange nicht einschlafen kann. Deshalb lausche ich weiter den Geräuschen dieses Zimmers und der Außenwelt, ohne sie zu bewerten, und genieße einfach nur die Geschmeidigkeit der Situation.
Gut eine halbe Stunde dauert es, bis ich das Grollen eines Wagens vernehme, welches ich unter hunderten unterscheiden könnte. Lichter durchfluten das Schlafzimmer, während er die Einfahrt passiert, und blenden mich kurz, als ich gegen die Decke blinzle.
Danach folgen Geräusche, die ich beinahe auf die Sekunde genau vorhersagen kann: das Zuklappen der Fahrertür, die piepende Zentralverriegelung, das Klappern des Schlüssels an der Haustür, w