: Fynn Haskin
: Der Mondmann - Rote Spur Grönland-Thriller
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751747769
: 1
: CHF 8.90
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German

Eine grausame Mordserie gibt der Kopenhagener Polizei Rätsel auf: In welchem Zusammenhang standen die Mordopfer? Und wer ist der Mörder, der am Tatort geheimnisvolle Symbole hinterlässt?Als klar wird, dass eine Verbindung zur Kultur der Inuit besteht, schaltet sich Jens Lerby in die Ermittlungen ein, zum Verdruss seines Vorgesetzten, der offenbar etwas zu vertuschen sucht.Lerby geht der Spur jedoch unbeirrt nach, die ihn schließlich nach Grönland führt, zurück zu Pallaya Shaa und ihren Leuten - und kommt so einem alten Geheimnis auf die Spur, in dem es um ein Verbrechen geht, das im Namen des Fortschritts von der dänischen Regierung an den Inuit begangen wurde: dem Projekt »Nystart« ...



Fynn Haskin wurde im rauen Winter 1969 geboren - vielleicht ist das der Grund, warum er schon früh eine Vorliebe für Schnee und Eis entwickelt hat. Seinen Urlaub verbringt der Reisejournalist und Weltenbummler bis zum heutigen Tag auf Bergeshöhen oder in den kühlen Regionen dieser Erde. Kaum eine Gegend hat ihn so begeistert wie Grönland. Besonders die spektakuläre Landschaft und die Kultur der Inuit haben ihn nachhaltig beeindruckt und zu DER MONDMANN inspiriert.

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»Ich sollte mich bei dir melden?«

Kommissar Jens Lerby hatte die Tür zu Sørensens Büro einen Spalt weit geöffnet, gerade so, dass er den Kopf hineinstecken und einen Blick ins Büro seines Vorgesetzten werfen konnte.

In seinem braunen Maßanzug hinter dem großen Eichenholzschreibtisch sitzend, hobChefpolitiinspektør Birger Sørensen den Blick von den Akten, die er inspiziert hatte. Über den Rand seiner Lesebrille hinweg sah er Lerby an.

»In der Tat«, bestätigte er dann und winkte ihn mit einer Hand herein, während er mit der anderen die Brille abnahm und sich die Nasenwurzel massierte.

»Gibt’s Probleme?« Lerby trat ein und schloss die Tür hinter sich, dann nahm er unaufgefordert auf dem Besucherstuhl Platz. Sørensen und er waren im gleichen Alter. Sie kannten einander praktisch schon eine Ewigkeit, hatten gemeinsam die Polizeiakademie besucht. Danach allerdings hatten sich ihre Laufbahnen recht unterschiedlich entwickelt. Während Birgers Karrierekurve steil nach oben verlaufen war – nicht von ungefähr besetzte er dieses museal anmutende holzgetäfelte Büro im ehrwürdigenPolitigård von Kopenhagen –, hatte sich Lerbys Laufbahn eher verhalten entwickelt. Und das, obwohl er als Fallanalytiker der Mordkommission auf eine durchaus stolze Aufklärungsrate verweisen konnte.

Das Problem bestand darin, dass Jens Lerby schon immer etwas an sich gehabt hatte, was sich mit dem regelbestimmten Dasein eines Staatsdieners nur schwer in Einklang bringen ließ – auch wenn er sich in letzter Zeit redlich bemühte, seine rebellische, zum Widerspruch neigende Seite zu beherrschen.

»Warum fragst du das? Erwartest du Ärger?« Sørensen sah Lerby forschend an, während er den Aktendeckel zuklappte und den Ordner beiseiteschob. »Wie geht es dir, Jens?«

Lerby schürzte die Lippen. Mit manchem hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass sich der sonst eher auf seine eigene Person bedachte Birger nach seinem Befinden erkundigen würde. »Kann nicht klagen«, erwiderte er lakonisch. »Und selbst?«

»Nicht zu glauben.« Sørensen lehnte sich in seinem ledergepolsterten Schreibtischstuhl zurück, dabei strich er die grün gestreifte Krawatte über seinem ansehnlichen Bauch glatt. »Gerade mal achtzehn Monate ist es her, dass ich dich in dieses Büro zitiert und dir die Leviten gelesen habe – und nun sieh dich an. Du bist ein wahrer Musterpolizist geworden!«

Lerby lächelte dünn. »Du warst eben sehr überzeugend.«

»Blödsinn. Du warst am Ende, in so ziemlich jeder Hinsicht: Deine Karriere hattest du an die Wand gefahren, mit den meisten Kollegen standest du auf Kriegsfuß, die eigene Familie hielt dich für einen Idioten und du hingst entschieden zu oft an der Wodkaflasche.«

»Danke für die Zusammenfassung.« Lerby nickte. Es war zwar keine besonders schmeichelhafte, dafür aber durchaus zutreffende Beschreibung des Mannes, der er noch