: Vera Politkowskaja, Sara Giudice
: Meine Mutter hätte es Krieg genannt
: Tropen
: 9783608122053
: 1
: CHF 16.20
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Der Fall Politkowskaja steht symbolhaft für die Pressefreiheit« Angela Merkel Nach ihrer Ermordung am 7. Oktober 2006 wird die Journalistin Anna Politkowskaja auf einen Schlag zur weltweiten Symbolfigur für den Kampf um Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit. Bis heute gilt sie als eine der wichtigsten Kritikerinnen von Putins Russland. In diesem Buch erzählt ihre Tochter zusammen mit der Journalistin Sara Giudice erstmals die Geschichte ihrer Mutter: persönlich, bewegend und erschreckend aktuell. Als Anna Politkowskaja starb, war ihre Tochter Vera 26 Jahre alt. Mit diesem Buch setzt sie dem Vermächtnis ihrer Mutter ein Denkmal. Sie zeigt, wie deren kompromissloser politischer Kampf bis in die innersten Familienstrukturen hineinreichte, und auch, welche Schatten er warf. Vera Politkowskaja seziert die Mechanismen des russischen Machtapparates und rückt unsere aktuellen politischen Debatten in ein neues Licht. Indem sie einen Blick zurück auf den letzten großen Russischen Krieg in Tschetschenien wirft, ergründet sie auch den Krieg unserer Tage. Dieses Buch ist ein Plädoyer für die Kraft der Wahrheit. Vera Politkowskaja erzählt eindrücklich von ihrer Mutter als einem Vorbild, als einer Frau, die sich nicht einschüchtern ließ, als einer Frau, die »es Krieg genannt hätte«. Ein bewegendes Porträt und ein kämpferisches Manifest. »Ein schwarzer Blick in die Zukunft. Schwarz wie die Farbe des russischen Öls, mit dem hierzulande die Wohnzimmer geheizt werden. Es scheint höchste Zeit, einmal genauer nachzufragen, was für ein Land das eigentlich ist, aus dem es kommt.« WDR »Bis zu ihrer Ermordung am 07.10.2006 kannten nur diejenigen, die sich mit dem Tschetschenienkrieg befasst hatten, den Namen dieser mutigen Journalistin. Von einem Tag auf den anderen wurde ihr stets traurig-entschlossenes Gesicht zum Symbol für die Meinungsfreiheit.« Emmanuel Carrère »Anna Politkowskajas mahnender Aufschrei ist noch immer zu hören. Wie ein Schlag in die Magengrube, raubt er einem die Luft, erschüttert das Gewissen.«  Roberto Saviano

Vera Politkowskaja, geboren 1980, ist die Tochter der weltweit bekannten Journalistin Anna Politkowskaja, die 2006 ermordet wurde. Vera floh mit Ausbruch des Ukrainekrieges aus Russland an einen sicheren Ort. Dort schrieb sie zusammen mit der Journalistin Sara Giudice das Buch Meine Mutter hätte es Krieg genannt.

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»Die schlaflosen Augen«


Klack-klack-klack-klack. Absatz, neue Zeile und wieder Klack-klack-klack-klack. Und ewig so weiter.

Es war keines dieser Hintergrundgeräusche, die man irgendwann nicht mehr wahrnimmt. Es war die Tonspur meines Lebens. Mein allabendliches Gute-Nacht-Lied.

Wenn der Tag zu Ende ging – alle waren mit dem Essen fertig, der Hund war vor die Tür gebracht worden, wir Kinder hatten die Hausaufgaben vorgezeigt und waren ins Bett gegangen –, setzte das Klack-klack-klack-klack ein. Meine Mutter war konzentriert, ihre Miene ernst hinter dem Brillengestell. Nicht einen Moment wandte sie den Blick von der Schreibmaschine ab, ganz so, als säße sie an der wichtigsten Arbeit ihres Lebens. Wenn sie merkte, dass mein zwei Jahre älterer Bruder und ich bei ihr standen und sie beobachteten, fragte sie: »Nanu? Warum schlaft ihr nicht? Was lauft ihr schon wieder hier herum? Ins Bett, aber schnell!« Klack-klack-klack-klack.

Mama wurde in New York geboren, während einer Auslandsmission ihrer Eltern. Ihr Vater, mein Opa, Stepan Fjedorowitsch Masepa, war Ukrainer und arbeitete bei der ukrainischen Vertretung der Vereinten Nationen. Meine Großmutter, Raisa Alexandrowna Masepa, halb Russin, halb Ukrainerin, war ihrem Mann dorthin gefolgt, auch wenn sie nicht zum diplomatischen Korps gehörte. Zu Sowjetzeiten durften Diplomaten jedoch ohne den Ehepartner keine längeren Auslandsreisen unternehmen. Was meine Großeltern mir über meine Mutter als Kind erzählt haben, erin