: Hallgrímur Helgason
: 60 Kilo Kinnhaken Roman
: Tropen
: 9783608122084
: 1
: CHF 10.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 672
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das größte Abenteuer der isländischen Geschichte Segulfjörður erlebt Sonnenschein satt. 1906, nach der vierten Heringssaison, säumen bunte Holzhäuser den Fjord, überall winkt die Chance auf schnell verdientes Geld. Doch dann holt das Schicksal zu einem fiesen Kinnhaken aus, der dem Treiben am Fjord ein jähes Ende setzt. Bildstark erzählt Hallgrímur Helgason vom abenteuerlichen Weg Islands in die Moderne. Nach seinem Bestseller 60 Kilo Sonnenschein schreibt Hallgrímur Helgason die Reise seines Landes in die moderne Welt fort: Der junge Waise Gestur ist mittlerweile volljährig und stürzt sich übermütig in den munteren Tanz auf den Heringsplattformen. Dort treffen ausländische Fischer auf einheimische Frauen, in der Luft liegen die Verführungen des Lebens. Und in Segulfjörður beginnt die spektakuläre Reise aus den dunklen Torftunneln in hell erleuchtete Wohnzimmer mit Plüschsesseln und Blumentapeten. Doch dann holt das Schicksal zu einem fiesen Kinnhaken aus. Ein imposantes, vor Originalität sprühendes Werk, das einmal mehr zeigt, warum Helgason zu den ganz großen Schriftstellern seines Landes zählt. »Ein unterhaltsamer Schmöker bar jeder Romantik und Nostalgie.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

Hallgrímur Helgason, geboren 1959 in Reykjavík, besuchte nach dem Studium an der Hochschule für Kunst und Kunstgewerbe in Reykjavík für ein Jahr die Kunstakademie in München. Seinen Durchbruch feierte er 1996 mit dem Roman 101 Reykjavík, der kurze Zeit später verfilmt wurde. Es folgten die Bestseller Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen (2008) und Eine Frau bei 1000° (2011). Helgason ist einer der international erfolgreichsten Autoren Islands. Zuletzt sind von ihm bei Tropen erschienen: Seekrank in München (2015) und 60 Kilo Sonnenschein (2020).

Kapitel 3

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Strönd bestand aus kaum mehr als einer Baðstofa am Wasser, den Nordgiebel gegen den Wind gestemmt, den anderen nach Süden weisend; ein äußerst kurzer Gang und eine angebaute Küche trugen das Ihre dazu bei, den Grassodenbuckel ein Haus nennen zu dürfen. Es war nicht die übelste Behausung auf der Eyri-Halbinsel, aber auch nicht die beste. Den größten Nachteil stellte die Nähe des Meeres dar, dessen Brandung dem neuen Leben seinen Rhythmus vorgab, sie war die Uhr, die jede Minute einläutete. Selbst an den windstillsten Tagen konnte eine unsichtbare Welle mit solchem Krachen am Ufer brechen, dass die alte Grandvör auf ihrem hohen Kissen zusammenschrak, weil sie es für das Donnern einer Lawine hielt.

Regelmäßig überspülte die Flut das Ufer, und das Haus verwandelte sich in das Schiff, von dem Gestur träumte. Aus den Betten traten sie in knöchelhohes Eiswasser. Das Ufer war voll Seetang, langhalsiger Rhizoide. Zwar hatten die Isländer ihr Land von jeglichem Wald gesäubert, doch das Meer schien zwischen Grund und Ufer