: Carolin Pirich
: Das Vorspiel Begegnungen mit Musik in 15 Variationen
: Berenberg Verlag GmbH
: 9783949203664
: 1
: CHF 14.00
:
: Geisteswissenschaften allgemein
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was ist das mit der Musik?? Warum ergreift sie uns so un­mittelbar, so intensiv?? In fünfzehn Begegnungen mit Menschen, die sich ihr ganz verschrieben haben, spürt Carolin Pirich dem Wesen der Musik nach und versucht, ihren Zauber greifbar zu machen. Denn: Musik ist mit den Menschen ­verbunden, so einfach ist es. Sie erzählt vom Leben, Menschen teilen sich über sie mit, andere hören ihnen zu. Carolin Pirich fragt und hört genau zu, wenn eine Dirigentin wie Joana Mallwitz, Musiker wie Christian Tetzlaff oder Igor Levit, aber auch Nachwuchstalente, Mozarts Geige, der Platzanweiser in der Oper oder die Musik selbst in Worten, Tönen und Pausen erzählen - und so entsteht wie nebenbei ein lebhaftes Bild des modernen Musikbetriebs: vom Vorspiel bis zum Medienstar. »Mit dem ersten Einsatz, bei dem die Musik ­wirklich erklingt - von da an wird alles gut.« Joana Mallwitz

Carolin Pirich studierte Musikwissenschaften, Kunstgeschichte und Germanistik in Karlsruhe, Köln und Florenz und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Ihre Texte erscheinen u. a. im SZ Magazin, im Spiegel, der ZEIT und im Rundfunk und wurden mehrfach ausgezeichnet. Auf rbbKultur moderiert sie die Sendung »Der Tag«, auf WDR3 das Klassik Forum. Sie lebt in Berlin.

Gegen den Strich


Sie fragt: Vielleicht möchten Sie mich in Aktion sehen?

Man hätte dann schon mal einen Eindruck.

Sie schlägt vor, dass wir uns in einem Raum der Staatsoper Unter den Linden treffen. Es ist später Vormittag, die Februarsonne hängt milchig hinter Wolken, drinnen ist es stickig, und Franziska Pietsch nimmt den Bogen, greift die Geige am Hals und legt sie in einer fließenden Bewegung unters Kinn. Dann lässt sie die Geige schreien. Von null auf hundert. Die Geige kreischt, jammert, weint. Und dann löst sich der Ton fast in Luft auf, ganz zart. Sie will das so.

Franziska Pietsch probt ein kaum bekanntes Stück von Eugène Ysaÿe, sein einziges Streichtrio. Musiker, die es gespielt haben, finden es »sauschwer« und »verworren«. Ysaÿe war ein Virtuose, der eines Tages nicht mehr Geige spielen konnte. Deshalb hat er komponiert. Er musste diesen Drang kanalisieren.

Die Komponisten, die Franziska Pietsch interessieren, brauchten die Musik als Ventil, weil sie etwas bedrängte.