Kapitel 2
Die Aktivierung der Chakren mit Yin Yoga
Was ist ein Chakra?
Um zu verstehen, wie und warum die Yin-Yoga-Praxis so hervorragend geeignet ist, die Energien in unseren Chakren zu aktivieren und auszubalancieren, sehen wir uns in diesem Kapital vorweg einmal an, was ein Chakra ist.
Der SanskritnameChakra wird übersetzt mit »Rad«, »Kreis«, »Diskus«. Oft wird ein Chakra auch als Energiewirbel, Trichter oder Trichterwirbel, Energie- oder Bewusstseinszentrum, aber auch als Energieorgan bezeichnet. Bei einem Chakra handelt es sich um einen Energieknotenpunkt, in dem sich die Energien aus vielen inner- und außerkörperlichen Kanälen, den Nadis, verdichten und so ein Zentrum bilden, das kreis- oder trichterförmig und in Bewegung, meist in einer Drehbewegung, wahrgenommen wird. Diese Zentren sind die innerkörperlichen sieben Hauptchakren, die entlang der Wirbelsäule aufgereiht sind. Der Hauptenergiekanal Sushumna Nadi, der entlang der Wirbelsäule verläuft, durchzieht alle sieben Hauptchakren. Die beiden Nadis Ida und Pingala kreuzen sich in jedem dieser Chakren.
Das Modell des Chakrensystems
Damit du dir ein Chakra besser vorstellen kannst, denke beispielsweise an ein Blutgefäß wie Venen, Adern oder Arterien. Unser Körper ist von Tausenden dieser Gefäße durchzogen. Das Herz ist dasjenige Organ, welches das Blut durch unseren Körper pumpt. Das Herz ist in gewisser Weise mit einem Chakra vergleichbar. Das Blut entspricht in diesem Bild Prana, und Kundalini entspricht dem, was durch das Chakra zirkuliert. Das Blut, die Blutgefäße und das Herz sind – anders als Energie, Nadis und Chakren – physisch sicht- und greifbar, ein Organ und Gefäße, sie werden naturwissenschaftlich in ihrer Funktion und Leistung untersucht. Chakren, Nadis und Energie sind unsichtbar, nicht greifbar. Sie entziehen sich einer naturwissenschaftlichen Untersuchung im herkömmlichen Sinne. Doch sie werden deutlich spürbar, wenn wir unsere Wahrnehmung darauf schulen und auf sie ausrichten. Mit unserer Vorstellungskraft bekommen sie eine Form, einen Ort, auf den wir unsere Konzentration lenken können.
Auch wenn es naturwissenschaftlich (noch) keine Beweise für die Funktion und Wirkung der Chakren auf unseren Körper gibt, weil sie nicht materiell, sondern feinstofflicher Natur sind, so gibt es mittlerweile Anwendungsbereiche in der Psychologie und in der Wissenschaft beziehungsweise Philosophie des Yoga, bei denen das Chakrensystem unterstützend herangezogen wird. Das Modell der Chakren kann Zusammenhänge auf allen menschlichen Ebenen – physisch, psychisch, spirituell – erklären und damit weitreichende Erkenntnisse liefern, was das menschliche Verhalten, mentale Zustände bis hin zur Ausstrahlung eines Menschen betrifft. Ebenso finden sich über das Verständnis der Chakren Antworten zu Fragen der Kommunikation und zu sozialen Bindungen sowie zum Zusammenhang zwischen Psyche und Körper, was im Allgemeinen Psychosomatik genannt wird.
Spiralförmige Energiewirbel – der Energiefluss in den Chakren
Die Chakren unterscheiden sich aber nicht nur in der Nichtsichtbarkeit und Nichtgreifbarkeit – im Vergleich mit dem Herzen, den Gefäßen oder dem Blut. Diese feinstofflichen Gebilde sind nicht eins zu eins mit physischen Organen vergleichbar. Die Chakren werden so beschrieben, dass sie nach vorn, hinten und – das unterste und oberste Chakra – auch nach unten und oben hin »offen« sind. »Offen« meint hier, dass die Chakren sich aus unserem Körper heraus öffnen. Das bedeutet, dass die Energie, Prana, nicht in einem in sich geschlossenen Raum und innerhalb einer festen Form in Bewegung ist, sondern uns durchfließt oder durchstrahlt und uns auch mit unserer Umgebung verbindet.
Das Bild des Strahlens ist für mich persönlich besser verständlich als das Durchfließen. Das Strahlen kannst du dir wie Licht vorstellen. Anders als bei dem Bild des Fließens, bei dem sich automatisch die Vorstellung einer fixen Umrandung, eines Kanals oder Ähnlichem, durch die oder den etwas fließt, einstellt – was in Bezug auf die Nadis der Fall ist –, bleibt das Bild von strahlendem Licht offener, sodass für jeden Raum für eigene Ideen von Energie in Bewegung bleibt. Diese Energiebewegung ist nicht auf den Körper und die Haut oder i