: Christian Dörge
: DIE GOLDENE NYMPHE Ein Korsika-Krimi
: Signum-Verlag
: 9783757920265
: 1
: CHF 5.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 172
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Londoner Schriftsteller Simon King verbringt einen Wanderurlaub auf der Mittelmeer-Insel Korsika. Dort wird er unversehens Augenzeuge eines Mordes. Der Schwerverletzte flüstert ihm noch die Worte »Die goldene Nymphe...!« zu, bevor er dahinscheidet. Dies ist der Auftakt einer Abfolge von lebensgefährlichen Ereignissen, in der neben King eine Napoleon-Statue, eine elegante Schlossherrin und eine ebenso geheimnisvolle wie attraktive Frau die Hauptrollen spielen... DIE GOLDENE NYMPHE ist ein spannender Korsika-Krimi aus der Feder von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT, DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE, FRIESLAND und der Frankenberg-Krimis um den Privatdetektiv Lafayette Bismarck.

Christian Dörge, Jahrgang 1969. Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, bildender Künstler, Theater-Schauspieler und -Regisseur.

  Erstes Kapitel


 

 

Sommerliche Wärme und strahlende Sonne. Unaufhörliches Zirpen der Zikaden. Dazu ständig der allgegenwärtige Duft Korsikas – Thymian, Myrte und Lavendel, der Geruch der warmen Macchia, des Mischwaldes. Weißer Sand und grünes Wasser.

Hier unter den Pinien war es schattig und verhältnismäßig kühl, aber nur wenige Schritte von den Bäumen entfernt flimmerte der verlassene Strand im grellen Licht. Links von Simon King, am diesseitigen Ende des Küstenstreifens, reichte ein Streifen roter, schroffer Felsen bis hinunter ans Wasser. Zu seiner Rechten, am entfernten Ende der kleinen, leeren Bucht, zog sich eine tiefblaue Zunge tieferen Wassers bis an die niedrigen Klippen hin. Mit ihrem Bewuchs von Aloe und Feigendistel bildeten diese eine eindrucksvolle dunkle Silhouette vor den dahinterliegenden Bergen, die in unwahrscheinlichen Violett- und Amethystfarben strahlten, und vor dem fernen Himmel.

King überlegte, ob er zum Café an der Straße zurückkehren oder durch die Wälder und über die Hügel zum nächsten Dorf weitergehen sollte. Falls seine Karte stimmte, würde er dort so etwas Ähnliches wie eine Kneipe oder ein Albergo finden und höchstwahrscheinlich freundlicher aufgenommen werden als in dem Café. Dieses Café... war eine düstere, unfreundliche Bude mit einer einigermaßen korpulenten Frau als Wirtin. Sie hatte sich mürrisch und desinteressiert gezeigt, als er ein Glas Bier bestellt hatte. Und jetzt war es erst halb zwölf. Er hatte also genügend Zeit zum Überlegen. Er lag da, sah auf den Strand hinaus, und aus seiner Pfeife kräuselte sich bedächtig der Rauch. In einem Sonnenstrahl leuchtete er blau auf.

Zunächst hatte er geglaubt, hier allein zu sein. Doch nun bemerkte er, dass noch eine junge Frau anwesend war. Anscheinend nahm sie auf einem schmalen Felsband über dem tiefen Wasser drüben bei den Klippen ein Sonnenbad. Während er hinübersah, bewegte sie sich plötzlich und hob etwas an die Augen. Es blitzte kurz auf. Sie beobachtete durch einen Feldstecher die Felsen am diesseitigen Ende der Bucht. Automatisch drehte er sich um und sah in dieselbe Richtung. Er musste die Augen wegen des hellen Lichts zusammenkneifen.

Schlagartig wurde es auf dem Strandstück lebendig. Eine dunkle Gestalt tauchte auf der Kante des Felsrückens auf, kletterte herunter und ließ sich das letzte Stück ungeschickt herabfallen. Dann rannte sie dicht am Strand entlang in möglichst gerader Linie auf den nächsten Baum zu.

Es war ein Mann, der einen gar nicht hierher passenden hellgrauen Geschäftsanzug trug. Er keuchte und quälte sich ab und hielt einen dunklen Gegenstand in der Hand. Keuchend kam er auf King zu. Sand wirbelte von seinen Absätzen auf. Er war noch etwa fünfzig Meter entfernt, da schien er sich plötzlich darauf zu besinnen, dass er auf festem, nassem Sand rascher vorankommen würde. Er bog nach links ab und hielt sich ganz in der Nähe des Wassers. Die Luft flimmerte von der Hitze. Gegen den leuchtenden Hintergrund wirkte er wie eine körperlose, schwebende Fata Morgana.

Plötzlich zu