: Thomas Kraft
: Die Deutschlandmission der Katholisch-apostolischen Gemeinden und ihr Konflikt mit der Ev. Landeskirche im Fürstentum Waldeck-Pyrmont
: Books on Demand
: 9783757868048
: 1
: CHF 6.90
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: Christentum
: German
: 96
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Katholisch-apostolischen Gemeinden sind heute weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Obwohl in ca. 40 Städten in Deutschland noch aktive Gemeinden mit zum Teil stattlichen Kirchengebäuden bestehen, treten sie im ökumenischen Miteinander kaum in Erscheinung. Das war nicht immer so. Die Gemeinden, die in England in den 1830er Jahren entstanden, begannen in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine intensive Mission in den deutschsprachigen Ländern. Sie verbanden eine ökumenische Vision mit einer endzeitlichen Erwartung. Ihr Ziel war, die zerteilte Christenheit für die baldig erwartete Wiederkunft Jesu Christi zu einen. Die Missionstätigkeit war sehr erfolgreich: von Marburg (Lahn) und Berlin aus bildeten sich bis zur Jahrhundertwende mehr als 300 Gemeinden. Trotz ihrer ökumenischen Gesinnung und einer freundlichen Haltung gegenüber den bestehenden Kirchen entwickelten sich zahlreiche Konflikte mit den evangelischen Landeskirchen, in deren Gebiet sie wirkten. Diese Arbeit beleuchtet Entstehung, Theologie und Kernanliegen der Katholisch-apostolischen Gemeinden. Sie zeichnet den Beginn der Missionstätigkeit in Deutschland nach, wobei besonders die Gründung der Gemeinde in Marburg (Lahn) und ihr Leiter, der Theologieprofessor Heinrich W. J. Thiersch in den Blick genommen werden. Anschließend wird der Konflikt mit der Ev. Landeskirche an einem konkreten Fall geschildert: In dem kleinen waldeckischen Dorf Rhenegge entstand eine Katholisch-apostolische Gemeinde, deren Mitglieder nach einer Auseinandersetzung mit den kirchlichen Behörden im Jahr 1892 aus der Landeskirche ausgeschlossen wurden. Dazu wird ein Aktenbestand des ehemaligen Waldeckischen Konsistoriums erstmals ausgewertet. Die Arbeit wurde im Jahr 2022 als Masterarbeit im Masterstudiengang Ev. Theologie (M. Th.) in Marburg angenommen.

Thomas Kraft, geb. 1966 studierte nach einer Buchhändlerlehre Geschichte, Kirchengeschichte und Germanistik in Hamburg und Bristol (UK). Abschluss Magister Artium. Anschließend Tätigkeit als Lektor und Verleger in Stuttgart, London (UK) und Wuppertal. Nach einem berufsbegleitenden Masterstudiengang Ev. Theologie in Marburg (Lahn) mit dem Abschluss Master of Theology derzeit Vikar in der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck. Thomas Kraft lebt in Bad Wildungen.

II. Literatur und Forschungsstand


Wer sich heute mit der Geschichte und Theologie der KAG beschäftigt, steht vor dem Problem, dass die ehemals zahlreiche und weit verbreitete Literatur der Gemeinden kaum mehr erhältlich und Archivmaterial der Gemeinden der Forschung nicht zugänglich ist. Dies hat zwei Gründe: Zum Ersten begann aus der Sicht der KAG mit dem Tod des letzten Apostels im Jahr 1901 eine „Zeit der Stille“.15 Neue Amtsträger konnten nicht mehr eingesetzt werden. Die Hierarchie starb aus – mit Karl Schrey (geb. 1869)16 verstarb 1960 der letzte Engel weltweit, mit Wilfrid Maynard Davson (geb. 1875) 1971 der letzte Priester.17 Damit endete die Feier der Sakramente.18 Aus Sicht der Gemeinden hatte Gott sein Werk zurückgenommen. Die öffentliche Wirksamkeit wurde weitgehend eingestellt, in Großbritannien kehrten die Gemeindeglieder in ihre Ursprungskirchen zurück, während in Deutschland und den Niederlanden eine größere Anzahl von Gemeinden weiterhin bestand, aber sehr zurückgezogen lebte. Dies bedeutete für die Gemeinden auch, ihre Publikationen einzustellen und die bislang verfügbare Literatur nur noch intern zu verbreiten, auch aus Angst, das Material könnte missbräuchlich verwendet werden, um aus menschlichen Motiven Elemente des ursprünglichen Werkes zu kopieren oder wiederzubeleben.

Zum Zweiten verstanden die Gemeinden ihre eigene Geschichte als Heilsgeschichte und direktes Handeln Gottes. Ihre publizistische Tätigkeit richtete sich darauf, Menschen für dieses Wirken Gottes zu gewinnen.19 Durch die „Rücknahme des Werkes“ war dieser Zweck nicht mehr gegeben und ihr öffentliches Zeugnis verstummt. Darstellungen der Geschichte zielten auf eine Antwort des Glaubens und sollten nicht Gegenstand kritischer historischer Forschung sein. Aus diesem Grund fehlen wissenschaftliche Studien und Veröffentlichungen zur Geschichte aus den KAG selbst.20 Anfragen Außenstehender nach Auskunft aus den Archiven der Gemeinden werden in der Regel zurückhaltend beantwortet.21 Sie sind aber nicht unmöglich, sofern das Vertrauen besteht, dass mit den Informationen verantwortlich umgegangen wird.22

Seit einigen Jahren ist ein verstärktes Interesse an den KAG aus dem Bereich der Neuapostolischen Kirche zu beobachten. Besonders zu nennen ist das „Netzwerk Apostolische Geschichte“, das sich immer wieder auch Themen aus der Geschichte der KAG widmet.23 Diese Arbeiten sind jedoch nicht frei von