: Henning Beck
: 12 Gesetze der Dummheit Denkfehler, die vernünftige Entscheidungen in der Politik und bei uns allen verhindern
: Ullstein
: 9783843730136
: 1
: CHF 8.10
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wir können mehr, als wir denken Unsere Welt befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Klimakatastrophe, Energiewende, Digitalisierung, die Verteidigung der Demokratie gegen Fake News und Meinungsmanipulation - die Liste der Probleme scheint endlos. Doch warum kommen wir trotz guter Ideen nicht voran? Der Neurowissenschaftler und Bestsellerautor Henning Beck enthüllt die Mechanismen, die uns ausbremsen, und zeigt, wie wir sie überwinden und nachhaltige Lösungen finden. Eine ermutigende Lektüre in Zeiten großer Herausforderungen.

Henning Beck, geboren 1983, studierte Biochemie in Tübingen und wurde im Fach Neurowissenschaften promoviert. Er arbeitete an der University of California in Berkeley, publiziert regelmäßig in der WirtschaftsWoche und für Deutschlandfunk Nova, betreibt den Podcast »Das Duell der Besserwisser«, hält Vorträge zu Themen wie Hirnforschung und Kreativität und ist Autor von Irren ist nützlich, Das neue Lernen und 12 Gesetze der Dummheit. Henning Beck lebt in Frankfurt am Main.

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Die Sehnsucht nach Einfachheit


Warum wir die Welt immer wieder falsch erklären

Nachdem wir im ersten Kapitel gesehen haben, dass wir allzu leicht unwissenschaftlich denken, kommen wir nun zu den wissenschaftlichen Erklärungen. Doch bevor wir uns an die gewichtigen Welterklärungen machen, fangen wir mit etwas Leichtem an: Wie funktioniert ein Fahrrad? Was denken Sie: Wo läuft die Kette entlang, wo die Rohre des Rahmens, wo sitzen die Pedale? Wenn Sie Lust haben und dieses Buch nicht nur als geistreiches Druckerzeugnis, sondern als praktisches Arbeitsbuch betrachten, nehmen Sie sich einen Stift und versuchen Sie, ein Fahrrad auf ein Blatt Papier zu zeichnen. Viel Glück!

Wenn Sie nun denken, das kann ja nicht so schwer sein, immerhin habe ich schon Tausende Fahrräder gesehen, dann Achtung: Im Detail wird es nämlich schwierig. Immerhin stellte die Psychologin Rebecca Lawson schon 2006 in einer wissenschaftlichen Studie diese Aufgabe, woraufhin knapp die Hälfte der Probanden eine falsche Zeichnung anfertigte.43 Und zwar waren diese Zeichnungen nicht nur ein bisschen falsch, sondern zum Teil groteske zweirädrige Verzerrungen echter Fahrräder – mit Pedalen am Vorderrad oder direkt unter dem Sattel oder mit zwei Ketten (eine am Hinter-, eine am Vorderrad). Zehn Jahre später wiederholte der Designer Gianluca Gimini mit 500 Probanden den Versuch und fand noch Verblüffenderes: Nur 370 Leute wollten überhaupt eine Zeichnung anfertigen, der Rest ärgerte sich so sehr über die eigene Unfähigkeit, dass er vorzeitig abbrach. Von denjenigen, die sich zu einer Zeichnung durchrangen, lag nur etwa ein Viertel richtig. Einige der Zeichnungen übersetzte Gimini anschließend in 3-D-Modelle, die wunderbar lustig und weltfremd anmuten.44 Wohlgemerkt: Die Leute sollten nicht kreativ sein, sondern einfach nur einen technischen Sachverhalt zeichnen, mit anderen Worten: erklären.

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