Sagt Ja!
Kopfball!«
Fritz sprang in die Luft und streckte sich nach dem Fußball, den sein Freund Leo geschossen hatte. Der Ball flog über seinen Kopf, knallte gegen einen Laternenpfahl und rollte auf die Straße. Fritz rannte ihm nach. Ein Fuhrwerk, das von einem riesigen struppigen Pferd gezogen wurde, donnerte auf ihn zu.
»Weg da!«, schrie der Fahrer, und Fritz machte einen Satz rückwärts.
Er hörte den Hufschlag und das Rattern der Räder, dann war das Gefährt vorüber. Das Pferd war auf den Ball getreten und hatte ihn platt gedrückt. Es war kein echter Fußball, nur ein Bündel Lumpen, zusammengerollt und fest verschnürt. Fritz und seine Freunde konnten sich keinen echten Lederfußball leisten. Fritz drückte und rollte das Bündel, bis es wieder rund war, dann kickte er den Lumpenball zu Leo zurück.
Fritz Kleinmann und Leo Meth wohnten nicht weit voneinander entfernt. Fritz hatte viele Freunde – eine große Bande –, aber Leo war der, an den er sich sein ganzes Leben lang erinnern würde. Sie spielten nachmittags auf dem freien Platz am Karmelitermarkt, gleich gegenüber der Wohnung von Fritz’ Familie. Nach der Schule waren die Marktstände schon geschlossen, dann hatten die Bauern ihre unverkauften Waren zusammengepackt und waren mit ihren Karren nach Hause geklappert.
Fritz und die anderen Kinder liefen zwischen den leeren Ständen herum und kickten sich gegenseitig den Ball zu. Nur Frau Capek, die Obstverkäuferin, war noch da. Sie packte immer erst zusammen, wenn es dunkel wurde. Im Sommer schenkte sie den Kindern Maiskolben. Die meisten Jungen und Mädchen, die sich hier herumtrieben, waren arm und nahmen jedes Essen an, das sie geschenkt bekamen. Manchmal waren es ein paar Scheiben Wurst vom Metzger, alte Brötchen vom Bäcker oder – und das war das Beste von allem – Cremeschnitten oder rosa Waffeln von der Konditorei in der Taborstraße. Die Wiener Torten waren die besten der Welt.
Leo kickte den Ball wieder hoch in die Luft, und zwei ihrer Freunde sprangen ihm nach, aber dieses Mal stoppte Fritz ihn mit dem Kopf. Er begann auf dem Kopfsteinpflaster über den Platz zu dribbeln. Gerade wollte er den Ball mit einem harten Schuss über den Stand von Frau Capek hinwegbefördern, als er einen Polizisten auf sie zukommen sah. Das konnte Ärger geben, wenn er sie beim Fußballspielen erwischte. Ballspiele waren auf dem Marktplatz verboten, auch wenn es die einzige freie Fläche in der Nachbarschaft war.
Der Polizist warf den Jungen einen strengen Blick zu. Schnell wie der Blitz ließ Fritz den Ball unter dem Stand verschwinden und Frau Capek stülpte eine Kiste darüber. Sie legte den Zeigefinger auf den Mund.Pssst. Der Polizist sah die Jungen misstrauisch an, als er vorbeiging, aber die machten die unschuldigsten Gesichter der Welt. Dann war er weg.
Als Fritz den Ball wieder herausholte und sich bei Frau Capek bedankte, hörten sie in der Ferne einen Alarm. Tra-ra, tra-ra! Die Feuerwehr rückte aus!
Fritz und Leo hatten sofort denselben Gedanken. Ehe ihre Freunde begriffen, was los war, waren die beiden schon in Richtung des Lärms losgelaufen. Sie rannten bis zum Ende der Standreihe und bogen dann in die Leopoldsgasse ab.
»Fritz! Wart’ auf mich! Fritz!«
Fritz drehte sich um und sah seinen kleinen Bruder Kurt. Kurt hatte keine Chance, sie einzuholen: Fritz und seine Freunde waren vierzehn Jahre alt, Kurt gerade eben acht. Er hatte eine eigene Bande gleichaltriger Kinder, aber oft schlossen sie sich den älteren Jungen an, die sie unter ihre Fittiche nahmen.
Fritz wartete ungeduldig. A