Traumatische Erfahrungen haben große Auswirkungen auf die Gefühlslandschaft eines Menschen; es können zum Beispiel Ängste, Panikattacken oder Schamgefühle auftreten.
Dass nach traumatischen Erfahrungen Ängste auftreten, ist normal. Angst ist ein Vorsichtsgefühl. Ihr Sinn besteht darin, dass wir Menschen aufpassen, uns nicht zu gefährden. Wir bemühen uns auch, andere Menschen vor Bedrohungen zu schützen, wenn wir Angst um sie haben. Da ein traumatisches Ereignis als existenzielle Bedrohung erlebt wird, muss dies Angst machen. Diese Angst hallt nach.
Panikattacken
Eine Frau erzählt, dass sie immer wieder Panikattacken erlebt. Sie erlebte in einem vollbesetzten Bus einen Unfall und sah, wie der Bus auf eine Mauer zufuhr. Sie konnte nicht fliehen, sie hatte keine Chance. Das war das Erleben, was sich in ihrer Angst wiederholte. Sie sagt: »Zum Beispiel, wenn ich in der Schlange im Supermarkt stehe und da viele Menschen um mich herum sind, dann erinnert mich das irgendwie an diese Situation. Ich weiß es nicht, auf jeden Fall entsteht Panik und ich habe den Impuls zu schreien und fluchtartig den Supermarkt zu verlassen. Immer wenn es eng wird, kann die Panik kommen …«
Der Mandelkern, das System des Schutzes und der Warnung im menschlichen Gehirn, übernimmt in solchen Situationen das Kommando und versucht den Menschen wie diese Frau dazu zu bewegen, die gefährdete Situation zu verlassen. Auch hier ist das Ziel dieses Gefühls, dass sich der Mensch schützt, auch wenn dieses Ziel nicht immer zu erreichen ist. Eine andere Folge von traumatischen Erfahrungen sind dauerhafte Ängste.
Angst als Dauergast
Herr N., der eine traumatische Erfahrung als Zeuge erlebte, ist seitdem dauerhaft ängstlich: »Ich schaue oft über meine Schulter, um zu sehen, ob mir jemand folgt. Auch an dunklen Stellen habe ich Angst, manchmal schrecke ich nachts vor Angst auf. Wenn meine Kinder, meine Frau außer Haus gehen, habe ich Angst um sie. Irgendwie ist die Angst um mich herum und in mir zu einem Dauergast geworden.«
Ängste, die keine Quellen in traumatischen Ereignissen haben, sind meistens konkret. Wir Menschen haben Angst davor, vom Blitz erschlagen zu werden oder einen Fehler zu machen, wir ängstigen uns, dass unser kleines Kind auf eine heiße Herdplatte fasst oder vom Stuhl fällt. Je konkreter solche Ängste zu identifizieren sind, desto eher können wir vorsichtig handeln, um für uns und für die Menschen, die uns nahestehen, Unglück zu vermeiden. Eine traumatische Angst ist existenziell, sie entspringt einer existenziellen Bedrohung. Hier hilft es nicht, die Ängste zu konkretisieren, um konkrete Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen