: Raymond Unger
: Die Heldenreise des Bürgers Vom Untertan zum Souverän
: Europa Verlag GmbH& Co. KG
: 9783958905450
: 1
: CHF 17.90
:
: Gesellschaft
: German
: 408
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die großen Krisen der Neuzeit, Viruspandemien, Klimaerwärmung, Kriege und Energiemangel, lösen in Deutschland transgenerational bedingte Urängste aus. Angesichts immer neuer Bedrohungsszenarien und übermächtig erscheinender Probleme fühlen sich viele Menschen ohnmächtig und wie gelähmt. Im Schatten der bürgerlichen Überforderung ist die ehemalige Debattenkultur westdeutscher Nachkriegspolitik einer technokratischen Experten- und Lobbypolitik gewichen, die politische Handlungsoptionen als 'alterativlos' ausgibt. Die Rechtfertigung dieser neuen Top-down-Politik fußt auf der Behauptung, die globalen Probleme seien zu komplex, als dass sich Lösungen im Konsens nationaler, demokratischer Meinungsbildung finden lassen. Spätestens im Rahmen der Coronakrise mutierten große Teile der Gesellschaft zu unmündigen Kindern, denen gesagt werden muss, was zu tun ist. Den Wandel vom infantilen Untertan zum mündigen Bürger beschreibt der Mythos der Heldenreise. Das Abenteuer des Helden, der sich trotz seiner Angst zu einer Odyssee aufmacht, in der er schwere Prüfungen bestehen muss, erzählt in Wirklichkeit von inneren, psychischen Wandlungs- und Wachstumsprozessen, die zu jedem Menschsein gehören. Auf dem Gipfel politischer Krisen lädt der Autor seine Leser in Die Heldenreise des mündigen Bürgers ein, sich rechtzeitig auf das Abenteuer der persönlichen Individuation einzulassen. Nur eine erwachsene Position, die die inhärenten Zielkonflikte allen politischen Handelns mitdenken kann, bietet Schutz vor kopflosem Ausagieren, in dem nur neue und größere Probleme entstehen. Wer politisch sinnvoll wirken möchte, sollte zunächst mit seinen persönlichen 'Drachen' unter dem eigenen Bett gekämpft und Frieden geschlossen haben.

Raymond Unger, Jahrgang 1963, lebt als Autor und bildender Künstler in Berlin. Er ist als Kunstmaler in eigenem Atelier tätig, schreibt Essays und Bücher und hält Vorträge zu den Themen Kunst, Psychologie und Politik. Der ehemalige Therapeut besitzt 20 Jahre medizinische Berufserfahrung. Anfang der 1990er-Jahre leitete er eine Naturheil- und Psychotherapiepraxis in Hamburg und bekleidete eine Dozentur für Naturmedizin an einer Hamburger Fachschule für Heilpraktiker. Als Kunstmaler erhielt Raymond Unger 2011 den internationalen Lucas-Cranach-Kunstpreis für Malerei. Seine großformatigen Ölgemälde befinden sich in Privatsammlungen in Moskau, Genf, Salzburg, Düsseldorf, Hamburg und Berlin. In seiner Eigenschaft als Kunstmaler und Autor bekam er 2014 eine Einladung des Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso zur dritten Generalversammlung NEW (Narrative for Europe). Die Einladung erging an ausgewählte Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler, die sich durch Haltung, Engagement oder Tätigkeit für die Zukunft Europas einsetzen. Ungers Buch basiert auf der Erfahrung seiner eigenen 'Heldenreise', die der Autor in Die Heldenreise des Künstlers und in seiner Familienbiografie Die Heimat der Wölfe beschrieben hat. www.raymond-unger.de

Kapitel I – Die Krise


Politikkrise


Wiedergutmacher

In den letzten Gesellschaftskritiken beschäftigte ich mich mit den deutschen Sonderwegen bezüglich Migration, Gender-Studies, Klimaschutz und der Coronapandemie im Vergleich zu anderen, europäischen Nationen. InDie Wiedergutmacher undVom Verlust der Freiheit untersuchte ich das transgenerationale Kriegstrauma als eine mögliche Ursache für die Übersteuerung in der Umsetzung globaler Agenden. Der Mangel authentisch-liebevoller Zuwendung durch kriegstraumatisierte Eltern erzeugte bei der Nachfolgegeneration der deutschen Babyboomer Selbstzweifel und Schuldgefühle. Narzisstische Persönlichkeitsmuster, die sich aufgrund des Transtraumas herausbildeten, resonieren in besonderer Weise mit global lancierten Schuld- und Angstnarrativen, hinter denen sich oftmals oligarchische Interessen verbergen. Supranationale Agenden werden seitens UN, IWF, IPCC und WHO lanciert und überschreiben demokratisch ausgehandelte Entscheidungen auf nationaler Ebene. Dass diese ehemals ehrbaren Organisationen ihren altruistischen Charakter weitgehend verloren haben, da sie von privaten Investoren abhängig sind, wird von der Politikergeneration der Babyboomer negiert. Hierzulande reagiert man stattdessen mit vorauseilendem Gehorsam und Übererfüllung:

Nach mühsam abgewendetem Bankenkollaps im Jahr 2008 schulterte der deutsche Steuerzahler die Hauptlast aller europäischen Bürgschaften. Als es 2011 zum nuklearen Zwischenfall in Fukushima kam, beschloss allein Deutschland das Ende der friedlichen Kernkraftnutzung – bei gleichzeitigem Kohleausstieg. Das nachfolgende Programm einer rigorosen Energiewende nach Empfehlungen des IPCC zeitigt seitdem die höchsten Energiepreise weltweit. 2015 nahm kein anderes Land mehr Flüchtlinge auf als Deutschland, ungeachtet großer Belastungen für den Sozialstaat, das Gesundheitssystem und die Sicherheitslage. Und 2020/2021 erließ Deutschland im internationalen Vergleich die striktesten Pandemieschutzgesetze und bediente damit nahezu mustergültig alle WHO-Vorgaben – ohne Rücksicht auf die heimische Wirtschaft und den sozialen Frieden.

Aufgrund der »German Angst« lassen sich Urängste durch Krisennarrative wie Klimakollaps, Viruspandemien, Krieg und Energiemangel in Deutschland in noch stärkerem Maße evozieren als bei anderen europäischen Nationen, so meine Grundthese. Als sich beispielweise andere Länder längst aus der Angst-Hypnose zur Coronakrise befreit hatten und zur Normalität übergegangen waren, diskutierte man in Deutschland trotz entspannter Lage immer noch eine Impfpflicht. Als einziges Land der westlichen Welt stellte sich Deutschland damit in eine Reihe mit Indonesien, Ecuador, Tadschikistan und Turkmenistan. Nur um Haaresbreite konnte das verheerende Unterfangen in letzter Minute abgewendet werden, und auch dies nur vorerst.

Dass abgesehen von meiner These des Transtraumas weitere und weitaus ältere Spezifika der deutschen Volksseele greifen, ist unübersehbar. Das Psychogramm ist einer manischen Depression nicht unähnlich, auch historisch gesehen waren tiefe Selbstabwertung und Grandiositätsfantasien immer gleichzeitig vorhanden. Bezüglich der mangelnden deutschen Bodenhaftung erkannte der ungarische Staatsrechtler István Bibó bereits 1942 narzisstisch-schizoide Muster, die heute mehr denn je Gültigkeit haben:

»Lossagung der Gemeinschaft von den Realitäten, Unfähigkeit zur Lösung der vom Leben aufgegebenen Probleme, unsichere und überdimensionierte Selbsteinschätzung, sowie irreale und unver