Das Erste, was ich beim Öffnen der Augen zum fernen Schlagen der Stadtglocke sah, war ein spitz zulaufendes Muster, das einem Ahornblatt ähnelte. Silbrig schimmerte es auf dem geschwärzten Samt des reifbedeckten Fensterglases. So viel Zeit war vergangen, doch die zarten Äderchen schmolzen nicht, hatten sich nicht im Geringsten verändert – der beste Beweis, dass die niedrige Temperatur seit Ewigkeiten konstant geblieben war (falls jemand einen solchen Beweis braucht). Das Hundl war, wie üblich, wenige Augenblicke vor dem ersten Glockenschlag aus dem Bett gesprungen, in dem wir uns gegenseitig wärmten, und scharrte mit den Krallen auf dem Boden vor der Wohnungstür.
Ich warf die alten Schaffellmäntel und Pelze ab, unter denen ich mich zusätzlich zu zwei Decken gewärmt hatte, und lauschte der Glocke. Nun ja, »Glocke« ist natürlich übertrieben. Da die Stadtverwaltung heute keine andere Möglichkeit zur Benachrichtigung der Bevölkerung mehr hat, schlägt ein Glöckner mit dem Namen Gazak zu Beginn eines Werktages achtmal gegen eine rostige Schiene, die über dem See hoch oben am Fabrikschornstein angebracht ist. Das bedeutet: Vermutlich ist es jetzt »acht Uhr« am »Morgen«. Selbstverständlich haben wir seit einer Ewigkeit keinen »Morgen« mehr gesehen, aber irgendwie musste man den »neuen Tag« ja beginnen. Und fragen Sie mich jetzt bloß nicht, wie Gazak die Zeitspanne zwischen dem letzten »Abend«-Läuten und dem ersten »Morgen«-Läuten bestimmt. Die Hälfte des freien Hruschawka argwöhnt nämlich, dass er schummelt. Einfach nur, um sich über die Stadtbewohner lustig zu machen, die ihm, dem Spitzbart, vertrauen.
Da es keine batteriebetriebenen Uhren mehr gibt (denn wer will schon kostbares Zink für so eine relative Sache wie »Zeit« ausgeben), kann Gazak den »Morgen einläuten«, sobald er wieder einen klaren Kopf hat nach einem ordentlichen Quantum Fusel, mi