: Michael Müller, Petra Grimm
: Narrative Medienforschung Einführung in Methodik und Anwendung
: Herbert von Halem Verlag
: 9783744507479
: 1
: CHF 24.20
:
: Medienwissenschaft
: German
: 182
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Storys werden in den Medien in zahlreichen Kontexten erzählt: im Journalismus, in der Werbung, in fiktionalen Formaten wie Romanen und Spielfilmen, aber auch zunehmend in Unterhaltungsformaten wie Reality-TV und Castingshows. Eine der zentralen Erkenntnisse der Erzähltheorie ist, dass narrative Kommunikate (Geschichten) ihre Botschaften nicht nur über die Inhalte (Was wird erzählt?), sondern auch über die Form (Wie wird erzählt?) vermitteln. Der Band »Narrative Medienforschung« stellt auf der Basis semiotischer und erzähltheoretischer Modelle eine Analysemethode vor, mit deren Hilfe auch die »zwischen den Zeilen« vermittelten Bedeutungsstrukturen von Narrationen interpretiert und für die Forschung zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus wird gezeigt, wie »Meta-Narrative«, also narrativ strukturierte Diskurse, analysiert werden können. Schließlich wird die Anwendung der Methode für die Durchführung und Auswertung narrativer Interviews im Rahmen qualitativer Forschung praxisnah demonstriert.

Prof. Dr. Michael Müller lehrt Medienanalyse und Medienkonzeption an der Hochschule der Medien Stuttgart und leitet dort das Institut für Angewandte Narrationsforschung (IANA). Prof. Dr. Petra Grimm lehrt Medienforschung und Kommunikationswissenschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart und leitet das Institut für digitale Ethik (IDE).

2.6 Anzeichen, Ikon, kontextgebundenes Zeichen


Sieht man sich konkrete Kommunikate an, trifft das Merkmal der Arbitrarität offenbar nicht auf alle Elemente, die in Kommunikationsakten auftreten können, auf die gleiche Weise zu. Wenn das Parlament der Bundesrepublik Deutschland beschließen würde, den Titel des Regierungschefs von »Bundeskanzler« in »Ministerpräsident« zu ändern, würde dies ohne Probleme funktionieren. Ein Porträtfoto von Angela Merkel in der Zeitung jedoch kann nicht einfach per Beschluss durch das Foto einer anderen Person ersetzt werden: Abbildungen von Personen funktionieren offenbar in anderer Weise als Zeichen im bisher beschriebenen Sinne.

Offenbar können in Kommunikaten also bestimmte Phänomene vorkommen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Zeichen im definierten Sinne haben, sich aber doch in wesentlichen Aspekten von ihnen unterscheiden bzw. nicht im vollgültigen Sinne Zeichen sind. Drei dieser Phänomene sollen nun näher betrachtet werden.

2.6.1 Anzeichen