: Rebecca Makkai
: Ich hätte da ein paar Fragen an Sie Roman | Der neue New-York-Times Bestseller nach 'Die Optimisten'
: Eisele eBooks
: 9783961611775
: 1
: CHF 13.50
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ein wendungsreicher, fesselnder Krimi, perfekt für Fans von Donna Tartts 'Die geheime Geschichte'.' People Magazine 'Faszinierend.' New York Times Warum bin ich wieder hier? Eigentlich wollte Bodie Kane ihre Zeit am Internat in New Hampshire für immer hinter sich lassen. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an vier Jahre als Einzelgängerin und an den Mord an ihrer Zimmergenossin Thalia Keith. Trotzdem kehrt Bodie als Dozentin für Medienwissenschaften zurück an das College. Als eine ihrer Schülerinnen beginnt, an einem Podcast über Thalias Tod zu arbeiten, gerät sie in einen obsessiven Strudel aus Erinnerung, nächtlicher Internetrecherche und imaginären Gesprächen mit ehemaligen Zeitgenossen. Habe ich etwas gesehen oder nicht? Und wo habe ich die Erinnerung daran aufbewahrt? Immer deutlicher steht die Frage im Raum, ob mit dem Sporttrainer Omar Evans damals der richtige Täter gefasst wurde - und Bodie wird klar, dass sie etwas über den wahren Mörder weiß, etwas, das schon seit den 90er Jahren in ihrem Unterbewusstsein verschüttet liegt.Rebecca Makkais neuer Roman handelt von einem Mordfall, wie er täglich in den Nachrichten steht - und ist dabei ebenso fesselnder Campuskrimi wie Pychogramm einer Frau, die mit ihrer Vergangenheit abrechnet.  'Ein unwiderstehlicher literarischer Pageturner.' The Boston Globe

Rebacca Makkai ist eine der renommiertesten amerikanischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr dritter Roman Die Optimisten bedeutete für sie den großen Durchbruch und wurde nicht nur ein New-York-Times-Bestseller, sondern stand auch auf der Shortlist für den Pulitzer Prize und den National Book Award. Ich hätte da ein paar Fragen an Sie ist ihr vierter Roman, der sofort nach Erscheinen auf die New-York-Times-Bestsellerlist sprang. Rebecca Makkai lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Chicago.

2


Entgegen aller Wahrscheinlichkeit fuhr ich im Januar 2018 in einem jener guten alten Blue Cabs, die mich vor langer Zeit so oft vom Flughafen in Manchester abgeholt hatten, in rasantem Tempo erneut zum Gelände des Internats. Mein Fahrer sagte, er habe schon den ganzen Tag Leute nach Granby chauffiert.

»Die waren alle irgendwo im Urlaub.«

»Die waren zu Hause in den Ferien«, sagte ich.

Er schnaubte, als hätte ich einen üblen Verdacht von ihm bestätigt.

Er fragte mich, ob ich Lehrerin in Granby sei. Kurz war ich erstaunt, dass er mich nicht für eine Schülerin hielt. Doch in seinem Rückspiegel sah ich: eine gestandene Erwachsene mit Falten um die Augen. Nein, sagte ich ihm, ich sei nur besuchsweise hier, um einen zweiwöchigen Kurs zu geben. Ich erklärte ihm nicht, dass ich in Granby zur Schule gegangen war und die Strecke, die wir fuhren, so gut kannte wie ein altes Lied. Es schien mir zu viel Information für eine zwanglose Unterhaltung. Ich erläuterte ihm auch nicht das Konzept des Minimesters, weil es zu einfach geklungen und exakt seiner Vorstellung davon entsprochen hätte, was die verwöhnten Kids da so trieben.

Es war Frans Idee, mich an die Schule zu holen. Fran selbst war in all den Jahren kaum weggewesen; nach dem College, Studium und einiger Zeit im Ausland war sie zurückgekehrt, um in Granby Geschichte zu unterrichten. Ihre Frau arbeitet im Zulassungsbüro, und sie leben mit ihren Söhnen auf dem Internatsgelände.

Mein Fahrer hieß Lee und erzählte mir jetzt, er »kutschiere diese Granby-Kids schon rum, seit ihre Großväter da zur Schule gingen.« Granby sei die Art von Schule, auf die man es nur mit familiären Beziehungen schaffe. Ich hätte ihm gern gesagt, wie falsch er da lag, aber die Gelegenheit, seine Annahme zu korrigieren, dass ich eine Außenstehende sei, war längst verstrichen. »Diese Kids machen so viel Mist, Sie würden’s nicht glauben«, fuhr er fort und fragte mich, ob ich den Artikel imRolling Stone »vor ein paar Jahren« gelesen hätte. Dieser Artikel (»In Freiheit leben oder sterben: Alkohol, Drogen und Tod durch Ertrinken an einem Elite-Internat in New Hampshire«) war 1996 erschienen, und ja, wir hatten ihn alle gelesen und uns von unseren College-Wohnheimen aus Mails geschrieben, wütend über all die Fehler und Mutmaßungen – ähnlich wie wir uns neun Jahre später schreiben sollten, alsDateline alles wieder ans Tageslicht zerrte.

Lee sagte: »Die beaufsichtigen die Schüler da kein bisschen. Wenigstens gibt es die Regel, dass sie kein Uber benutzen dürfen.«

»Komisch, ich habe das Gegenteil gehört«, sagte ich. »Was das Beaufsichtigen angeht.«

»Na klar, die lügen. Die wollen, dass Sie da unterrichten, also erzählen sie Ihnen sonst was.«

In den fast dreiundzwanzig Jahren seit meinem Abschluss war ich nur dreimal in Granby gewesen. Es hatte ein frühes Klassentreffen gegeben, als ich in New York lebte; ich war eine Stunde geblieben. 2008 war ich zu Frans und Annes Hochzeit in der Internatskirche gekommen, der Alten Kapelle. Und im Juli 2013 war ich für ein paar Tage nach Vermont gefahren, um Fran und ihr erstes Baby zu sehen. Das war’s. Unser Zehntes, Fünfzehntes und Zwanzigstes hatte ich gemieden, die Alumni-Treffen in L. A. ignoriert. Erst als dasCamelot-Video aufgetaucht war und Fran mich zu einem Gruppenchat hinzufügte, in dem dann am Ende Theatererinnerungen ausgetauscht wurden, bekam ich echte Sehnsucht nach der Schule. Ich dachte, ich würde auf 2020 warten – unser Fünfundzwanzigstes und zugleich die Zweihundertjahrfeier der Schule, zu der sicher viele aus meiner Klasse kommen würden. Doch dann erhielt ich diese Einladung.

Günstig war auch, dass Yahav, der Mann, mit dem ich eine sich hinziehende, ausweglose Fernaffäre hatte, nur zwei Stunden entfernt wohnte, weil er für ein Jahr an der Bostoner Uni Jura lehrte. Yahav hatte einen israelischen Akzent und war groß, brillant und neurotisch. Unsere Beziehung war nicht so, dass ich einfach hinfliegen konnte, um ihn zu sehen. Aber zufällig in der Gegend