Kapitel 2 - Bis die Kuppe blutet!
Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, was Drömpèl vor einem Jahr mitwenn sich deine Farbe verändert meinte. Er sprach von meinen Augen! Unsere Iris kann sich noch bis zum Erwachsenwerden verändern und genau deshalb müssen wir auch alle bis zum achtzehnten Lebensjahr in die gleiche Schule gehen, bevor wir in die staatlich vorgeschriebenen Zwangs-Berufsgruppen eingeteilt werden. In diesen bekommen wir dann, je nach Schläue, einen Job und starten unsere Karriere.
Meine Mutter war es schließlich, die mir erklärte, dass ganz wenige Lebewesen eine Regenbogenhaut besitzen, dieviolett wirkt. Das soll ein Zeichen dafür sein, dass ihnenMana innewohnt, also spirituelle Energie. Nur diese Menschen dürfen dasechte Zauberhandwerk erlernen. Klar, billige Tricks kann jeder vorgaukeln, aberwahre Magie, von der ich mir bis dahin noch nicht mal sicher war, ob sie wirklich existiert, die ist VE`s, alsoViolet-Eyes, vorbehalten. Wusste ich nicht, denn das wurde uns in der Schule nie gesagt.
Als ich erfuhr, dass meine Mum eigentlich selbst eine Hexe werden wollte, hatten wir gleich eine ganz andere Basis und ich verstand gar nicht, warum sie mir nicht schon viel früher davon erzählt hatte. Doch dann beichtete sie mir, sie habe mir keine falschen Hoffnungen machen wollen, denn ihre Augen blieben ja auch nach ihrem achtzehnten Geburtstag blau. So hatte sie keine Chance mehr, in den elitären Kreis der echten Magiebegabten aufgenommen zu werden, und als einfache Trickserin wollte und konnte sie nicht nebenbei arbeiten. Trotzdem fieberte sie, zusammen mit Ellie, bis zur letzten Sekunde mit mir mit und ermutigte mich, nicht aufzuhören, an meinen Traum zu glauben.
Man sagt, die Veilchenfärbung habe sich aus türkisblauen Augen entwickelt, und tatsächlich soll es so sein, dassalle Magier als Neugeborene blauäugig sind, so wie auch ich.
Ich weiß noch genau, wie sehr ich gezittert und gebetet habe, dass sich meine Augenfarbe verändert. Ich hütete Mister Floyd wie einen Schatz und trug ihn obendrein direkt auf der Haut, in meiner Unterhose, damit wir eine intime Beziehung zueinander entwickelten. Leider wurde diese Beziehung sogar intimer, als mir lieb war. Einmalvergaß ich ihn nämlich, da verkrümelte er sich beim Laufen hinter meine verschwitzten Eier und als ich mich dann schwungvoll auf einen nicht gepolsterten Stuhl plumpsen ließ ... Tja, so habe ich mich dann schließlich doch unfreiwillig selbst entjungfert und es hat mehrere Stunden gebraucht, ihn wieder rauszubekommen!
Nach Drömpèls Besuch stand ich jeden Tag vor dem Vergrößerungsspiegel im Bad und untersuchte die feinen Fasern meiner Iris auf Veränderungen. Dochnichts geschah. Auch an meinem Purzeltag blieb alles, wie es war, was mich unglaublich niederschlug. Weder meine Mum, mit ihren aufbauenden Worten, noch Julien mit seinen Fäkalwitzen oder der angeheuerte Party-Clown konnten mich aufheitern.Clown-Sein gehört übrigens zuKunst und ist demnach auch jedem erlaubt. In diesem Fall war es der Metzger Jean-Pierre, was ich noch immer für eine gruselige Kombination halte.
Mir stand eine trostlose, unabänderliche Karriere in der Wasser- oder Lebensmittelbranche bevor, genau wie meiner Mutter in ihrer Jugend, und ich wollte mich am liebsten vom Rathaus stürzen. Erst am Morgen nach meinem Geburtstag, ich hatte die ganze Nacht durchgeheult und war völlig deprimiert ins Badezimmer geschlurft, warf ich einen beiläufigen Blick in den großen Standspiegel, während ich mein tägliches Häuflein absetzte. Ich kann wirklich froh sein, dass ich instinktiv, oder vor Schreck, noch die Ankerkette abkniff, bevor ich aufsprang. Aufgrund der heruntergelassenen Hose flog ich nämlich direkt auf die Fresse und krabbelte deshalb auf allen vieren ganz nah an mein Abbild heran. Ich musste mich vergewissern, dass es nicht nur am Lichteinfall lag oder an meinen verheulten Augen, doch da war er endlich, der zwar noch imm