ERSTER AKT
Ein geräumiger, hübscher und geschmackvoll eingerichteter Salon,
in dunklen Farben dekoriert. Auf der Rückseite eine breite Türöffnung mit
zurückgezogene Vorhänge, die in einen kleineren Raum führen, der mit
im gleichen Stil wie der Salon. In der rechten Hand
Wand des vorderen Raumes, eine Flügeltür, die zum
Halle. In der gegenüberliegenden Wand, auf der linken Seite, eine Glastür, ebenfalls
mit zurückgezogenen Vorhängen. Durch die Scheiben kann man sehen
Teil einer Veranda draußen, und Bäume mit Herbst bedeckt
Blattwerk. Ein ovaler Tisch, mit einer Decke darauf, und umgeben
durch Stühle, steht weit vorne. Vorne, an der Wand auf
rechts, ein breiter Herd aus dunklem Porzellan, ein hochlehniger
Sessel, einer gepolsterten Fußstütze und zwei Fußhockern. A
Sitzgruppe, mit einem kleinen runden Tisch davor, füllt den
rechte obere Ecke. Vorne, links, ein wenig
Weg von der Wand, ein Sofa. Weiter hinten als das Glas
Tür, ein Klavier. Auf beiden Seiten der Türöffnung auf der Rückseite
ein Dingsbums mit Terrakotta- und Majolika-Ornamenten.‒
An der Rückwand des Innenraums steht ein Sofa, mit einem
Tisch, und ein oder zwei Stühle. Über dem Sofa hängt die
Porträt eines gut aussehenden älteren Mannes in einer Generalsuniform.
Über dem Tisch eine Hängelampe, mit einem Opalglasschirm.‒ A
Anzahl von Blumensträußen sind im Salon angeordnet, in
Vasen und Gläser. Andere liegen auf den Tischen. Die Böden
in beiden Räumen sind mit dicken Teppichen belegt.‒ Morgenlicht.
Die Sonne scheint durch die Glastür herein.
MISS JULIANA TESMAN, mit aufgesetzter Haube und einem Sonnenschirm in der Hand,
kommt aus der Halle herein, gefolgt von BERTA, die eine
Blumenstrauß in Papier eingewickelt. MISS TESMAN ist eine hübsche und angenehme…
Eine gut aussehende Dame von etwa fünfundsechzig Jahren. Sie ist hübsch, aber einfach
bekleidet mit einem grauen Wanderkostüm. BERTA ist eine Frau mittleren Alters
Frau von schlichtem und eher bäuerlichem Aussehen.
MISS TESMAN.
[Bleibt in der Nähe der Tür stehen, lauscht und sagt leise:] Bei meinem Wort, ich glaube, sie rühren sich noch nicht!
BERTA.
Ich habe es Ihnen gesagt, Miss. Denken Sie daran, wie spät der Dampfer gestern Abend ankam. Und dann, als sie zu Hause ankamen! ‒ Guter Gott, was die junge Herrin alles auspacken musste, bevor sie ins Bett konnte.
MISS TESMAN.
Nun gut ‒ lassen wir sie ausschlafen. Aber lassen Sie uns dafür sorgen, dass sie die frische Morgenluft gut einatmen können, wenn sie erscheinen.
[Sie geht zur Glastür und stößt sie auf.
BERTA.
Neben dem Tisch, ratlos, was sie mit dem Strauß in ihrer Hand tun soll. Ich erkläre, dass hier kein Platz mehr ist. Ich denke, ich lege ihn hier hin, Fräulein. [Sie stellt ihn auf das Klavier.
MISS TESMAN.
Du hast jetzt also eine neue Geliebte, meine liebe Berta. Der Himmel weiß, dass es für mich eine Qual war, mich von dir zu trennen.
BERTA.
Und glauben Sie nicht, dass es auch für mich schwer war, Fräulein? Nach all den gesegneten Jahren, die ich mit Ihnen und Miss Rina verbracht habe.(1))
MISS TESMAN.
Wir müssen das Beste daraus machen, Berta. Es gab nichts anderes zu tun. George kann nicht auf dich verzichten, verstehst du, er kann es absolut nicht. Du hast dich um ihn gekümmert, seit er ein kleiner Junge war.
BERTA.
Ach, aber, Fräulein Julia, ich muss immer an Fräulein Rina denken, die hilflos zu Hause liegt, das arme Ding. Und dann auch noch mit diesem neuen Mädchen! Sie wird nie lernen, sich richtig um eine Kranke zu kümmern.
MISS TESMAN.
Oh, ich werde es schaffen, sie zu trainieren. Und natürlich werde ich das meiste davon auf mich nehmen, das weißt du. Du brauchst dir keine Sorgen um meine arme Schwester zu machen, meine liebe Berta.
BERTA.
Nun, aber da ist noch etwas anderes, Miss. Ich fürchte tödlich, dass ich der jungen Herrin nicht gerecht werden kann.
MISS TESMAN.
Tja ‒ nur am Anfang gibt es vielleicht das eine oder andere ‒
BERTA.
Am ehesten wird sie in ihrer Art schrecklich großartig sein.
MISS TESMAN.
Na, das ist doch kein Wunder ‒ die Tochter von General Gabler! Denken Sie an das Leben, das sie zu Zeiten ihres Vaters führte. Erinnern Sie sich nicht, wie sie immer mit dem General die Straße entlang ritt? In diesem langen schwarzen Habit ‒ und mit Federn im Hut?
BERTA.
Ja, in der Tat ‒ ich erinnere mich gut genug! ‒ Aber, guter Gott, ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass sie und Master George eine Verbindung eingehen würden.
MISS TESMAN.
Ich auch nicht. ‒ Aber übrigens, Berta ‒ wenn ich schon dabei bin: In Zukunft darfst du nicht mehr Master George sagen. Du musst Dr. Tesman sagen.
BERTA.
Ja, davon hat die junge Herrin auch gesprochen ‒ gestern Abend ‒ in dem Moment, als sie das Haus betreten haben. Ist es denn wahr, Fräulein?
MISS TESMAN.
Ja, so ist es. Stell dir nur vor, Berta ‒ irgendeine ausländische Universität hat ihn zum Doktor gemacht ‒ während er im Ausland war, verstehst du. Ich hatte kein Wort davon gehört, bis er es mir auf dem Pier selbst sagte.
BERTA.
Nun ja, er ist clever genug für alles, das ist er. Aber ich hätte nicht gedacht, dass er an Menschen herumdoktern würde.
MISS TESMAN.
Nein, nein, so ein Arzt ist er nicht. Aber ich sage Ihnen, vielleicht müssen wir ihn bald etwas noch Großartigeres nennen.
BERTA.
Was du nicht sagst! Was kann das sein, Fräulein?
MISS TESMAN.
Das wüssten Sie wohl gern! Ach, wenn doch mein armer Bruder jetzt aus dem Grabe aufblicken könnte und sähe, was aus seinem kleinen Jungen geworden ist! Aber, meine Güte, Berta, warum hast du das getan? Ich habe die Chintzbezüge von allen Möbeln genommen.
BERTA.
Die Herrin hat es mir befohlen. Sie kann keine Decken auf den Stühlen dulden, sagt sie.
MISS TESMAN.
Machen sie das dann zu ihrem täglichen Wohnzimmer?
BERTA.
Ja, so habe ich es verstanden ‒ von der Herrin. Meister George ‒ der Doktor ‒ er sagte nichts.
GEORGE TESMAN kommt von rechts in den Innenraum,
vor sich hin summend und mit einem ungeschnallten leeren
Portmanteau. Er ist ein mittelgroßer, jung aussehender Mann von
dreiunddreißig, eher stämmig, mit