Kapitel 1
Alle absorbierten Seelen freilassen?
ICH ATMETE TIEF EIN und versuchte, mein Herzklopfen zu beruhigen. Reiner Zufall hatte dazu geführt, dass ich ein Feuer entzünden würde, das schwer wieder zu löschen sein würde. Nun, sollten die Feiglinge die Folgen fürchten!
Ja.
Ein Wirbelwind aus Schatten brach aus meiner Klinge hervor, wie eine Spur halbdurchsichtiger Tinte, und jagte durch den Raum, absorbiert von der Magie des Artefakt-Käfigs. Hinter dessen Gitterstäben teilten sich die Schatten und verschmolzen zu voneinander getrennten Formen, die sich rasch zu Fleisch verwandelten. Schließlich war ein ganzer Tag vergangen und die NPCs konnten im Kreis sofort respawnen. Fasziniert starrten die Pandas auf den Käfig, als sich dort eine Gruppe von Sukkubi austobte. Erschrocken wichen sie vor der einsamen weiblichen Gestalt zurück, über deren Kopf der erschreckende Titel schwebte:Ananizarte, die Göttin der Dunkelheit.
Die Göttin war sichtlich schlechter Laune. Um sie herum waberte eine leuchtende Aura und ihre Augen schossen zornige, rote Flammen.
„Ich habe nichts gegen dich persönlich“, erklärte ich Ananizarte. „Es ist nur so — die Pandas hatten mich beauftragt, eine Göttin zu töten.“
Ihren Blick starr auf mich gerichtet, breitete sie langsam die Arme aus, und der Käfig explodierte zu unzähligen winzigen Metallscherben, die durch die Luft flogen.
Die Zeit war gekommen. Die Gefahr war groß, in diesem Augenblick zu sterben, inmitten ihres göttlichen Wutanfalls, aber mein Tod war in meinem Plan nicht vorgesehen. Ich aktivierte denSchattenlauf und verschwand, unterwegs zur Schattenebene. Vor meinen Augen verwandelte sich die Halle, als ob ich sie durch einen Filter betrachten würde. Unter meinen Füßen knirschten Knochen und die geringeren Schatten wichen furchtsam vor mir zurück. Wie viele Wesen hatten die Pandas bloß an diesem Ort bereits getötet?
Ich hatte keine Zeit, mich näher mit ihnen zu befassen. Drei Schritte, nur drei Schritte war Jerkhan von mir entfernt gewesen! Ich nutzte es aus, dass der Oger noch immer fassungslos Ananizarte anstarrte. Gleichzeitig wehrte er mit seinem Schild die Scherben ab, die auf ihn zu flogen. Ich näherte mich ihm von hinten.
Dann verließ ich die Schattenebene wieder. Zwei Hiebe, blitzschnell. Der erste zertrennte die Kette, an der Jerkhan Weldy hinter sich her geschleift hatte. Mit meiner freien Hand stieß ich die junge Frau beiseite, aus der Gefahrenzone im Zentrum des Raums heraus. Der zweite zielte auf die Muskeln seines massigen Halses bei der freien Stelle zwischen Jerkhans Helm und einer schwarzen, mit Stacheln versehenen Schulterplatte..
Nimm das, du Abschaum!
Leider schaffte es der Oger, rechtzeitig zu reagieren. Er wich zurück, sodass Aelmaris ihn lediglich streifte. Seine Vergeltung folgte umgehend. Ein Schlag seiner schwarzen Axt durchbrach meinen Versuch zu parieren und schleuderte mich gegen die Wand. Ironischerweise war das meine Rettung. Eine Ranke des tobenden, dunkelroten Wirbelwindes erreichte den Ort, an dem wir miteinander gekämpft hatten, griff sich den brüllenden Oger und umgab ihn mit Flammen. Heiße Luft traf mein Gesicht und versengte mir die Augenbrauen und Wimpern, was mir einen anhaltenden Schaden eintrug.
Ich konnte kaum etwas sehen. Dennoch fand ich Weldy und aktivierte rasch den Großen Schild des Schattens, meine zweite Überraschung. Einst hatte eine Schriftrolle mit diesem Bannspruch Alex und mich inmitten eines Angriffs einer Raid-Gruppe vom PROJEKT HÖLLE gerettet. Zehn Minuten oder zehn Millionen Trefferpunkte absorbierten Schadens schienen mir ausreichend, selbst einer Göttin zu widerstehen. Wenigstens hoffte ich das...
In der Mitte der Halle, wo vorhe