Nicht zum ersten Mal konnte Jasmin in Dr. Holls OP-Team ihre medizinischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dass sie diesmal sogar bei einer Lebertransplantation dabei sein durfte, bescherte ihrem Selbstvertrauen einen außerordentlichen Schub.
Ihr oblag das stundenlange Hakenhalten. Zwischendurch ein paar Blutstillungen durch Kompression. Keine besonders abwechslungsreiche Tätigkeit, aber unerhört wichtig. Sie spürte schon eine leichte Verkrampfung im Rücken.
Der Patient war noch ein Kind. Und so war es für sie aufgrund des Platzmangels nicht ganz einfach, mit ihren Armen das Zusammenspiel der Chirurgen nicht zu behindern.
Dr. Stefan Holl und Dr. Daniel Falk arbeiteten Hand in Hand an beiden Seiten des OP-Tisches. Das fünfjährige Kind litt an einer schweren Stoffwechselerkrankung der Leber. Der lebensbedrohliche Zustand konnte nur durch ein neues Organ behoben werden.
Angesichts der langen Empfänger-Wartelisten hatte sich der eigene Vater dafür entschieden, seinem Sohn mit einer Lebendspende sofort zu helfen. Nach eingehenden Tests und intensiven Gesprächen stimmten die Ärzte dem Eingriff zu, der auch für den Dreiundvierzigjährigen nicht ganz risikolos war. Man war guten Mutes, dass alles gut gehen würde. Eine hundertprozentige Garantie konnte Dr. Holl dem Mann allerdings nicht geben.
Der linke Leberlappen des Spenders war bereits entfernt worden. Das bedeutete zunächst keinen großen Verlust, da nach einer gewissen Zeit der verbleibende rechte Lappen fast wieder auf die ursprüngliche Größe des Organs nachwachsen würde.
Im Hintergrund des OP zwei erklang romantische Filmmusik. Daniel Falk war bei der Auswahl an der Reihe gewesen.
„Bloß nichts Aufpeitschendes“, hatte er verlangt. „Das vertrag ich heute nicht.“
Die Chirurgen gingen nach der Standardtechnik vor.
Ein L-förmiger Oberbauchschnitt legte das Operationsfeld mit der kranken Leber des Kleinen frei. Sie wurde entfernt. Das geschah ohne Hast und mit penibler Genauigkeit. Jegliche innere Blutungen sollten vermieden werden.
Nachdem Dr. Holl und Dr. Falk alle Gefäße präzise präpariert hatten, konnte endlich das Spendenleber-Teil aus der kalten Konservierungslösung entnommen und ein